Kaymer kann sogar Tiger ablösen

Von Florian Regelmann
Martin Kaymer kassierte für seinen Sieg bei der PGA Championship 1,35 Millionen Dollar
© Getty

Martin Kaymer gewinnt die PGA Championship in Whistling Straits und steigt mit seinem ersten Major-Sieg zu einem Sport-Superstar auf, nicht nur in Deutschland. SPOX mit der ultimativen Lobhudelei auf einen 25-Jährigen, der noch viel mehr erreichen wird.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Was war bei der PGA Championship 2010 nicht alles los? Wir könnten jetzt über den leidenden Sergio Garcia reden, der sich ab sofort eine mehrmonatige Pause vom Golf nimmt und sie bitter nötig hat, wie dieses Video aus Whistling Straits beweist. Oder über den Chinesen-Mann Wen-chong Liang, den vor dem Turnier kein Schwein kannte, der aber dann einfach mal einen Platzrekord schießt.

Oder über Bubba Watson aus Bagdad/Florida, der noch nie eine Trainerstunde hatte, den Ball kilometerweit schlägt, in praktisch jedem Interview heult und danach sagt, dass er aber keine Memme ist. Oder über Nick Watney, der nach Runden von 69, 68 und 66 Schlägen am Finaltag dank eines Feuerwerks auf den letzten Löchern eine entspannte 81 ins Clubhaus bringt.

Oder aber über Phil Mickelson und Tiger Woods. Der eine leidet an Arthritis und ist plötzlich Vegetarier, der andere ist immer noch die Nummer eins der Welt und hat bei der PGA Championship in Ansätzen sogar wie der alte Tiger gespielt. Aber eben nur in Ansätzen.

Oder wir könnten natürlich über Dustin Johnson sprechen, der auf gutem Wege zum Pechvogel des Jahrhunderts ist. Erst bricht er bei den US Open in Führung liegend in der Finalrunde völlig weg - und jetzt wird ihm ein Bunker zum Verhängnis, der gar keiner war.

Eine einzige Anmerkung dazu: Es war den Regeln nach die richtige Entscheidung und in gewisser Weise ist DJ selbst schuld. Das Problem, das die Regelhüter aber mal bedenken sollten: Wäre das gleiche an Tag 2 an Loch 5 passiert, es hätte wohl keine Kamera eingefangen und es hätte niemanden interessiert.

So wird die PGA Championship 2010 in den USA wohl immer als das Dustin-Johnson-Debakel in Erinnerung bleiben. Aber in Deutschland sieht die Welt anders aus.

Das SPOX-Par-10 widmet sich in seiner aktuellen Ausgabe ausschließlich Martin Kaymer. Und sonst niemandem. Extra-Blatt, Extra-Blatt!

10. Nimm das, Alex! Um das zu Beginn sofort mal abzuhandeln. Alex Cejka hat das Tippduell gegen SPOX diesmal haushoch verloren. SPOX hatte Kaymer auf dem Zettel, Cejka nicht.

Das ist bitter für den Herrn Cejka. Deshalb verstehen wir auch, dass von Cejka noch keine Stellungnahme zu seiner Niederlage zu bekommen war.

Update Cejka hat sich gemeldet: "Ich gratuliere Martin ganz herzlich zu seinem ersten Major-Sieg und bin mir sicher, es wird nicht sein letzter sein. Dieser Erfolg wird nicht nur ihn, sondern auch den deutschen Golfsport erheblich nach vorne bringen. Schon bei den letzten World-Cup-Veranstaltungen, bei denen wir als Team an den Start gingen, habe ich gemerkt, dass dieser Junge alles mitbringt, um ein Weltklassespieler zu werden. Dies hat er am letzten Sonntag eindrucksvoll bewiesen."

9. Nimm das, USA! Es gibt keinen Sport, in dem der Sieger so schwer vorauszusagen ist wie im Golf. Bei der PGA Championship kommt traditionell das stärkste Feld des Jahres zusammen. Man kann locker 50 Mann aus dem Hut zaubern, die alle das Zeug zum Sieg haben.

