Hansa Rostock am Abgrund und ohne Plan B

SID
Die Fans von Hansa Rostock lassen nichts unversucht, um ihren Verein zu retten
© Getty

Ein Traditionsverein am Abgrund: Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga taumelt Hansa Rostock auch finanziell in Richtung Kollaps. Hansa benötigt zum Überleben eine Finanzspritze von 750.000 Euro sowie einen Teilerlass der Steuerschulden von 4,5 Millionen Euro von der Stadt.

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Doch der Rückhalt in der Politik bröckelt. Sollte sich die Rostocker Bürgerschaft am 9. Mai gegen den Klub entscheiden, bleibt laut Hansa-Chef Bernd Hofmann nur der bittere Gang zum Amtsgericht - der den Zwangsabstieg in die Regionalliga nach sich ziehen würde. Auch Gerüchte von einer Rückstufung in Liga fünf machen die Runde, sollte ein mögliches Insolvenzverfahren nicht rechtzeitig eröffnet werden.

"Wenn der Schuldenerlass nicht zustande kommt, können wir nicht überleben. Einen Plan B gibt es nicht", sagt Hofmann. Das bedeute auch, dass sich der Verein künftig seine renommierte, aber teure Nachwuchsförderung nicht mehr leisten könne.

Der personelle Aderlass hat derweil offenbar bereits begonnen. Am Montag nahm Aufsichtsratschef Hans-Ulrich Gienke nach Informationen der "Norddeutschen Neuesten Nachrichten" sowie des NDR seinen Hut.

15 Millionen Euro Schulden

Hansas Schuldenberg - vor allem verursacht durch Misswirtschaft früherer Vorstände und die teure Infrastruktur mit Stadion, Nachwuchsakademie und Geschäftsstelle - bleibt jedoch. Auf 15 Millionen Euro ist der mittlerweile angewachsen. 4,5 Millionen entfallen auf falsch bilanzierte Transfers in den Jahren 1999 und 2001.

Mecklenburg-Vorpommerns für den Sport zuständiger Innenminister Lorenz Caffier lehnt weitere Finanzmittel für Hansa kategorisch ab. "Direkte Hilfen vom Land sehe ich nicht", sagte der CDU-Politiker. Gleichzeitig gab er grünes Licht für eine Hilfe durch die Hansestadt: "Wenn Rostock helfen will, gern."

Hansa sei wichtig, aber das Gesamtkonzept müsse stimmen und langfristig tragfähig sein. "Hansa muss endlich die Hosen runterlassen", forderte der Minister.

Auch Linken-Landeschef Steffen Bockhahn, Vorsitzender des Rostocker Finanzausschusses, der sich mit 8:2 Stimmen gegen eine Hilfe für den FC Hansa ausgesprochen hat, kritisierte die schlechte Informationspolitik über die Finanzlage des Vereins. "Wir warten auf ein Sanierungskonzept." Einen Blankoscheck wollen die Rostocker Politiker dem Verein nicht ausstellen. Eine neutrale Instanz soll nun prüfen, ob der Klub überlebensfähig ist.

Nur acht Spieler unter Vertrag

Dabei könnte eine Insolvenz die Stadt weit teurer kommen als ein Rettungspaket. Sie müsste unter anderem das Stadion mit allen Folgekosten übernehmen. Überdies hat der Klub in den vergangenen Jahren kräftig Steuern gezahlt - die würden künftig entfallen. Unterdessen schieben sich Stadt und Land gegenseitig den Schwarzen Peter zu.

"Einem Schuldenerlass müssen alle Gläubiger zustimmen", sagte Finanzministerin Heike Polzin. Dazu gehören neben Stadt und Land auch die Ostseesparkasse und die Deutsche Kreditbank.

Während um die Finanzen gerangelt wird, gibt es bei Hansa jede Menge offene Personalien. Die Wichtigste: Bleibt Trainer Wolfgang Wolf? Der Verein würde gern mit ihm weitermachen, die Entscheidung ist offen.

Die Verträge von Klubchef Bernd Hofmann und Manager Stefan Beinlich laufen noch bis 2014 - beide wollen bleiben. Völlige Ungewissheit herrscht in Sachen Kader für die kommende Saison. Bislang haben die Rostocker erst acht Spieler unter Vertrag. Der gilt allerdings nur für die 3. Liga.

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