Betreten auf eigene Gefahr!

Von Florian Regelmann
Bethpage Black: Auf Tiger Woods und Co. wartet einer der schwersten Plätze der Welt
© Getty

Die US Open sind das härteste Turnier der Welt. In diesem Jahr findet das zweite Major des Jahres auf einem echten Monster-Platz statt. Bei SPOX erklärt ein Insider, warum die Spieler heulen könnten.

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"Der Black Course ist ein extrem schwieriger Platz, den wir nur sehr guten Spielern empfehlen."

So steht es auf einem Schild geschrieben, wenn man sich im Bethpage State Park zum ersten Abschlag des Black Courses begibt. Man könnte es auch anders ausdrücken: "Wenn du nicht Golf spielen kannst, dann bleib weg! Sonst wirst du nach der Runde heulen."

Bethpage Black ist unbestritten einer der schwersten Plätze der Welt. Vielleicht sogar der schwerste. 2002 wurden die US Open zum letzten Mal dort ausgetragen. Tiger Woods siegte am Ende mit einem Gesamtergebnis von drei unter Par mit drei Schlägen Vorsprung auf Phil Mickelson. Woods war also der einzige Spieler, der unter Par blieb.

Platz noch schwieriger als 2002

Nun wurde der Platz noch einmal um 212 Yards verlängert, so dass ein Par-70-Monster mit einer Länge von 7426 Yards entstanden ist.

"Der Platz spielt sich noch drei oder vier Schläge schwieriger als 2002. Die Länge ist der entscheidende Faktor. Einige Löcher haben es ganz schön in sich", sagt Joe Rehor im Gespräch mit SPOX.

Ein bisschen lacht er dabei, denn er kann nicht verhehlen, dass er sich sehr darauf freut, zu sehen, wie die Superstars mit der Herausforderung zurechtkommen. 

"Der Platz ist sehr fair"

Rehor ist der Golf-Direktor im Bethpage State Park und spielt den Platz seit über 40 Jahren. Niemand kennt ihn besser.

Ein Beispiel für das Ausmaß der Schwierigkeit ist Loch Nummer sieben. Mit einer Länge von 525 Yards (480 Meter) ist es das längste Par-4 in der Geschichte der US Open. Kurzum: Du musst den Ball unglaublich weit schlagen und dazu noch gerade. Viel Glück bei diesem Balanceakt.

"Der Platz ist nicht unfair. Im Gegenteil. Er ist sogar sehr fair. Wenn du den Ball gerade schlägst, hast du keine Probleme. Verziehst du die Bälle, wirst du den Preis dafür bezahlen, aber so soll es ja sein, oder nicht?", meint Rehor.

Grundregel: Treffe das Fairway!

Er hat Recht. Bei viel zu vielen Turnieren spielt die Genauigkeit vom Abschlag fast keine Rolle mehr. Die Spieler hauen den Ball einfach nach vorne und haben wenig Mühe, sich Birdie-Chancen herauszuspielen, auch wenn sie aus dem Rough das Grün angreifen müssen.

Bei den US Open liegt die Sache anders. Befindest du dich nach dem Tee-Shot im Rough, hast du keine wirkliche Entscheidung vor dir, ob du aus der Lage das Grün anspielen kannst oder nicht. Du hackst den Ball zurück aufs Fairway und das war's.

Zwar ist das Rough nach neuen Regularien der USGA graduiert, soll heißen, es gibt verschiedene Abstufungen. Aber durch den regnerischen Frühling in der New Yorker Gegend ist das Gras dichter als sonst. Manchmal werden die Spieler wohl Schwierigkeiten haben, den Ball überhaupt zu finden.

New Yorker Fans werden durchdrehen

"Selbst, wenn ich wollte, könnte ich das Grün aus dem Rough nicht erreichen. Ich weiß vorher, dass ich im Turnier nicht jedes Fairway treffen werde. Darauf muss ich mich einstellen", sagt Rocco Mediate.

