"Veh wollte mich in seinem Team"

Von Interview: Matti Peters
Heiko Butscher steht beim VfL Bochum bis Juni 2015 unter Vertrag
© imago

Heiko Butscher spielt aktuell beim VfL Bochum in der 2. Liga, steht aber auch auf der Bühne. Im Interview spricht der 33-Jährige über das Phänomen Peter Neururer, Gedanken ans Karriereende und seine zweite Liebe - die Musik.

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SPOX: Herr Butscher, für Sie und den VfL Bochum waren die letzten Wochen wie eine Achterbahnfahrt. Wie haben Sie diese Zeit wahrgenommen?

Heiko Butscher: Es waren in der Tat Höhen und Tiefen und eine Zeit lang auch recht eng für uns. Das Heimspiel gegen Aue haben wir dann Gott sei Dank gewonnen. Die Stimmung wäre sonst wahrscheinlich gekippt. Wir haben uns aber zusammengerissen und gezeigt, dass wir eine Einheit sein können.

SPOX: Welche Rolle spielte dabei Trainer Peter Neururer? Ihr Kollege Christian Tiffert sagte einst im Interview mit SPOX, dass er kein Kumpeltyp sei. Würden Sie dem zustimmen?

Butscher: Es ist ein Trainer, der wahnsinnig viel Erfahrung gesammelt hat und gerade im Bereich Motivation große Stärken hat. Man kann mit ihm über alles reden. Es ist nicht so, dass er jeden Tag auf einen zukommt und fragt, wie es dir geht. Es ist eher punktuell.

SPOX: Gerade Neururers Moon Walk im Stadion und die verlorene Wette, weswegen er seine Haare blau-weiß färben ließ, sind noch stark in Erinnerung. Wieso kosten ihn diese Aktionen keinerlei Autorität?

Butscher: Peter Neururer ist eine große Trainerpersönlichkeit. Man muss sich nur vor Augen führen, wie viele Spiele er als Trainer erlebt hat. Ich glaube, er könnte alles machen und würde trotzdem nicht an Autorität verlieren. Er ist ein sehr spezieller Typ, aber wenn man ihn so nimmt, wie er ist, dann kommt man sehr gut klar mit ihm. Er hat eine natürliche Autorität, so dass er eigentlich machen kann, was er möchte. Er lebt den VfL, kommt aus dem Ruhrgebiet und kennt den Menschenschlag hier, der ja schon besonders ist. Peter würde für den VfL sein letztes Hemd geben. Das merkt man ihm an und das nimmt man ihm ab.

SPOX: Mit Robin Dutt und Armin Veh hatten Sie in der Vergangenheit immer Trainer, unter denen Sie eine wichtige Rolle im Kader eingenommen haben. Welche hat Ihnen Neururer in Bochum zugedacht?

Butscher: Es ist nunmal so: Ich bin 33 Jahre alt, man muss mir nicht mehr erklären, warum ich spiele oder nicht. Wenn ich spiele, ist es in Ordnung, weil Peter weiß, was er bekommt. Er hat mal gesagt: "Auf den Heiko kann ich mich verlassen, der ist immer da, wenn man ihn braucht." Das reicht vollkommen aus. Früher hätte ich schon zehn Mal nachgefragt, ob etwas nicht stimmt, weil ich relativ wenig spiele. Das sehe ich aber heute entspannt.

SPOX: Ist es nicht in gewisser Hinsicht die perfekte Vorbereitung für einen späteren Trainerjob, wenn man als Spieler schon als eine Art Co-Trainer fungiert?

Butscher: Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit den verschiedenen Trainertypen und Auffassungen und versuche, immer meine eigene Vorstellung mit einzubringen sowie zu überlegen, was ich in der Situation machen würde. Armin Veh, zu dem ich ein sehr gutes Verhältnis habe, hat mir damals durchaus zugetraut, im Trainerbereich aktiv zu werden oder sogar einen Verein zu übernehmen. Er wollte mich sogar in sein Trainerteam holen und hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, dabei zu sein. Das konnte ich mir sehr gut vorstellen, aber ich wollte noch ein bis zwei Jahre Fußball spielen. Ich habe die B-Lizenz gemacht und muss jetzt noch die A-Lizenz erwerben. Es kann aber natürlich sein, dass ich nach zwei Jahren merke, dass es überhaupt nicht mein Ding ist.

SPOX: Sie sind mit drei verschiedenen Teams in die Bundesliga aufgestiegen. Welcher Aufstieg bedeutet Ihnen am meisten?

Butscher: Der erste Aufstieg mit dem VfL wird immer etwas ganz Besonderes bleiben, das war außergewöhnlich. Der zweite mit Freiburg war hart erarbeitet, da habe ich auch am meisten mit reingesteckt. Ich war als Kapitän derjenige, der immer vorangehen musste und viel Verantwortung hatte. Wir haben mit Robin Dutt nach der Ära von Volker Finke eine ganz neue Mannschaft aufgebaut. Mit Frankfurt war es auch schön, aber anders. Wir waren zum Aufstieg verdammt. Wenn du es in solch einer Situation nicht schaffst, dann gehen die Lichter aus. Das war sehr emotional und mit großer Anspannung verbunden.

SPOX: Fällt Ihnen denn eine nette Anekdote von einer der Aufstiegsfeiern ein?

Butscher: Es gab einen Spieler in Bochum, dessen Namen ich allerdings nicht verraten darf. Der hat die Aufstiegsfeier gar nicht mehr mitbekommen, weil er so betrunken war, dass er den Bus nicht mehr verlassen konnte, als wir in der Party-Location angekommen waren.

Seite 1: Butscher über Neururer und Gedanken ans Karriereende

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