Der Koreaner hat Eier!

Von Florian Regelmann
Y.E. Yang hat schier Unmögliches geleistet, als er Tiger Woods auf der Schlussrunde noch abfing
© Getty

Y.E. Yang hat's gemacht. Er hat Tiger Woods im Duell Mann gegen Mann bezwungen. Der Golfsport verneigt sich vor einem unscheinbaren Asiaten. Außerdem: Der Hass auf US-Regisseure und Paddys Schneemann.

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10. Yang Yong-eun, Golfstar: Vor der Finalrunde schien die Sache eindeutig. So unglaublich eindeutig. Seit 2003 hatten die Jungs, die bei einem Major in der Finalrunde mit Tiger Woods spielen mussten, zusammen ein Ergebnis von 56 über Par zustande gebracht. Neben Tiger brechen sie alle zusammen. Kennen wir alles. Warum bitteschön sollte das bei Y.E. Yang, der im Turniersiege-Vergleich auf der PGA Tour gegen Tiger mit 1:70 hinten liegt, anders sein?

Es sprach nichts dafür. Manche mögen jetzt sagen, dass Tiger Woods das Turnier verloren und nicht Y.E. Yang das Turnier gewonnen hat. Da mag etwas Wahres dran sein. Aber in erster Linie sollten wir dankbar sein, dass nach langer Zeit mal ein Spieler kam, der Tiger Paroli geboten hat. Nehmen wir die 18 in der Finalrunde. Wie Y.E. Yang da aus dem Semi-Rough ein Hybrid über den Baum und über den Grün-Bunker an die Fahne genagelt hat, war ohne Übertreibung einer der besten Schläge, die der Golfsport in so einer Situation je gesehen hat.

Und dann macht er noch den Birdie-Putt rein - stylischer gewinnen geht nicht. Ein 37-jähriger Südkoreaner, der erst mit 19 Jahren das Golfspielen anfing, hat im direkten Duell mit dem größten Sportler des Planeten Eier gezeigt und Tiger Woods auf gut deutsch den Hintern versohlt. Irgendwie schon lässig.

9. Frust, Frust und noch mal Frust für TW: "Ich habe alles gemacht, was ich machen musste, außer den Ball ins Loch zu bringen. Ich habe einfach nicht die Putts gemacht, wenn ich sie gebraucht hätte", sagte Tiger Woods nach der Finalrunde. Die Enttäuschung war ihm ins Gesicht geschrieben.

Zum ersten Mal hat er trotz einer Führung nach drei Tagen ein Major nicht gewonnen. Seine Gedanken dürften ungefähr so ausgesehen haben: "Ein ganzes Jahr ohne Major-Sieg. Ist das zum Kotzen. Vor sieben Jahren schlägt mich in Hazeltine Rich Beem und jetzt Y.E. Yang, soll das ein Witz sein?" An dieser Niederlage wird Woods noch eine Weile zu knabbern haben.

Die 75er-Runde am Sonntag war ohne Zweifel eine seiner schlechtesten Finalrunden-Leistungen seiner gesamten Karriere. Und eines ist auch klar: Tiger hat in diesem Jahr schon fünf Turniere gewonnen, aber für ihn zählen nur Majors. Da kann er jetzt im Rest des Jahres noch fünf Turniere gewinnen - 2009 wird für Woods kein gutes Jahr mehr.

8. Der Regisseur hasst Kaymer, wir hassen den Regisseur: Ich habe an dieser Stelle schon häufiger geschrieben, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Martin Kaymer ein Major gewinnt. Daran hätte sich auch nichts geändert, wenn er in dieser Woche den Cut verpasst hätte.

Aber nach dem famosen sechsten Platz, dem mit Abstand besten Major-Resultat in Kaymers Leben, sollte wirklich jedem klar sein, dass der 24-Jährige nicht mehr weit weg ist. Schritt für Schritt, wie es Kaymers Art ist, nähert er sich bei den großen Turnieren der Spitze an.

Ich hau es jetzt einfach mal raus: 2010 gewinnt Kaymer sein erstes Major. Dann werden wir ihn sicher auch mal im Bild sehen. Es bringt nichts, lange drum herumzureden. Dass die amerikanische Regie den Deutschen praktisch ignoriert hat, ist eine Frechheit. Punkt. Nur als Info für die Amerikaner: Kaymer ist nach der PGA Championship die Nummer eins in Europa (hier geht's zum European Tour Race To Dubai). Den darf man schon mal ins Bild nehmen.

7. Der Schneemann des Paddy H.: Titelverteidiger Padraig Harrington kommt nach sieben Pars zum Auftakt der Finalrunde mit Siegchancen an den Abschlag der 8. Die 8 ist ein Par 3, etwa 160 Meter lang. Dann geht es los...

Shot No. 1 - Der Abschlag landet im Wasser.

Shot No. 2 - Strafschlag.

Shot No. 3 - Harringtons Pitch aus der Drop-Zone geht weit nach links und trifft fast seinen Flight-Partner Henrik Stenson.

Shot No. 4 -  Harrington chippt den Ball aus dem Rough über das Grün hinweg ins Wasser.

Shot No. 5 - Strafschlag.

Shot No. 6 -  Harringtons Chip ist viel zu kurz und bleibt im dicken Rough hängen.

Shot No. 7 - Harringtons Chip landet knapp zwei Meter vom Loch entfernt.

Shot No. 8 - Harrington locht den Bergab-Putt zur 8. Der Schneemann, wie eine 8 im Golfer-Jargon heißt, ist perfekt. Kleiner Trost: Angel Cabrera spielte an der 8 auch eine 8. Was für ein unglaubliches Loch...

6. Let's go Europe! Es hat zwar kein Europäer gewonnen in dieser Woche, aber in der Breite lieferten die Europäer ein überragendes Ergebnis ab. Unter den ersten 15 lagen am Schluss acht Mann, die im nächsten Jahr im Ryder-Cup-Team stehen könnten.

Captain Colin Montgomerie wird es gefreut haben. Die Niederlage im letzten Jahr war für Europa sowieso nur ein Ausrutscher. Das wollen die Amerikaner zwar nicht hören, das werden sie aber im nächsten Jahr spüren. Wetten, dass?