„Heidi Klum ist ein Vorbild“

Von Interview: Florian Regelmann
Sandra Gal mit ihrem Lieblingsschläger, dem Driver
© Getty

Sandra Gal sieht nicht nur sehr gut aus, sie spielt auch verdammt gut Golf. Bei der LPGA Corning Classic feierte die 23-Jährige nun mit einem geteilten fünften Platz das bis dato beste Resultat ihrer Karriere.

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Im SPOX-Interview spricht Deutschlands größte weibliche Golf-Hoffnung über ihre sportlichen Ziele und ihren Nebenjob als Topmodel.

SPOX: Frau Gal, kürzlich fand in Deutschland das Finale von Germany's Next Topmodel statt. Konnten Sie die Staffel in den USA irgendwie sehen?

Sandra Gal: Nein, leider habe ich die Show gar nicht mitverfolgen können, aber ich schaue ab und zu Heidi Klum's US-Castingshow 'Project Runway' hier in den Staaten.

SPOX: Wie finden Sie denn Heidi Klum?

Gal: Es ist unglaublich, was sich Heidi Klum aufgebaut und wie sie ihre Karriere erweitert hat. In dieser Hinsicht ist sie mir auf jeden Fall ein Vorbild.

SPOX: Wie sind Sie zum Modeln gekommen? Haben Sie einen Anruf von einem Model-Agenten bekommen?

Gal: Ja, so ungefähr. Wilhelmina (eine bekannte New Yorker Model-Agentur, Anm. d. Red.) hatte einige Gespräche mit meinem Coach David Leadbetter in seinem Hauptquartier in Orlando, wo ich trainiere. Da kam auch mein Name ins Gespräch und so kam ich mit dem Model-Agenten in Kontakt. Einige Monate später und nach Erwägung vieler anderer Agenturen habe ich unterschrieben.

SPOX: Macht es Spaß?

Gal: Ja, das Modeln macht mir auf jeden Fall viel Spaß. Es ist eine ganz andere Welt als das Sportlerdasein und deshalb ist es eine schöne Abwechslung.

SPOX: Sie modeln nicht nur, sie malen auch gerne in Ihrer Freizeit.

Gal: Das stimmt. Ich habe schon, seit ich drei Jahre alt war, gemalt und bis jetzt nicht damit aufgehört. Ich kann dabei wunderbar abschalten und auf andere Gedanken kommen. Außerdem liebe ich die Kreativität und es macht mir Spaß, immer wieder mit neuen Ideen anzukommen. Ich male öfters auf Leinwand, meistens Personen in modernem Stil.

SPOX: Sie sind ganz schön aktiv: Golf, Modeln, Malen und dann haben Sie an der Universität von Florida auch noch Ihren Abschluss in Marketing und Werbung gemacht.

Gal: Meine Ausbildung hatte eigentlich immer den größten Stellenwert und deshalb war es mir unheimlich wichtig, meinen Abschluss zu machen, auch wenn es während meines Rookie-Jahres auf der LPGA-Tour nicht immer so einfach war, beides unter einen Hut zu bekommen.

SPOX: Das Uni-Leben in den USA ist ganz anders als in Deutschland. Der Sport hat einen unglaublichen Stellenwert. Wie toll war das?

Gal: Es war großartig. Meine Zeit an der Uni in Florida war etwas, das ich nie gegen etwas anderes umtauschen würde. Ich bin dort als Person und Golferin reifer geworden und habe meine besten Freunde dort getroffen. Es war eine super Möglichkeit für mich, ein gutes Studium abzuschließen und dabei immer noch eine Golfkarriere aufzubauen.

SPOX: Das klappt ja ganz gut mit der Golfkarriere. Obwohl es ein harter Weg auf die Tour war, oder?

Gal: Ja, die Qualifying-School war nicht einfach. Die erste Stage dauert vier Tage und die zweite sogar fünf. Mehr als alles andere ist es eine mentale Aufgabe, die man meistern muss. Es geht darum, geduldig zu spielen und die Nerven zu behalten.

SPOX: Wie zufrieden sind Sie mit Ihren Ergebnissen in Ihrer Rookie-Saison und in diesem Jahr?

