"Klar würde ich gerne gegen Tiger spielen"

Von Interview: Florian Regelmann
Miguel Angel Jimenez beobachtet Martin Kaymer in der ersten Proberunde beim Abschlag
© Getty
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SPOX: In den USA gibt es viele Leute, bei denen die PGA Championship wahrscheinlich immer als Turnier in Erinnerung bleiben wird, das Dustin Johnson verloren hat. Und auf welche dramatische Art und Weise. Dass Sie es gewonnen haben, war in vielen Medien nur zweitrangig. Stört Sie das?

Kaymer: Ich hatte Mitgefühl für Dustin, das hätte wirklich jedem von uns in seiner Situation passieren können. Aber auf der anderen Seite wäre es auch ohne die Strafschläge ein Stechen gewesen, bei dem jeder von uns hätte gewinnen können. Von daher stört es mich nicht, denn ich finde nicht, dass man sagen sollte, er hat das Turnier verloren.

SPOX: Mickelson, McDowell, Oosthuizen, Kaymer: Wer Anfang des Jahres die Major-Sieger richtig getippt hätte, wäre sehr reich geworden. Alex Cejka hat ja übrigens das PGA-Tippspiel klar verloren, weil er Sie im Gegensatz zu SPOX nicht auf der Rechnung hatte...

Kaymer: (lacht) Darüber muss ich wohl mal mit Alex sprechen. Im Ernst: Bei Majors kann man nie sagen, wann man es gewinnen kann oder nicht. Tiger Woods kann das vielleicht, aber die Felder bei den Majors sind so ausgeglichen besetzt, dass neben einer eigenen perfekten Woche auch immer Glück eine Rolle spielt.

SPOX: Was hat sich in Ihrem Leben nach dem Major-Sieg geändert? Soll sich überhaupt etwas ändern, wenn es nach Ihnen geht?

Kaymer: Ich hoffe nicht, dass ich mich als Person verändere. Natürlich ist die Aufmerksamkeit etwas gestiegen, was ich ganz schön finde, denn ich sehe das auch als Belohnung für die Arbeit, die ich Tag für Tag in meinen Beruf stecke. Momentan bin ich sehr zufrieden, wie alles läuft.

SPOX: Ihr Aufstieg in den letzten Jahren ging einerseits in einem rapiden Tempo vonstatten, war andererseits aber auch immer eine schrittweise Entwicklung. Wenn Sie an die 59 auf der EPD Tour zurückdenken, hätten Sie sich zu dem Zeitpunkt vorstellen können, dass Sie in einigen Jahren ein Major gewinnen werden?

Kaymer: Wie schon gesagt, mit einem Major-Sieg kann man nicht rechnen oder sich das vorstellen. Das war auch damals noch nicht mal ein Ziel von mir, denn das wäre wohl etwas vermessen gewesen.

SPOX: Aber wann kam dann der Zeitpunkt, als Sie wussten: Jetzt kann ich auch eines der Major jederzeit gewinnen. Jetzt bin ich bereit dafür.

Kaymer: Ich glaube nach meinem sechsten Platz bei der PGA Championship 2009 habe ich zum ersten Mal wirklich die Chance gesehen, den Traum eines Major-Siegs irgendwann mal wahr machen zu können. Da habe ich gemerkt, dass ich auch bei den ganz großen Turnieren oben mitspielen kann.

SPOX: Aktuell sind Sie vielleicht in der Form Ihres Lebens. Welcher Teil Ihres Spiels hat sich Ihrer Meinung nach in den letzten Jahren am meisten verbessert?

Kaymer: Auf jeden Fall das kurze Spiel, sowohl Annäherungen als auch das Putten. Von der Form meines Lebens würde ich nicht unbedingt sprechen wollen, aber ich bin momentan wirklich sehr gut drauf. Dazu kommt natürlich auch das ungemeine Selbstvertrauen, das man durch einen Major-Sieg bekommt.

SPOX: Alle großen Champions zeichnet es ja irgendwie aus, dass sie nach einem großen Sieg immer mehr wollen. Eine Art Sucht nach großen Titeln entwickeln.

Kaymer: Das kann man schon so sagen, wobei ich es nicht Sucht nennen würde. Man sollte solche Momente auch genießen können, aber nie den Hunger auf mehr verlieren. Mit einem Major-Sieg im Rücken steigen natürlich auch die Erwartungen an die eigene Person, aber nicht in dem Maße, dass ich mich damit unter Druck setze. Ich weiß jetzt, dass ich gegen die Besten der Welt gewinnen kann und versuche, so auch jedes Turnier anzugehen.

SPOX: Sie haben vorhin gesagt, dass man sich Major-Titel nicht so richtig als Ziel setzen kann. Aber es soll doch schon noch mehr als ein Major-Sieg werden, oder?

Kaymer: (lacht) Aber klar, mit 25 und dem Wissen, dass ich schon eins gewonnen habe, habe ich schon das Ziel, im Laufe meiner weiteren Karriere es nicht bei einem Major zu belassen. Aber Major-Titel sind nicht im Jahresrhythmus planbar. Dafür muss wirklich alles zusammen kommen.

SPOX: Die Nummer eins der Welt zu werden, ist jetzt natürlich auch möglich. Aktuell sind Sie die Nummer sechs. Ist das schon für 2011 ein Ziel, vielleicht in die Nähe der Nummer eins zu kommen?

Kaymer: Darüber mache ich mir momentan keine Gedanken. Ich möchte dieses Jahr gerne die Nummer eins in Europa werden, was danach kommt sehen wir dann. Solange Tiger Woods und Phil Mickelson noch da oben sind, wird es sehr schwer werden, aber ich würde mich freuen, wenn ich den beiden eines Tages wirklich gefährlich werden könnte.

SPOX: Wie sehen Ihre Pläne für die nächsten Jahre tourtechnisch aus? Beide Touren spielen und viel hin- und herfliegen?

Kaymer: Für die nächsten Jahre habe ich noch keine genauen Pläne. Ich werde sicherlich im nächsten Jahr mehr Turniere in den USA spielen, um mein Spiel auf den dortigen Plätzen noch zu verbessern und um zum Beispiel zu lernen, wie genau man auf Bermudagras spielt. Von einer Konzentration auf die US PGA Tour würde ich nicht sprechen, aber auch darüber mache ich mir erst Gedanken, wenn meine Saison vorbei ist.

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