Kaymer stark - Aus für Woods!

Von Florian Regelmann
Martin Kaymer erwischte keinen guten Start in seine zweite Runde, kämpfte sich aber zurück
© Getty

Die British Open in Turnberry haben sich schon am zweiten Tag zu einem echten Drama entwickelt. Nachdem der erste Tag bei perfekten Bedingungen zahlreiche gute Scores gebracht hatte, schlug der Platz in Runde zwei zurück. Der Wind machte den Spielern schwer zu schaffen und forderte viele Opfer, darunter Tiger Woods! Der Superstar scheiterte schockierenderweise am Cut. Für Martin Kaymer sieht es vor dem Wochenende dagegen hervorragend aus.

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Hut ab vor Martin Kaymer! Deutschlands Hoffnungsträger, der mit einer guten 69 ins Turnier gestartet war, musste in Runde zwei auf dem Ailsa Course viel Geduld zeigen.

Kaymer lag nach Bogeys an der 3, 7 und 8 schnell drei über Par für den Tag, der Cut schien plötzlich in Gefahr. Doch dann fightete der 24-Jährige mit Birdies an der 13, 14 und 17 zurück.

Am Ende brachte er eine 70er-Par-Runde ins Clubhaus. Angesichts der schweren Bedingungen mehr als ordentlich. Mit seinem Gesamtscore von eins unter Par liegt Kaymer unter anderem gemeinsam mit Masters-Sieger Angel Cabrera (ARG/70), Camilo Villegas (KOL/73) und Sergio Garcia (SPA/69) auf dem geteilten 14. Rang - nur vier Schläge hinter der Spitze.

Kaymer und der Dank an den Putter

Er konnte sich vor allem bei seinem Putter bedanken. Die Statistik seines langen Spiels war mit nur fünf getroffenen Fairways und acht getroffenen Grüns sehr mäßig.

"Ich habe heute den ganzen Tag nicht wirklich gut gespielt. Von den Schlägen her war es mittelmäßig bis richtig schlecht. Dafür war mein Putten unglaublich", sagte Kaymer im Anschluss an seine Runde.

"Ich bin nicht hier, um den Cut zu schaffen, ich möchte hier mindestens in die Top-20 kommen und bin jetzt in einer guten Position fürs Wochenende", gab er sich angriffslustig.

Woods und der Sechs-Loch-Horror

Der große Schock kam am Nachmittag: Tiger Woods erlebte einen der schwärzesten Tage seines Golf-Lebens und verpasste erst zum zweiten Mal in seiner Profi-Karriere den Cut bei einem Major.

Dabei sah sieben Löcher lang noch alles normal aus. Nach sechs Pars gelang Woods an der 7 ein Birdie, mit dem er sich auf Even Par verbesserte. Was dann passierte, war unglaublich. Woods spielte von der 8 bis zur 13 Bogey, Bogey, Doppel-Bogey, Par, Bogey, Doppel-Bogey - sieben über Par in sechs Löchern!

Tiger fing sich, spielte Birdies an der 16 und 17, aber am Ende stand eine 74 auf der Scorekarte. Mit insgesamt fünf über Par bedeutete das den geteilten 74. Platz. "Ich habe einen Fehler nach dem anderen gemacht. Klar ist es eine große Enttäuschung für mich", bilanzierte ein frustrierter Woods.

Watson und Marino in Führung

Aber auch abgesehen von Tiger spielte sich Faszinierendes ab. So liegt zur Halbzeit ein Duo in Führung, mit dem auf der ganzen Welt kein einziger Mensch rechnen konnte: Tom Watson und Steve Marino.

Der eine Amerikaner, Watson, ein 59-jähriger fünfmaliger Open-Sieger, der auch an Tag zwei die Zeit zurückdrehte. Nach seiner 65 am Donnerstag lag Watson schnell vier über Par für die Runde - es drohte der Zusammenbruch.

Doch Watson berappelte sich und elektrisierte die Massen mit zwei Wahnsinns-Birdie-Putts an der 16 und 18. Mit einer 70er-Runde hielt er sein Gesamtergebnis von fünf unter Par.

Der andere Amerikaner, Marino, ein 29-jähriger Nobody, der noch nie Links-Golf gespielt hatte, als Ersatzspieler ins Turnier rutschte und sich von seinem Vater kurzfristig seinen Pass zuschicken lassen musste, weil er nicht mit einem Start in Schottland gerechnet hatte.

Jimenez und Fisher beste Europäer

Jetzt könnte Marino nach Ben Curtis und Todd Hamilton der nächste Überraschungs-Open-Champion aus den USA werden. Nach Runden von 67 und 68 Schlägen liegt er gleichauf mit Watson bei fünf unter Par.

Einen Schlag hinter dem Spitzenduo folgt der 49-jährige Mark Calcavecchia (USA/69) bei vier unter Par. Den vierten Platz teilen sich bei drei unter Par Miguel Angel Jimenez (SPA/73), Ross Fisher (ENG/68), Retief Goosen (RSA/70), Kenichi Kuboya (JAP/72) und Vijay Singh (FIJ/70).

Wie schnell es gehen kann, zeigt das Beispiel von Ben Curtis. 65 an Tag 1, 80 an Tag 2, 15 Schläge schlechter, vom geteilten Zweiten zum verpassten Cut. Es war ein verrückter Tag in Turnberry und nichts ist verrückter als eine Horrorrunde von Tiger Woods.

Für Stephan Gross ist sein erstes Major seiner Karriere derweil beendet. Nach seiner 74 an Tag eins spielte der 21-jährige Amateur in Runde zwei eine 75 (1 Birdie, 5 Bogeys) und belegte nach 36 Löchern mit +9 den geteilten 118. Rang. Immerhin gemeinsam mit Lucas Glover, einem amtierenden US-Open-Champ.

"Die Bedingungen waren andere, es hat richtig geblasen, aber ansonsten war es für mich im Prinzip genau gleich wie in Runde eins. Ich habe einfach schlecht geputtet. Grauenhaft war das. Der Birdie-Putt an der 12 ist rein, das war's dann aber auch schon. Ich habe viele schlechte Putts gemacht, die gar keine Chance hatten, aber auch viele gute Putts und die sind auch nicht gefallen. Auch sonst habe ich nie einen Lauf bekommen, den man auf so einem Platz braucht. An der 1 zum Beispiel hatte ich schon gedacht, dass mein zweiter Schlag nahe an der Fahne gelandet ist, aber dann musste ich feststellen, dass der irgendwie noch zurück in den Bunker gerollt ist. Das Resultat war das Bogey. Ich habe danach eigentlich anständig gespielt, mir Birdie-Chancen erarbeitet, aber das mit dem Putter hatten wir ja schon. Natürlich bin ich im Moment sehr enttäuscht. Dass ich gerade zum Saisonhöhepunkt in einem Tief bin, München war ja auch schon nicht gut, ist bitter, aber ich werde weiter hart arbeiten, vor allem am Putten, und dann glaube ich, dass ich noch viele Majors spielen werde. Trotz allem war es eine tolle Woche für mich, eine super Erfahrung, die unglaublich Spaß gemacht hat. Zweimal stand ich übrigens neben Tiger auf der Range und wie ich gehört habe, hat er sich meinen Schwung genau angeschaut. Das war cool."