Die Zeit ist jetzt

Von Florian Regelmann
Golf, Kaymer, Langer
© Getty

München - Die BMW International Open (Do., 15.30 im Internet TV) feiern in diesem Jahr Jubiläum. Zum 20. Mal tritt die europäische Golf-Elite im Golfclub Eichenried an.

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Noch nie gab es einen deutschen Sieger. Bernhard Langer stand zwar gefühlte 3000 Mal ganz kurz vor einem Erfolg, aber immer wurde ihm der Titel entrissen. Ist es dieses Mal endlich soweit? Eines steht zumindest fest: Die Chancen für einen deutschen Triumph standen selten so gut.

Deutschland hat nämlich einige heiße Eisen im Feuer. Allen voran Martin Kaymer. Der Start des 23-Jährigen war wegen einer "dringenden Familienangelegenheit" kurzzeitig in Gefahr geraten, nun ist aber klar: Kaymer geht an den Start.

Wer außerdem aus deutscher Sicht noch zu beachten ist, steht im SPOX-Ranking

1. Martin Kaymer

Weltrangliste: 41 (European Tour Order of Merit: 12)

Beste Platzierung BMW International Open: 58. Platz (2003)

Form: Man kann es förmlich spüren. Kaymer ist ganz dicht dran, sehr niedrige Runden zu schießen und wieder um Siege mitzuspielen. Die kleineren Korrekturen, die er zusammen mit Coach Günter Kessler an seinem Schwung vorgenommen hat, greifen immer mehr. Bei der US Open in Torrey Pines spielte er drei Tage lang stark. Vor allem die 70 in Runde zwei war herausragend. Wer den ehrgeizigen Kaymer kennt, weiß, dass es ihn sehr enttäuscht hat, dass er am Ende noch relativ weit zurückfiel. Dennoch ist er insgesamt weiter auf dem richtigen Weg.         

Schlüssel zum Sieg: Der Putter. Über Kaymers langes Spiel gibt es keine zwei Meinungen. Sein Ballstriking ist weltklasse. Er muss ja nicht gleich einen unmenschlichen Putt nach dem anderen einlochen, so wie es Tiger Woods  bei der US Open gemacht hat, aber so ein bisschen heiß dürfte der Putter zur Abwechslung schon laufen. Dann schlägt Kaymer keiner.

Prognose: Es wird Zeit, dass Deutschlands nächster Golf-Superstar bei einem Heimspiel zeigt, was er drauf hat. Kaymer hat im vergangenen Jahr in München den Cut verpasst. Diesmal wird er bei der Entscheidung am Sonntagnachmittag eine Rolle spielen.   

2. Alex Cejka

Weltrangliste: 186 (PGA Tour FedEx Cup Ranking: 77)

Beste Platzierung BMW International Open: 2. Platz (2003)

Form: Fünf Cuts hatte Cejka in Folge verpasst, bis er beim Colonial unter die Top-30 kam und zuletzt bei der Stanford St. Jude Championship sogar einen starken vierten Rang erreichte. Zwar verpasste er erneut knapp seinen ersten Sieg auf der US PGA Tour, aber dafür kann man festhalten: Cejka is back.

Schlüssel zum Sieg: Der Putter. Sein Putter ist der einzige Grund, warum Cejka noch nicht in Amerika gewonnen hat. Zu oft ließ er ihn im Stich. Zuletzt gab es aber Anzeichen, dass Cejka auf den Grüns wieder mehr locht...

Prognose: Cejka hat seine Tourkarte in den USA sicher. Das ermöglicht ihm, in München dabei zu sein und voll anzugreifen. Das wird er tun. Alles ist möglich.

3. Bernhard Langer

Weltrangliste: 135 (US Senior Tour Ranking: 2)

Beste Platzierung BMW International Open: 2. Platz (2007, 2002, 2000, 1995, 1992)

Form: Was soll man zu Langer noch sagen? Er ist ein Phänomen. Bei der Players Championship bewies er, dass er, wenn er wollte, auch noch bei den Jungen mehr als mithalten könnte. Aber Langer konzentriert sich sehr zum Leidwesen der älteren Spieler auf die Champions Tour und ist dort praktisch jede Woche ganz vorne dabei. Zuletzt verpasste er ganz knapp den Titel bei der Senior PGA Championship.

Schlüssel zum Sieg: Die Par-5-Löcher. Keine neue Erkenntnis: Langer hat einen klaren Längennachteil bei den Abschlägen. Wenn er es dennoch schafft, die teilweise schwierigen Par-5-Löcher in Eichenried auszunutzen, hat er eine große Chance.

Prognose: Es würde einen doch sehr wundern, wenn Langer nicht vorne mitmischen würde. Wie oft kann ein Mensch beim selben Turnier Zweiter werden? Wenn jemand ein paar Euro auf den 50-Jährigen setzen will, sollte ihn bitte niemand davon abhalten. Dafür gibt es keinen Grund.

4. Marcel Siem

Weltrangliste: 378 (European Tour Order of Merit: 86)

Beste Platzierung BMW International Open: 8. Platz (2003)

Form: Nachdem Siem 2007 eine Saison zum Vergessen hatte und sich seine verlorene Tour-Karte in der Qualifying School zurückholen musste, lief auch in diesem Jahr lange nicht viel zusammen. Bis bei der Italian Open vor einigen Wochen plötzlich der Knoten platzte. Siem landete in den Top-4 und konnte seinen Aufwärtstrend auch in den nächsten Turnieren bestätigen.

Schlüssel zum Sieg: Keine hohen Zahlen. Wenn Siem um den Sieg kämpfen will, darf er sich seinen Score nicht durch Doppel-Bogeys oder Schlimmeres kaputt machen. Das ist häufig sein Problem gewesen.

Prognose: Siem ist unprognostizierbar. Sieg, Mittelfeld, Cut verpasst - alles möglich. Aber eigentlich hat man ja schon das Gefühl, dass in dieser Woche auf seinem Lieblingsplatz etwas gehen könnte.

5. Sean Einhaus

Amateur-Weltrangliste: 171 (Bestes Handicap +5,1)

Beste Platzierung BMW International Open: 128. Platz (2006, einzige Teilnahme)

Form: Wer in München auf die Driving Range geht, um sich anzuschauen, welche Spieler denn den besten Schwung haben, wird schnell auf einen jungen Mann aufmerksam: Sean Einhaus. Wenn es nach den Eindrücken auf der Range geht, spielt er vorne mit. Der 18-Jährige ist das, was man so schön als "Supertalent" bezeichnet. In Deutschland wächst nach Kaymer still und leise das nächste Golf-Ass heran.

Schlüssel zum Sieg: Die Nerven. Einhaus ist vom reinen Talent her jetzt schon gut genug, um sich vor niemandem verstecken zu müssen. Das weiß er auch. Gerade deshalb ist es entscheidend, dass er ruhig bleibt und nicht übermotiviert ins Turnier geht.   

Prognose: Ein Sieg wäre natürlich zu viel verlangt. Einhaus' Ziel muss es sein, den Cut zu überstehen. Das wäre schon eine fantastische Leistung. Zuzutrauen ist es ihm auf jeden Fall.

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