"Ich würde alles für Olympia tun"

Von Interview: Florian Regelmann
Martin Kaymer hat in dieser Saison knapp zwei Millionen Euro Preisgeld eingespielt
© Getty
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SPOX: Kommen wir zu Ihrer Saison 2009. Zwei Siege in Frankreich und Schottland, dazu viele weitere Top-Resultate, es gibt keinen Grund zu meckern, oder?

Kaymer: Nein, überhaupt nicht. Ich bin super zufrieden. Die zwei Siege waren sehr wichtig für mich, weil ich bis dahin nicht so überragend gespielt habe. Es war okay, aber nicht mehr. Die zwei Siege haben mich dann weit nach vorne gebracht. In der Weltrangliste stehe ich aktuell auf Rang zwölf, das ist sehr akzeptabel. Wenn ich jetzt in Europa noch zwei Ränge hoch rutschen würde, wäre es schön.

SPOX: Auch bei den Majors haben Sie sich im Vergleich zum letzten Jahr gesteigert, der sechste Platz bei der PGA Championship war stark. Wie sehr hat Sie das gepusht?

Kaymer: Das gute Ergebnis bei der PGA Championship war sehr wichtig für mich, weil ich mir bewiesen habe, dass ich auch in einem Major in die Top 10 kommen kann. Im letzten Jahr habe ich bei den Majors nicht auf einem so hohen Niveau gespielt, vor allem am Wochenende ist es nicht so gut gelaufen. Ich würde den sechsten Rang nicht ganz mit einem Sieg gleichstellen, aber er hat sich sehr gut angefühlt. Und er wird mir Selbstvertrauen für 2010 geben.

SPOX: So viel Selbstvertrauen, dass Sie 2010 ein Major gewinnen können?

Kaymer: Wenn man sich die Major-Sieger in diesem Jahr anschaut, dann waren die schon sehr ungewöhnlich. Ich denke, dass ich auf jeden Fall wieder in die Top 10 kommen kann, aber ob ich soweit bin, um ein Major zu gewinnen, weiß ich nicht. Ich hoffe aber natürlich, dass ich früher oder später in meiner Karriere ein paar Majors gewinnen werde.

SPOX: Wenn Sie ein Major gewinnen, wo wäre es denn am wahrscheinlichsten?

Kaymer: Wenn es um meinen ersten Major-Sieg geht, würde ich ehrlich gesagt auf die British Open tippen. Von den Wetter- und Platzverhältnissen ist es das Turnier, das am besten zu mir passt. Vor allem auch deshalb, weil ich bei schlechtem Wetter gut spielen kann. Die British Open könnten mein Turnier sein.

SPOX: Wenn man sich Ihre Karriere genau anschaut, fällt auf, dass es nach einem kometenhaften Aufstieg immer peu a peu weiter nach oben geht. Haben Sie das Gefühl, dass alles im richtigen Tempo passiert?

Kaymer: Die ersten zweieinhalb Jahre mit dem Aufstieg über die EPD Tour waren sehr rasant, aber seitdem geht es tatsächlich immer Schritt für Schritt weiter. Ich habe sehr konstant gespielt, mit einigen Höhepunkten, und ich fühle mich von Jahr zu Jahr sicherer. Ich bin auf beiden Touren akzeptiert. So wie es gelaufen ist, habe ich mir es vorgestellt, auch wenn man das nicht planen kann. Man kann nur sein Bestes geben. Ich hoffe, dass jedes Jahr etwas mehr auf das Häufchen draufkommt und ich noch entspannter die Turniere spielen kann.

SPOX: In der Anfangszeit waren Sie nicht immer so entspannt. Ihr Bruder Philip hat im SPOX-Interview von der schweren Zeit in Asien erzählt. Können Sie sich daran auch noch so gut erinnern?

Kaymer: Ja, das war wirklich alles nicht so einfach. Ich bin zwar vorher auf der Challenge Tour und mit der Nationalmannschaft auch schon viel herumgekommen und mit 21 Jahren ist man ja alt genug, um in der Welt herumzufliegen, aber es war dennoch nicht leicht. In Asien ist es nicht so gut organisiert wie in Europa und ich habe noch nicht gewusst, wie alles abläuft. Wenn du zum Beispiel im Taxi vom Flughafen ins Hotel sitzt und dich versteht keiner, so dass du es mit Zetteln versuchen musst, ist es keine komfortable Situation. Ich kannte auch wenige Leute. Dass mein Bruder mich dann unterstützt hat, war ganz wichtig für mich. Ich weiß nicht, ob ohne meinen Bruder alles so gut gelaufen wäre.

Im dritten Teil spricht Martin Kaymer über den Ryder Cup und seine Zukunft in Europa