Der Amerikaner hatte sich im Vorjahr in Torrey Pines mit einem humpelnden Tiger Woods ein Duell für die Ewigkeit geliefert, bevor er im Stechen den Kürzeren zog. Neben Woods und Phil Mickelson wird Mediate wieder zu den großen Lieblingen der Fans zählen.

"Die New Yorker Fans sind einfach Wahnsinn. Sie sind laut, verrückt und lieben Golf. Die Atmosphäre wird total irre sein", freut sich Mediate.

Übernachten auf dem Parkplatz

Die besondere Faszination entsteht auch deshalb, weil Bethpage - 1936 vom renommierten Architekten A.W. Tillinghast designt - eine öffentliche Anlage ist. Jeder, der will, kann hier spielen. Und das zu einem vergleichsweise moderaten Preis (50 bis 120 Dollar).

So ist es völlig normal, dass Menschen nachts im Auto auf dem Parkplatz übernachten, nur um dann am nächsten Morgen eine der begehrten Tee-Times zu ergattern.

Dass sie völlig übernächtigt und ungewaschen in den Klamotten des Vortags auf den Platz müssen, ist ihnen egal. Hauptsache einmal einen der besten Plätze der Welt spielen und ablaufen - denn ein Cart ist nicht gestattet.

Roethlisberger schlägt Jordan und Timberlake

"Ich kann jedem nur empfehlen, mal vorbeizukommen. Es ist eine wunderschöne Anlage in einem wunderschönen Park. Natur pur", schwärmt Rehor, der eine Woche vor dem US-Open-Start sogar drei Prominente begrüßen durfte.

Star-Quarterback Ben Roethlisberger (zwei Super Bowls), Basketball-Held Michael Jordan (sechs NBA-Titel) und Popstar Justin Timberlake (einer der größten Entertainer der Welt und großer Golf-Freak) spielten gemeinsam mit einem glücklichen Gewinner eines Wettbewerbs eine Runde. Die Aufgabe: Wer schafft es, unter 100 Schlägen zu bleiben?

Roethlisberger bewies mit einer starken 81, welch großen golferischen Fähigkeiten er hat. Und auch Jordan (86) und Timberlake (88) erreichten das Ziel.

Gute Nachrichten für die Kurzen

Es sollte also auch für die Profis möglich sein, gut zu scoren. Zumal Rehor eine gute Nachricht hat: Jeder kann den Anfang des Fairways erreichen.

2002 war es bekanntlich so, dass ein "Shorthitter" wie Corey Pavin noch so viel Spinat vor der Runde hätte essen können, er hatte große Mühe, seinen Ball mit dem Driver auf die kurz gemähte Wiese zu befördern.

Sollten die Bedingungen durch Regen und Kälte soft sein, werden die Longhitter dennoch klar im Vorteil sein. Kommt dagegen die Sonne raus und es bleibt trocken, können auch Spieler mit weniger Schlaglänge vorne mitmischen. Der Rollfaktor macht's möglich.

Die Schlüssellöcher: 15 bis 18

"Ich bin mir nicht sicher, ob Tiger gewinnt. Klar hat er jetzt beim Memorial fast alle Fairways getroffen, aber vorher hatte er damit Probleme. Nur weil es eine Woche klappt, heißt es nicht, dass es für den Rest des Lebens funktioniert. Es wird sich auf jeden Fall alles von der 15 bis zur 18 entscheiden. Das sind die Schlüssellöcher und da wird man einige Schläge sehen, wo man nur mit dem Kopf schütteln kann", erklärt Rehor.

Bei aller Begeisterung gibt es aber auch Leute, die vom Austragungsort weniger begeistert sind. Greg Norman zum Beispiel.

Die australische Legende sagte voraus, dass Bethpage Black im Vergleich zu Augusta doch nur "Ein Pitch-und-Putt-Platz" sein würde. Bei allem Respekt: Norman hat keine Ahnung. Die US Open in Bethpage - etwas Besseres gibt es nicht. 

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