Dynamo Dresden hält die Klasse

Von Adrian Bohrdt
Dynamo Dresden freut sich über den Klassenerhalt in der zweiten Liga
© getty

Viel Dank ging bei Dynamo Dresden nach dem Relegationssieg an die Fans, die auch nach dem Spiel Klasse zeigten. Gleichzeitig wurde Geschichte wiederholt - und neu geschrieben.

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Nach der 0:1-Hinspielniederlage gegen den VfL Osnabrück hat Dynamo Dresden durch einen 2:0-Sieg im heimischen Stadion den Klassenerhalt in der 2. Liga klar gemacht. Durch den Erfolg der Sachsen wiederholte sich Geschichte - und wurde gleichzeitig neu geschrieben. Ein wesentlicher Faktor waren dabei die Fans, wie beide Teams später hervorhoben.

"Mit den Zuschauern im Rücken, da werden wir Osnabrück überrennen", hatte Dresdens Offensivmann Robert Koch nach der 0:1-Niederlage in Osnabrück angekündigt. Auch Dynamo-Trainer Peter Pacult hoffte auf Unterstützung von den Rängen: "Wir wissen, zu was wir zuhause im Stande sind, und ich gehe auch davon aus, dass wir dieses Spiel gewinnen werden."

Der Österreicher wurde am Dienstagabend nicht enttäuscht - weder von der Mannschaft, noch von den Fans. Die 29.253 Zuschauer im restlos ausverkauften Glücksgas Stadion peitschten ihr Team nach vorne, was sich auch auf die Leistung niederschlug. "Mit dieser Unterstützung und diesem Publikum war es für uns sehr wichtig, die richtige Körpersprache zu zeigen", betonte etwa Dresdens Innenverteidiger Romain Bregerie.

Dynamo dominiert von Beginn an

Auf dem Platz bot sich dann bei der Wiederauflage des Relegationsduells von 2011 folgerichtig ein einseitiges Bild: Dynamo drückte und hätte durch Idir Ouali bereits nach 13 Minuten in Führung gehen können, der spätere Torschütze scheiterte aber am Pfosten. "Wir habe von Anfang an klar gemacht, dass Osnabrück hier nichts holen kann", erklärte Sebastian Schuppan."Es war vor dem Spiel unser Ziel, dass wir die Kulisse mit nutzen um das Spiel zu gewinnen."

Cristian Fiel machte es wenig später besser und bot den Fans Grund zum Jubel, als er den Ball wuchtig von der Strafraumgrenze in den Winkel (31.) hämmerte. "Ein Traumtor", feierte Bregerie anschließend, und Schuppan lobte: "Ich kenne ihn schon eine ganze Weile, aber so scharf hat er noch nie geschossen. Wenn er sich das für die Relegation aufgehoben hat, dann Hut ab."

"Haben uns von der Kulisse beeindrucken lassen"

Osnabrück dagegen blieb extrem passiv. Sichtlich nervös klärten die Gäste den Ball oft überhastet ins Seitenaus und konnten durch ihre Konter kaum für Entlastung sorgen. "Gerade in der ersten Hälfte hätte ich mehr von uns, da haben wir uns ein wenig versteckt und von der Kulisse beeindrucken lassen", kritisierte VfL-Trainer Alexander Ukrow. Die einzige echte Chance vor der Pause hatte Timo Beermann, dessen Kopfball Filip Trojan auf der Linie klären musste (43.).

Auch nach dem Seitenwechsel blieb Osnabrück viel zu harmlos. Stattdessen drängte Dresden auf den zweiten Treffer. In der 72. Minute war es dann so weit: Nach sehenswerter Vorarbeit von Tobias Kempe über den rechten Flügel musste Idir Ouali nur noch einschieben und erzielte das erlösende 2:0.

"Dresden war über das ganze Spiel auch die bessere Mannschaft heute", musste Osnabrücks Innenverteidiger David Pisot anschließend anerkennen. Osnabrücks Hinspiel-Torschütze Gaetano Manno gab zu, man habe "ein bisschen zu viel Respekt vor der Kulisse" gehabt. Kein Wunder: In die heimische Osnatel-Arena passen nicht einmal 17.000 Fans, in der dritten Liga hatte man durchschnittlich knapp 10.700 Besucher. Kein Vergleich zu fast 30.000 frenetischen Dynamo-Fans.

Ukrow: Dresden den Tick besser

Tatsächlich waren die Hausherren etwa durch Kempe (75.) oder den auffälligen Ouali (84.) dem dritten Tor näher als die Veilchen dem Anschlusstreffer, der aufgrund der Auswärtstor-Regel zum Aufstieg gereicht hätte. Ukrow räumte ein: "Ich glaube, dass Dresden über beide Spiele den Tick besser war."

Sein Gegenüber Pacult dagegen wusste, bei wem er sich maßgeblich zu bedanken hatte: "Ich freue mich riesig für die Mannschaft und die Fans. Gerade die Fans, die das ganze Jahr hinter dem Verein stehen, haben es nicht verdient, dass wir vielleicht wieder einen Schritt zurück hätten machen müssen."

Dresden konnte damit, genau wie 2011, Osnabrück in der Relegation erneut bezwingen. Allerdings gelang es dieses Mal unter anderen Vorzeichen, denn vor zwei Jahren war Dresden der Dritt- und der VfL der Zweitligist. Der Dresdner Erfolg bedeutet außerdem ein Novum: Zum ersten Mal seit Wiedereinführung der Relegation 2009 konnte sich der Zweitligist gegen den Drittligisten durchsetzen und die Klasse halten.

Dynamo-Fans zeigen gutes Gespür

Ebenfalls ihre Klasse bewiesen nach dem Spiel die meisten der Dynamo-Fans. Vor dem Spiel waren Ausschreitungen befürchtet worden, insbesondere im Falle eines Abstiegs der Sachsen. So wurden den Osnabrücker Spielern schon vor dem Spiel die Fluchtwege aus dem Stadioninnern gezeigt, rund 800 Polizisten sicherten das Spiel ab.

Tatsächlich verhielten sich die Fans aber weitgehend friedlich - und fielen nach dem Spiel besondes positiv auf: Einige Anhänger zündeten nach dem Abpfiff zwei Böller und warfen eine Leuchtspurrakete auf den Rasen, aber ehe die Stimmung kippen konnte, forderte der Vorsänger der Ultras die Betroffenen über die Lautsprecher auf, diese Aktionen zu unterlassen. Dafür gab es Applaus von den Rängen.

Da sah man bei der Polizei am Mittwochmorgen auch darüber hinweg, dass nach Spielende zahlreiche bengalische Feuer im Dresdner Block gezündet worden waren. "Es gab keine Störungen", erklärte ein Polizeisprecher. Auch künftig sollen die positiven Aspekte überwiegen, wie Schuppan mit Blick auf die neue Saison hofft: " Wir freuen uns, dass wir die zweite Liga weiter bereichern dürfen, mit unseren Fans und unserem Stadion und der Atmosphäre, die hier herrscht. Heute war die wieder einzigartig."

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