"Martin hat mal 80 Tore geschossen"

Von Interview: Florian Regelmann
Martin und Philip Kaymer 2007 in Singapur: Hier begann die Erfolgsstory so richtig
© Getty
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SPOX: Sie haben in der Anfangszeit für Martin Caddie gemacht. Wie haben Sie die Zeit in Erinnerung?

Kaymer: Ich kann mich noch ziemlich genau an alles erinnern. Martin hat angerufen, als ich gerade dabei war, auf Klausuren zu lernen. Er hat mir gesagt, dass es ihm alles nicht so gut gefällt und mich gefragt, ob ich vorbeikomme. Ich habe ihm gesagt, dass ich es gerne mache und dass wir schauen, dass wir es gemeinsam hinbekommen.

SPOX: Wie schwer war es am Anfang?

Kaymer: Es war schon nicht einfach. Man hat sich natürlich auch über die finanzielle Seite Gedanken gemacht, weil bis zu dem Zeitpunkt noch nichts reingekommen war. Beim ersten Turnier in Indonesien lag Martin vier Löcher vor Schluss der zweiten Runde auf dem fünften Platz - dann hat er aufgehört mit Bogey, Bogey, Bogey, Triple-Bogey und der Cut war um einen Schlag verpasst. Wieder eine Woche, in der man Kosten verursacht hat und nichts in die Kasse gekommen ist. Da denkt man sich schon, dass langsam mal was passieren sollte. Sechs Wochen in Asien sind nicht billig.

SPOX: Wie ging es dann weiter?

Kaymer: Eine Woche später ist Martin in Singapur am Ende auf dem 20. Platz gelandet und hat etwa 10.000 Euro eingespielt. Abends saßen wir im Hotel und haben gesagt, dass das der Startschuss war und es jetzt richtig losgehen kann, weil alles erstmal bezahlt ist. Der Durchbruch mit dem dritten Rang in Portugal war bombig. Wir sind vom Platz zum Flughafen gefahren, das weiß ich auch noch genau, und wir haben 30 Minuten kein Wort gewechselt und sind nur da gesessen. Irgendwann hat Martin gesagt, 'wir haben gerade 80.000 Euro verdient'. Das hat Sicherheit gegeben und ab dann hat es super viel Spaß gemacht.

SPOX: Auch weil man als Golf-Profi die ganze Welt sieht?

Kaymer: Ja. Martin ist es ganz wichtig, nicht nur immer zwischen Platz und Hotel zu pendeln. Da würde man auf Dauer einen Koller bekommen. Ich denke, dass es auch für die Entwicklung der Persönlichkeit wichtig ist, verschiedene Kulturen kennenzulernen und sich vieles anzuschauen. Das bringt manchmal mehr, als zwei Stunden Bälle zu schlagen.

SPOX: Mit wem versteht sich Martin am besten auf der Tour?

Kaymer: Es gibt eigentlich keinen, mit dem er sich nicht versteht. Am meisten macht er mit den Schweden und den Spaniern. Gonzalo Fernandez-Castano und Alvaro Quiros kennt er noch aus Amateur-Zeiten. Er hat den Riesenvorteil, dass viele Spieler in seinem Alter sind. Mit Rory McIlroy war in der letzten Woche beim Bridgestone Invitational im Kino.

SPOX: Es ist nicht gut gelaufen bei der Generalprobe für die PGA Championship. Was war los?

Kaymer: Viele würde es jetzt wieder auf ein "Amerika-Problem" zurückführen, aber ich denke, dass man jetzt wegen einer Woche, in der es nicht so gut gelaufen ist, nicht wieder vieles in Frage stellen oder sich große Gedanken machen sollte. Es hat einfach nicht so gut geklappt, aber das ändert nichts daran, dass die Form generell stimmt. Das kann bei der PGA Championship schon wieder ganz anders aussehen.

SPOX: Was trauen Sie ihm zu?

Kaymer: Ich sehe Martin nicht unbedingt in den Top-3 oder Top-5, aber es kann alles passieren. Ich persönlich würde mich freuen, wenn er in den Top-30 oder Top-20 landen würde.

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