Krise bei 1860 spitzt sich zu

SID
Hasan Ismaik verließ sichtlich verärgert den Krisengipfel mit der Löwen-Führungsetage
© Getty

1860 München droht eine Zerreißprobe, das Zerwürfnis mit Investor Hasan Ismaik scheint nicht mehr zu kitten. Der jordanische Geschäftsmann, der 49 Prozent der stimmberechtigten Anteile des Klubs hält, verließ am Montagabend nach einem vierstündigen Krisengipfel mit der Vereinsspitze sichtlich verärgert die Geschäftsstelle der Sechziger an der Grünwalder Straße 114.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Die Sitzung ist sehr schlecht verlaufen, ich werde zur DFL gehen. Ich kann nicht mit diesen Leuten arbeiten", ließ Ismaik die anwesenden Journalisten um 21.05 Uhr wissen.

Wie die Vereinsführung berichtete, habe Ismaik indirekt damit gedroht, den finanziell angeschlagenen Sechzigern den Geldhahn zuzudrehen.

Ismaik fordert "personelle Einflussnahmen"

"Wir haben versucht, Ismaik dazu zu bringen, die ihm Rahmen des Dreijahresplans vereinbarten Zahlungen zu gewährleisten. Das hat er abgelehnt", sagte Präsident Dieter Schneider. Der Investor sei auch nicht bereit gewesen, Zahlungen zu gewährleisten, die eine offensivere Aufstiegsstrategie betreffen.

Wie Schneider weiter berichtete, habe Ismaik zudem "personelle Einflussnahmen gefordert, die weit über das von der DFL erlaubte Maß hinausgehen".

Keine direkte Rücktrittsforderung

Offenbar aber verzichtete Ismaik im direkten Gespräch mit der Vereinsspitze darauf, den Rücktritt von Schneider zu verlangen.

"Eine Forderung, Herrn Schneider abzulösen, ist Herrn Ismaik nicht über die Lippen gekommen", sagte Vizepräsident Wolfgang Hauner. Löwen-Boss Schneider hofft trotz der Eskalation auf eine Einigung mit dem Investor. "Wenn sich die Emotionen gelegt haben, sieht man ein bisschen klarer. Vielleicht kann man dann doch noch zu einem Kompromiss kommen", sagte er.

Vor dem Gipfeltreffen mit Vereinspräsident Dieter Schneider, Vizepräsident Franz Maget, Geschäftsführer Robert Schäfer und Aufsichtsratsboss Siegfried Schneider hatte sich Ismaik unnachgiebig gegeben und mit deutlichen Worten den Rücktritt von Dieter Schneider gefordert.

"Nicht so hitzig, wie es ausgeschaut hat"

"Ich kann nicht mehr mit Herrn Schneider zusammenarbeiten. Er ist nicht ehrlich. Das geht nicht mehr", hatte Ismaik zu Beginn seines ersten Besuchs in München seit acht Monaten gesagt. "Ich hoffe, dass er zurücktritt. Wir werden sehen."

"Es war nicht so hitzig, wie es ausgeschaut hat. Man hat sich bemüht, die Ratio in den Vordergrund zu stellen und ohne Hitzigkeit zu sprechen", versuchte Schneider, die Situation etwas herunterzuspielen. Und weiter: "Es gibt in so einer Geschichte nie Sieger oder Verlierer. Wir müssen aufpassen, dass wir am Ende nicht alle als Verlierer dastehen!"

Ismaik verlangt mehr Entscheidungsgewalt

Ismaik hatte zuletzt offen mit der Beendigung seines Engagements bei 1860 gedroht und den vereinbarten Dreijahresplan aufgekündigt.

Ismaik fordert eine Abkehr vom Sparkurs, personelle Veränderungen in der Klubführung und Verstärkungen für die Mannschaft, die als Tabellensechster fünf Punkte hinter dem Relegationsplatz liegt.

Zudem wird Ismaik nachgesagt, 1860-Coach Alexander Schmidt durch den früheren englischen Nationaltrainer Sven-Göran Eriksson ersetzen zu wollen. Die Vereinsführung weigert sich jedoch bislang, neue Schulden zu machen.

Der Spielplan des TSV 1860