Wie man es aber schaffen kann, ein Top-50-Ranking aufzustellen und Kaymer dabei außen vor zu lassen, ist ein absolutes Rätsel. Genau das ist in den US-Medien vor dem letzten Major des Jahres aber passiert. Kaymer hatte ja nur zwei Top-10-Resultate in den letzten beiden Majors erzielt und er war ja nur die Nummer 13 der Welt, den kann man schon mal weg lassen. Ist schon klar.

Es gab sogar US-Journalisten, die tatsächlich noch während der Woche nicht wussten, wer Kaymer ist. Auch jetzt nach Kaymers Sieg wird fast nur über Johnsons Albtraum gesprochen. Macht aber nichts. Friede sei mit ihnen.

8. Graues Polo, schwarze Hose: Es gibt natürlich auch Gründe, warum der Name Kaymer den US-Fans bis zur PGA Championship noch nicht so ein Begriff war. Kaymer hatte zum einen in den USA noch nicht so viele Top-Leistungen abliefern können. Und zum anderen fällt er mit seiner Art und seinem Style auch einfach nicht auf.

Er läuft an Finaltagen nicht wie Rickie Fowler ganz in orange gekleidet über den Platz. Er trägt zu seiner schwarzen Hose eben ein graues Polo. Kaymer ist der klassischste Typ, den man sich nur vorstellen kann. Passend dazu seine ruhige Art - er hat noch nie einen Schläger geschmissen. Ausraster sind völlig ausgeschlossen.

"Ich bin ein ganz normaler Typ. Die meisten Menschen in der Welt denken, dass die Deutschen langweilige Menschen sind. Ich glaube nicht, dass ich langweilig bin, aber ich bin auch nicht der total verrückte Typ. Ich bin sehr normal. So wie ich auf dem Platz bin, bin ich auch abseits des Platzes", beschrieb sich Kaymer zutreffend.

7. Lobe, wer seinem Caddie hilft: Manchmal sagen ganz kleine Szenen mehr über einen Menschen aus als viele Worte. Finalrunde PGA Championship: Kaymer hat gerade ein Eisen ins Grün geschlagen und damit ein mächtiges Divot aus dem Boden gehauen.

Kaymer geht ein paar Schritte, bückt sich, hebt das Divot auf und gibt es seinem Caddie Craig Connelly, damit der es wieder einsetzen kann.

Einfach bei den Übertragungen mal darauf achten, wie viele Superstars das machen. Viele wird man nicht finden. Es klingt vielleicht pathetisch, aber Kaymer ist ein noch besserer Junge als Golfspieler. Und das will was heißen.

6. Swinging like Martin: Eine Frage, die spätestens nach seinem Triumph wieder aufkommt: Mit wem ist Kaymer eigentlich vergleichbar? Die Antwort: mit niemandem. Sicher hat er etwas von Bernhard Langer in sich, aber das Paket, das Kaymer auszeichnet, hat sonst keiner auf der Tour.

Sein langes Spiel ist so unfassbar konstant, das Tiger vor Neid erblassen würde. Dazu ist er lang vom Abschlag, wenn auch nicht so lang wie die Watsons, Johnsons oder Quiros' dieser Welt. Seine langen Eisen, wie der Abschlag an der 17 im Stechen oder der dritte an der 18 im Stechen, sind ein Traum.

Einzig der Putter war in seiner Karriere oft etwas launenhaft, aber dass er auch in Major-Turnieren wichtige Putts lochen kann, hat er am Finaltag eindrucksvoll gezeigt. Vor allem der Par-Putt an der 18, mit dem er sich ins Stechen rettete, war groß. Ganz groß. Dazu hat er "einen guten Kopf auf den Schultern", wie es Langer einmal formulierte. Strategietechnisch macht ihm keiner etwas vor. Er macht es auf eine ganz andere, ruhige Art und Weise, aber in seinem eigenen Stil ist Kaymer auch ein abgebrühter Killer geworden.

Wie Kaymer Woods ablösen kann und was seine "Schwäche" ist...