Gal: Insgesamt war ich mit meiner Rookie-Saison zufrieden, vor allem auch weil es mein erstes Jahr als Profi war. Es war relativ hektisch und es hat mich auch viel Energie gekostet. Daraus habe ich für diese Saison gelernt. Ich habe viel vor in meiner Karriere und ich weiß, dass es einen Weg nach oben gibt, aber manche Lehren kann man nicht überspringen.

SPOX: Wann glauben Sie, dass der nächste Schritt kommen wird und Sie Siege einfahren können?

Gal: Hoffentlich kann ich dieses Jahr noch öfter um Siege mitspielen und dann auch gewinnen. Mein Spiel ist um einiges besser als letztes Jahr, das zeigt sich jetzt immer mehr.

SPOX: Was würden Sie als Ihre größte Stärke bezeichnen?

Gal: Meine Stärke war immer mein Driver, aber ich habe sehr sehr viel an meinem kurzen Spiel gearbeitet und würde es jetzt auch als meine Stärke bezeichnen.

SPOX: Was ist denn für Sie das schönste Gefühl beim Golfen?

Gal: Das Gefühl, nachdem man einen richtig guten Schlag gemacht hat, wenn man z.B. ein Eisen richtig glatt in der Mitte trifft oder einen schwierigen Flopshot an die Fahne nagelt. Das ist super!

SPOX: Die dominante Spielerin bei den Damen ist Lorena Ochoa. Sie hat ja teilweise alles in Grund und Boden gespielt.

Gal: Lorena ist ein unglaubliches Talent. Ich habe vor kurzem das erste Mal mit ihr in einem Turnier gespielt und war auch sehr überrascht, wie nett und vor allen Dingen fair sie auf dem Golfplatz ist. Das war schon beeindruckend.

SPOX: Ist Sie auch Ihr Vorbild golftechnisch gesehen?

Gal: Tiger war eigentlich immer mein Vorbild, was sein unglaubliches Vertrauen in sich selbst angeht. Aber seit ich auf der Tour spiele, konnte ich mit Annika Sörenstam ein paar Mal spielen und mich mit ihr unterhalten. Daraus habe ich auch einiges gelernt. Tiger hab ich noch nicht getroffen. Leider (lacht).

SPOX: Ab wann wussten Sie eigentlich, dass Sie Profi-Golferin werden wollen?

Gal: Meine Eltern haben mich zum Golfen gebracht, als ich klein war. Da war immer das Cartfahren mein Highlight. Bis ich ungefähr 14 Jahre alt war, war Golf ein Hobby und ich habe nur in den Ferien und mal am Wochenende gespielt. Dann hab ich eins meiner ersten Turniere bestritten und gleich 7 über Par gespielt. Mein Papa und einige andere haben gemerkt, dass ich wohl Talent habe und etwas daraus machen sollte. Ich habe dann im GC Hubbelrath angefangen zu trainieren und für die Mannschaften gespielt. Mit 18 kam ich in den Nationalkader, aber erst, als ich angefangen habe am College in Florida Turniere zu gewinnen, wurde mir bewusst, dass ich eine Karriere daraus machen kann.

SPOX: Gibt es irgendwas, das nervt am Tour-Leben?

Gal: Jeder Beruf hat seine Vor- und Nachteile, da ist nicht immer alles rosig. Aber LPGA-Golfprofi zu sein, ist das, was ich jetzt schon seit langem wollte und es macht mir auch richtig Spaß. Ich habe noch andere Dinge vor in der Zukunft und ich bin mir sicher, dass mir meine Golfkarriere dabei helfen wird.

SPOX: Das viele Fliegen stört auch nicht?

Gal: Nein, eigentlich nicht. Ich bin schon von klein auf viel geflogen und daran gewöhnt. Ich nehme mir einfach mein eigenes Kissen mit, ein gutes Buch und dann geht's los. Das Schlimmste am Fliegen ist nur der enge Raum, da ich mit meinen langen Beinen nie genug Platz habe. Außer ich fliege Business Class - und dafür sammle ich fleißig Meilen.

SPOX: Fliegen geht also, wie es mit Zickerein unter den Mädels auf der Tour?

Gal: Die gibt es nicht. Die LPGA-Tour ist sehr professionell. Ich habe immer schon gesagt, dass je höher das Level in einem Sport ist, desto angenehmer sind die Sportler.

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