"Ich spiele und ich gewinne"

Von Florian Regelmann
Golf, Tiger Woods, Knie, US Open
© Getty

München - Es ist eine Geschichte, über die man in 100 Jahren noch reden wird.

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Die US Open, das härteste Golf-Turnier der Welt, gewonnen vom größten Sportler der Welt. Von einem Halb-Invaliden. Von einem, bei dem "Geräusche aus dem Knie" kamen. Von Tiger Woods.

Zwei Tage nach seinem magischen Triumph gab Woods bekannt, dass er sich wegen eines Kreuzbandrisses einer weiteren Operation am linken Knie unterziehen muss und für den Rest der Saison ausfällt.

Sommer ruiniert

Der Sommer aller Golf-Fans ist ruiniert. British Open? No Tiger. PGA Championship? No Tiger. Ryder Cup? No Tiger.

Nach einem normalen Heilungsverlauf wird Woods in sechs bis acht Monaten auf die Tour zurückkehren können. Immerhin rechtzeitig für das Masters 2009.

So lange kann man sich nur immer wieder das Highlight-Band von Torrey Pines anschauen und sich fragen, wie er das alles geschafft hat.

Gegen den Rat des Arztes

91 Löcher lang über den Platz zu humpeln und den bärenstarken Rocco Mediate im Stechen niederzukämpfen. Mit Kreuzbandriss. Mit einem doppelten Ermüdungsbruch im Schienbein.

Auch Hank Haney, Woods' Schwung-Coach, kann es nicht glauben: "Zwei Wochen vor der Open war ich sicher, dass er nicht spielen kann. Der Arzt hat ihm gesagt, dass er drei Wochen lang an Krücken gehen muss und im Anschluss noch einmal drei Wochen absolute Ruhe braucht."

Woods' Antwort? "Tiger hat dem Arzt in die Augen geschaut und gesagt 'Ich spiele die US Open und ich werde gewinnen.' Dann hat er seine Schuhe angezogen und mir gesagt, dass wir jetzt trainieren gehen. Einfach unglaublich", so Haney.

Keine Vorbereitung möglich

Während sich die Mickelsons, Goosens oder Garcias perfekt auf die US Open vorbereiten konnten, schaffte es Woods nicht mal problemlos vom Esstisch zum Kühlschrank.

Auf der Range schlug Woods höchstens fünf Bälle am Stück, bevor er sich wieder in ein Golf-Cart setzte. An laufen war ohnehin nicht zu denken. Dass er das zweite Major des Jahres verpassten könnte, stand dennoch nie zur Debatte.

"Sein Herz. Sein Willen. Seine mentale Stärke. Wie er Schmerzen ertragen kann. Wow. Mehr kann man dazu nicht sagen", meinte Haney.

Geräusche aus dem Knie?

Wie schlimm es um Woods' Knie während der US Open bestellt war, machte Paul Casey am Rande der BMW International Open in München deutlich.

"Ich habe mit Gareth Lord gesprochen, dem Caddy von Robert Karlsson. Robert hat ja in Runde drei mit Tiger zusammen gespielt. Gareth meinte, dass Geräusche aus Tigers Knie kamen. Das hört sich für mich nicht besonders gut an", sagte Casey.

Woods zog sich den Kreuzbandriss schon im vergangenen Jahr beim Joggen kurz nach der British Open zu.

Rekordjagd aufgeschoben

Im Nachhinein unglaublich: Er spielte weiter und gewann mal schnell sieben Turniere in Folge.

Die Mickelsons, Goosens und Garcias sollten die Zeit nutzen, in der Woods nicht am Start sein wird. Wie sollen sie ihn erst schlagen, wenn er seit langer Zeit im nächsten Jahr mal wieder fit an den Start geht?

Seine Jagd nach dem Major-Rekord von Jack Nicklaus (18 Majors) ist aufgeschoben, mehr nicht. Vier Majors fehlen dem 32-Jährigen. Er wird den Rekord aller Voraussicht nach nicht nur einstellen. Er wird ihn brechen. Und wie.     

Mediate fasste die "Unmenschlichkeit" des Tigers am besten zusammen: "Wenn ich über Golf spreche, zählt Tiger für mich nicht. Er ist nicht normal."

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