Auf den Spuren des Kaisers

Von Interview: Florian Regelmann
Bernhard Langer hat mit zwei Schlägen Rückstand noch alle Chancen auf den Sieg
© Getty

Bernhard Langer ist zwar 51 Jahre alt, aber noch lange nicht Golf-müde. Langer hat ein überaus erfolgreiches erstes Jahr auf der Champions Tour in den USA hinter sich und will auch 2009 wieder angreifen, wie er bei SPOX erklärt. Außerdem verrät die Golf-Legende, warum Martin Kaymer keine Grenzen gesetzt sind und wie gut die Chancen stehen, den Ryder Cup 2018 nach Deutschland zu holen. 

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Als Bernhard Langer am 27. August 2007 50 Jahre alt wurde, begann in seiner Golfer-Karriere ein neues Kapitel.

Denn mit 50 Jahren folgt im Normalfall der Wechsel von der regulären zur Senioren-Tour. So spielt Langer seit 2008 nicht mehr gegen Tiger Woods und Co., sondern mit seinen ehemaligen Weggefährten aus der gleichen Altersklasse.

Auch Altstars wie Greg Norman oder Nick Price treten auf der Champions Tour an. So heißt die Senioren-Tour in den USA. Nur noch bei wenigen Turnieren, wie beim Masters in Augusta und den deutschen Events, misst sich Langer mit der Jugend.

Im SPOX-Interview erzählt Langer, ob er noch daran glaubt, auch hier noch einmal gewinnen zu können.

SPOX: Gratulation zur tollen Saison 2008 auf der Champions Tour. Ist alles so, wie Sie es sich vorgestellt haben?

Bernhard Langer: Ja, sogar noch besser als ich gehofft habe. Die Turniere sind bestens organisiert. Wir spielen auf hervorragenden Plätzen und der Wettbewerb ist auf einem sehr hohen Niveau.

SPOX: Wie schön ist es, nicht mehr einer der Kürzesten, sondern einer der Längsten zu sein vom Abschlag?

Langer: Sportlich ist es sehr wichtig, so kann ich wieder ganz vorne mitspielen. Auf vielen Plätzen ist die Länge ein fast zu großer Faktor geworden.

SPOX: Waren Sie dennoch enttäuscht, dass es nicht ganz für den Titel beim Punkteranking Charles Schwab Cup gereicht hat am Ende?

Langer: Mein Ziel war es, Turniere zu gewinnen, den "Rookie of the Year"-Titel zu holen und eventuell die Rangliste oder den Schwab Cup zu gewinnen. Bis auf den Schwab Cup, bei dem ich Dritter wurde, habe ich alles erreicht. Natürlich war ich da nicht enttäuscht.

SPOX: Was sind die Ziele für die nächste Saison?

Langer: Ganz einfach: Turniere, ein Major und die Rangliste wieder zu gewinnen sowie beim Charles Schwab Cup vorne dabei zu sein.

SPOX: Sie spielen nur noch selten auf den regulären Touren, aber zumindest auf bestimmten Plätzen haben Sie auch da immer noch Siegchancen, wie zum Beispiel kürzlich in Hongkong. Wäre das noch mal eine große Sache, vielleicht doch irgendwie noch mal ein Turnier auf der European oder US PGA Tour zu gewinnen? Vielleicht sogar in München?

Langer: Natürlich wäre das eine tolle Sache, aber ist es eher unwahrscheinlich. Zum einen spiele ich nur zwei oder drei dieser Turniere, zum anderen sind die meisten dieser Turnierplätze nicht mehr für meine Altersklasse geeignet.

SPOX: Wie schätzen Sie das deutsche Golf momentan ein? Wir haben das Glück, Martin Kaymer zu haben. Leider sind er und Marcel Siem die einzigen Spieler auf der European Tour.

Langer: Es ist gut, dass wir Martin und Marcel Siem haben. Außerdem spielt Alex Cejka in den USA seit Jahren die volle Tour. Langfristig wäre es natürlich wichtig, sechs bis zehn Spieler auf der European Tour zu haben, die sich dann auch gegenseitig helfen können.

SPOX: Trauen Sie Martin Kaymer Major-Siege zu? Auch schon jetzt oder in den nächsten Jahren? Gibt es ein Major, wo sie glauben, das könnte ihm am besten liegen?

