"Wahnsinn, Hammer, unglaublich"

Von Florian Regelmann
Stephan Gross und Martin Kaymer bereiten sich gemeinsam auf die British Open vor
© Getty

Neben Shootingstar Martin Kaymer hat Deutschland bei den British Open noch ein zweites Eisen im Feuer: Stephan Gross. Der 21-Jährige spielt sein letztes Turnier als Amateur und steht ähnlich wie Kaymer vor einer großen Zukunft. Kurz vor dem Start im schottischen Turnberry spricht Gross bei SPOX über seine Proberunde mit Sir Nick Faldo, eine Zockerei mit Spaniern und den unsichtbaren Tiger Woods.

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Wenn ein junger Spieler zum ersten Mal in seiner Karriere an einem Major teilnehmen darf, ist die Aufregung groß. Nun stellen wir uns mal vor, dieser Junge darf seine allererste Proberunde auf einem Platz, den er noch nie gesehen hat, auch noch mit einer Legende spielen. Mit Sir Nick Faldo. Was für ein Erlebnis!

"Wahnsinn, Hammer, unglaublich", schildert Stephan Gross im Gespräch mit SPOX seine ersten Eindrücke aus Turnberry. Wir merken, der Junge hat gerade richtig Spaß.

Der 21-jährige Amateur hat sich durch seinen EM-Titel im vergangenen Jahr für die British Open qualifiziert. Lange hat er auf diese Woche hingefiebert, nun ist es endlich soweit - Deutschland hat neben Shootingstar Martin Kaymer noch ein zweites Eisen im Feuer.

Da Kaymer sich nach seinem Sieg bei den Scottish Open ein bisschen ausruhen wollte, hatte Gross die Ehre, alleine mit Faldo auf die Runde zu gehen. Eigentlich hatte sich Faldo wohl bei Kaymer eingetragen, um zu sehen, wie der nach seinen letzten Erfolgen so drauf ist. Als Kaymer nicht da war, wunderte sich der Engländer, spielte dann aber auch gerne mit Gross.

"Das war cool. Er kennt ja den Platz von früher und konnte mir ein paar Sachen über den Platz sagen. Er ist echt ein netter und lustiger Typ", erzählt Gross.

Zockerei mit den Spaniern

Einen Tag nach der ersten Platzinspektion mit Faldo absolvierte Gross, der an der renommierten Arizona State University studiert, zusammen mit Kaymer und zwei Spaniern 18 Löcher: Alvaro Quiros (Mister Longhitter!) und Gonzalo Fernandez-Castano.

Zwei Deutsche, zwei Spanier, was muss da natürlich passieren? Richtig, es muss gezockt werden. Am Ende ging das Duell Deutschland vs. Spanien unentschieden aus. "Äußerst unglücklich", sagt Gross schmunzelnd.

Zwar steht er noch im Schatten von Martin Kaymer, aber die deutschen Golf-Fans dürfen sich freuen, dass es nach Bernhard Langer bald womöglich zwei junge Spieler gibt, die das Zeug haben, große Turniere zu gewinnen.

Gross zählt Kaymer zu den Favoriten

Gross, der nicht nur wegen der kontrollierten Spielweise und seiner Drive-Stärke ein wenig an Kaymer erinnert, will in die Weltspitze. Kaymer ist dort schon angekommen.

"Ich glaube absolut, dass Martin gewinnen kann. Er ist die Nummer elf in der Welt. Eigentlich gehört er zu den Favoriten", sagt Gross.

Tatsächlich ist es so, dass man bei einem Favoritenranking Tiger Woods - wie immer - auf die erste Position setzen muss, aber danach gibt es keinen Spieler, den man nach den letzten Auftritten Kaymers stärker als ihn einschätzen müsste.

Ziel: Die Silver Medal

Während Kaymer über den ganz großen Wurf nachdenken dürfte, sind die Ziele von Gross naturgemäß noch bescheidener.

"Mein erstes Ziel ist es, den Cut zu schaffen. Wenn ich das packe, will ich so weit wie möglich nach vorne kommen und mir am besten am Sonntag bei der Siegerehrung die Silver Medal abholen", meint der bekennende Kobe Bryant-Fan, der 2009 mit der Meisterschaft der Lakers schon ein großes Highlight hatte.

Die Silver Medal erhält traditionell der beste Amateurspieler und Gross hat beste Chancen. Der einzige andere Amateur im Feld ist das 16-jährige Supertalent Matteo Manassero.

Der italienische British-Amateur-Champion belegt im World Amateur Golf Ranking aktuell Rang vier - Gross ist Neunter.

Turnberry: Die große Unbekannte

"Ich fühle mich wohl und treffe den Ball gut. Bis zum Start werde ich noch am Putting feilen, dann bin ich optimistisch", sagt Gross, der als Unterstützung die gesamte Familie und seinen Coach und Caddie Ted Long dabei hat.

Die große Frage vor dem Start am Donnerstag: Wie wird sich der Platz spielen? Turnberry war zum letzten Mal 1994 Austragungsort der Open Championship. Generell wird der Par-70-Kurs als nicht übermäßig schwer eingeschätzt. Aber Vorsicht.

"Ich finde den Platz nicht leicht. Er ist sehr eng, aber auch fair, da die Grüns sehr weich sind. Man muss schauen, was das Wetter macht. Wenn es regnet und windet, wird es ganz schnell heftig", glaubt Gross.

Tiger nirgends zu sehen

Einen gewissen Tiger Woods hat er in Turnberry übrigens noch nicht getroffen. Mal gemeinsam neben Tiger auf der Range stehen, das wäre ja was.

Das Problem: Tiger spielt seine Trainingsrunden bekanntlich sehr früh, um dem Rummel zu entgehen. Da kommt man vormittags auf die Anlage und Woods ist schon wieder weg. "Da bin ich schon ein wenig enttäuscht", gesteht Gross.

Aber viel besser als Tiger beim Trainieren zu sehen, ist doch sowieso mit ihm im Turnier zusammen zu spielen. Früher oder später sollte Gross das Vergnügen haben.

Gross wird Profi

Nach den British Open wird er seine Profi-Karriere starten und zunächst einige Turniere auf der EPD-Tour spielen. Der Plan ist klar: Möglichst schnell den Sprung auf die European Tour schaffen.

Nicht jeder schafft das im Turbo-Tempo a la Kaymer, aber alles spricht dafür, dass Gross in einigen Jahren regelmäßig mit den Big-Boys aufteet.

Es sollte aber keiner überrascht sein, wenn er schon in dieser Woche für Furore sorgen wird. Das Potential dazu hat er ohne Frage. Also, aufgepasst auf den Kobe-Fan!

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