Sylvestr: Auf Mintals Spuren

Von Jan Zesewitz
Wie schon gegen seinen Ex-Klub Aue soll Jakub Sylvestr möglichst oft für den 1. FCN netzen
© imago

Am Montagabend kommt es zum 257. Franken-Derby zwischen der SpVgg Greuther Fürth und dem 1. FC Nürnberg (20.30 Uhr im LIVE-TICKER). Die Nürnberger warten seit 2008 auf einen Sieg gegen die Kleeblätter. Tore von Neuzugang Jakub Sylvestr sollen für ein Ende dieser Durstrecke sorgen.

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Ein Neuzugang beim 1. FC Nürnberg. Er ist Slowake. Er soll Tore schießen. Er trägt die Rückennummer elf. Welches Jahr haben wir, 2003? Nein, auf dem Kalender steht 2014 und der Slowake mit dem Torriecher heißt nicht Marek Mintal, sondern Jakub Sylvestr.

Der Vergleich drängt sich auf. Zumal Mintal kräftig mitgeholfen haben soll, den 25-Jährigen zum Club zu holen. Sylvestr will sich darauf jedoch nicht einlassen: "Es ist nur ein Zufall, dass ich dieselbe Nummer habe wie Marek Mintal. Marek hat seine Geschichte beim Club geschrieben, ich will meine eigene schreiben. Nummern wurden davor getragen und werden auch danach noch getragen werden."

Ginczek oder Mintal? Wohin geht der Weg?

Als Torschützenkönig der 2. Bundesliga mit 15 Toren kommt er mit einigen Vorschusslorbeeren von Erzgebirge Aue. Auch hier werden Erinnerungen an einen anderen Nürnberg-Stürmer wach. Daniel Ginczek kam vor der letzten Saison als Torschützenkönig aus St. Pauli, riss sich nach der Hinrunde das Kreuzband und wechselte nach nur einer Saison und drei Toren zum VfB Stuttgart.

Sylvestr nährt mit seinem Siegtor gegen Ex-Klub Aue am ersten Spieltag direkt die Hoffnung, dass man ihn beim 1. FCN eher mit Mintal als mit Ginczek vergleichen wird. Sein bisheriger Werdegang lässt keine endgültigen Schlüsse zu.

Schwierigkeiten in der Slowakei und Kroatien

Sylvestr startete seine Profikarriere 2007 in der Heimat bei Slovan Bratislava. Um Spielpraxis sammeln zu können, wurde er später für die Rückrunde 2009 an den Stadtrivalen Petrzalka verliehen. Das hatte zur Folge, dass er die Meisterfeier von Slovan am Ende der Saison verpasste.

2010 wechselte er trotz einer durchwachsenen Saison für 1,5 Millionen Euro zu Dinamo Zagreb. Auch dort konnte er sich in zwei Jahren nicht richtig durchsetzen. In seiner letzten Saison in Kroatien erzielte er kein Tor in elf Einsätzen. Zagreb sah sich nach Möglichkeiten für eine Leihe um, Erzgebirge Aue schlug zu und sicherte sich zudem eine Kaufoption.

Aues damaliger Sportdirektor Stefan Heidrich schien bereits Mintal im Kopf zu haben: "Aus der Slowakei haben bei uns in Deutschland schon etliche Stürmer für Furore gesorgt. Wir hoffen, dass Jakub eine ähnlich gute Entwicklung nimmt."

Erfolg bei Erzgebirge Aue

Viel Zeit zur Eingewöhnung brauchte Sylvestr nicht. Bereits bei seinem dritten Einsatz in der 2. Liga gegen den 1. FC Köln bereitete er beide Treffer zum 2:0-Sieg vor. Ab diesem Zeitpunkt streckten immer wieder Bundesligisten die Fühler nach dem Slowaken aus. Mit Borussia Mönchengladbach wurde er wiederholt in Verbindung gebracht, letztlich zog Aue die Kaufoption für 500.000 Euro.

In den nächsten beiden Saisons entwickelte er sich zu einer Lebensversicherung für Aue. In der ersten Spielzeit waren es acht Tore und fünf Vorlagen, 2013/14 schon 15 Tore und sechs Vorlagen. Damit war er an genau der Hälfte der Tore der Sachsen direkt beteiligt.

Heidrich: "Er ist ein Stürmer, der den Unterschied macht"

Im Erzgebirge waren alle begeistert von Sylestr, dabei hatte er in seiner ersten Saison durchaus mit längeren Torflauten zu kämpfen. Erst das Engagement von Falko Götz brachte die Wende. Gleich im ersten Spiel unter Leitung von Götz schnürte Sylvestr einen Doppelpack gegen Hertha BSC.

"Jakub ist unser bestes Pferd im Stall", lies sich der Trainer damals zitieren. "Er ist ein Stürmer, der den Unterschied macht." Gleichzeitig machte man sich in Aue wenig Illusionen über einen Verbleib von Sylvestr, an dem nun auch Hertha BSC und RB Leipzig Interesse hatten.

So gab sich Götz bereits vor Ende der vergangenen Saison realistisch: "Wir machen uns da nichts vor. Klar hat Jakub höhere Ambitionen. Und wir haben uns als Ziel gesetzt, Spieler weiter auszubilden und davon möglicherweise finanziell profitieren."

Auch der sonst bescheidene Stürmer sagte selbstbewusst: "Ich will einmal Bundesliga spielen." Am Ende der Saison erklärte er, bereit für die Herausforderung in der ersten Liga zu sein. Allerdings unterschrieb er mit dem endgültigen Wechsel ins Erzgebirge einen Vertrag bis 2016, der jedoch eine Ausstiegsklausel für etwa 1,5 Millionen enthielt.

Slowakische Tradition in Nürnberg

Schließlich war es kein Bundesligist, der diese Ablösesumme zahlte, sondern der Absteiger aus Nürnberg. Die Franken hatten den Abgang ihres Torjägers Josip Drmic zu verschmerzen und suchten händeringend nach einem Nachfolger.

Sylvestr ist der einzige "namhafte" Zugang beim Club. "Jakub Sylvestr war in der vergangenen Zweitliga-Saison einer der herausragenden Stürmer, der auch auf dem Wunschzettel vieler anderer Vereine stand", sagte Sportdirektor Martin Bader nach der Verpflichtung.

Warum ist er dann doch bei Nürnberg gelandet? Sein Nummern-Vorgänger Mintal hat anscheinend eine Rolle gespielt. Und obwohl er den Vergleich mit der Club-Legende scheut, erwähnt Sylvestr auch die slowakische Tradition beim 1. FCN: "Auch Robert Vittek oder Samuel Slovak haben gezeigt, dass Nürnberg ein gutes Pflaster für uns Slowaken ist."

Bei aller Tradition soll Sylvestr vor allem helfen, den sehr jungen Nürnberger Kader zum Wiederaufstieg zu schießen. Es dürfte den Club-Fans egal sein, ob das in "Phantom"-Manier passiert oder auf seine eigene Weise.

Jakub Sylvestr im Steckbrief

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