Langer: Ich traue Martin alles zu. Wenn er sein kurzes Spiel noch einen Tick verbessern kann und das Putten höchstes Niveau erreicht, sind ihm keine Grenzen gesetzt.

SPOX: Wie lange haben Sie vor, noch in Augusta aufzuteen? Der Platz wird ja leider nicht kürzer.

Langer: Ein paar Jahre werde ich es sicher noch genießen.

SPOX: Wenn man an Bernhard Langer denkt, denkt man auch immer an Ihren unglaublichen Fleiß. Sie spielen jetzt "nur noch" auf  der Champions Tour, die Saison ist im Moment gelaufen, trainieren Sie dennoch schon wieder? Können Sie gar nicht anders?

Langer: Ich habe nach dem Saisonende Anfang November zwei Wochen pausiert, dann in Hongkong gespielt und zehn Tage später das Father & Son-Turnier in Orlando. Danach waren drei Wochen Urlaub vom Golf inklusive zehn Tage Skilaufen. Seit dem 29. Dezember trainiere ich wieder täglich und bereite mich auf die Saison 2009 vor, die mit dem "Wendy's Champions Skins Game" am 16. Januar auf Hawaii beginnt. Mir macht das Trainieren weiterhin Spaß und nach drei Wochen Pause freue ich mich schon aufs Golfen. Erfolg kommt nie ohne konzentriertes, intensives Arbeiten!

SPOX: Das Zweite ist die Akribie, mit der Sie an das Golfspielen herangehen. Können Sie erklären, woher das bei Ihnen gekommen ist?

Langer: Ich weiß aus Erfahrung, je besser ich vorbereitet bin, umso mehr kann ich von mir und meinem Spiel erwarten. Wenn man ganz vorne mitspielen will, muss man natürlich auch mehr und sorgfältiger arbeiten als andere.

SPOX: Einer Ihrer größten Erfolge war natürlich der Ryder-Cup-Sieg als Captain. Warum hat es 2008 aus Ihrer Sicht für Europa nicht gereicht?

Langer: Die Amerikaner schienen etwas lockerer zu sein und haben auf einem extrem hohen Niveau gespielt. Einige Paarungen bei den Europäern haben mich sehr überrascht und drei unserer Top-Spieler haben wohl nicht ihre beste Leistung gebracht.

SPOX: Es war im Gespräch, ob Paul Azinger wieder Captain machen könnte für die USA, dann wurde es Corey Pavin. Nick Faldo hat gesagt, er würde es auch wieder machen. Was wäre, wenn man Sie irgendwann noch mal fragt?

Langer: Vorstellen kann ich mir das schon. Andererseits sehe ich den immensen Zeitaufwand und der damit einhergehende Verlust eigener Lebensqualität. Außerdem gibt es Spieler wie Sandy Lyle, Jose Maria Olazabal und Colin Montgomerie, die auch ihre Erfahrungen einbringen möchten.

SPOX: 2018 soll der Ryder Cup nach Deutschland kommen. Wie gut stehen die Chancen?

Langer: Wir müssen uns gut vorbereiten und stark präsentieren, denn es sind auch einige andere Länder interessiert. Wir müssen alle von diesem Ziel begeistern können. Vn der Regierung, den Behörden, den Sponsoren bis hin zu jedem Einzelnen, der mit unserer Bewerbung etwas zu tun hat. Dann, glaube ich, haben wir gute Chancen, nicht zuletzt auch durch die engen Beziehungen meines Bruders und mir zur European Tour und dem Ryder Cup Committee. Dort weiß man, dass auf uns Verlass ist.

SPOX: Sie sollen ähnlich wie Franz Beckenbauer bei der WM 2006 die Lokomotive der Bewerbung sein. Falls es wirklich klappt und der Ryder Cup nach Deutschland kommt, wäre das gleich viel wert wie ein Major-Sieg? 

Langer: Das kann man nicht vergleichen. Ein Major Sieg ist mein individueller Erfolg. Den Ryder Cup 2018 nach Deutschland zu bringen wäre Teamarbeit vom Feinsten - eine Riesensache für unser Land, und dazu müssen sehr viele Menschen beitragen.

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