Aachen vor ungewisser Zukunft

SID
Sportdirektor Erik Meijer hat Mitschuld an der sportlichen Misere in Aachen
© Getty

Der Zustand des Rasens auf dem Tivoli steht fast schon symbolisch für die sportliche Situation bei Alemannia Aachen. Erheblichen Sachschaden haben die Fans von Eintracht Frankfurt bei ihren Aufstiegsfeierlichkeiten am Montag im modernen Stadion angerichtet. Es ist nicht die einzige Baustelle, die in kürzester Zeit behoben werden muss.

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Denn auch sonst steht der Traditionsklub vor einem Scherbenhaufen. Vor dem Spiel gegen den direkten Konkurrenten Karlsruher SC am Sonntag (13.30 Uhr) droht der Abstieg in die Dritte Liga und damit die Reise in eine ungewisse Zukunft. Sicher ist nur eines: Es ist eine Zukunft ohne Sportdirektor Erik Meijer.

Meijer muss gehen

Denn wie der Klub am Mittwochabend bekannt gab, trennt sich der Tabellenletzte am Saisonende von dem Niederländer. Man habe sich in einem Vier-Augen-Gespräch einvernehmlich geeinigt, hieß es in einer Pressemitteilung. Die Trennung gelte zudem unabhängig von der Ligazugehörigkeit der Schwarz-Gelben. "Es war ein Gespräch unter Männern, freundschaftlich und vernünftig", wurde der Aufsichtsratsvorsitzende Meino Heyen zitiert.

"Die Alemannia ist mein Verein, und das wird immer so bleiben. Es geht darum, für den Klub die beste Lösung zu finden", sagte Meijer, der den Posten des Geschäftsführers Sport seit dem 1. Januar 2010 bekleidete und nun "auch bei den verbleibenden Spielen dabei sein und meinen Teil dazu beitragen" will, den Klassenverbleib doch noch zu schaffen.

Denn einen Plan B gibt es nicht für das sich seit Wochen anbahnende Szenario. Im Falle des Abstieges, es wäre der Niedergang nach 13 Jahren Erste und Zweite Bundesliga, laufen alle Verträge aus - von den Spielern und sogar von den Mitarbeitern der Geschäftsstelle. Die Schwarz-Gelben stehen vor einem kompletten Neuanfang.

Zukunft von Meijer ungewiss

"Wir müssen uns im Bereich des Sports neu strukturieren. Der Etat müsste in der 3. Liga drastisch gekürzt werden", sagt Klub-Boss Heyen und hat die Gremien bereits zusammengerufen.

Die sportliche Bilanz hat Meijer zu verantworten - und die sieht desaströs aus. In Peter Hyballa und Friedhelm Funkel hat der Sportdirektor in dieser Saison zwei Trainer verschlissen. Kaum einer der im vergangenen Sommer geholten Spielern erwies sich als Verstärkung, dabei hatte der frühere Stürmer einen Etat von 7,5 Millionen Euro zur Verfügung, womit der Klub ligaweit in der oberen Tabellenhälfte lag. Sportlich findet sich die Alemannia aber am Tabellenende wieder - mit 25 Punkten aus 32 Spielen. Daran änderten auch die Nachbesserungen in Form der namhaften Zugänge David Odonkor und Albert Streit nichts.

Aussem würde weitermachen

Nach der angekündigten Trennung von Meijer ist auch unklar, wie es in Sachen Trainer weitergeht. Der bisherige U23-Coach Ralf Aussem, der am 1. April die Nachfolge von Funkel angetreten und einen kleinen Aufschwung bewirkt hat, signalisiert Bereitschaft. "Das kann ich mir vorstellen. Es ist schöner in der Dritten Liga als vor 120 Zuschauern zu arbeiten", sagte Aussem.

Dass die Alemannia überhaupt die Lizenz für die Dritte Liga erhält, ist einer Umfinanzierung des 50 Millionen Euro teuren Stadions im März dieses Jahres zu verdanken. So wurden die Ausgaben für die 2009 fertiggestellte Arena in Zusammenarbeit mit dem Hauptsponsor und der Stadt von 4,3 Millionen auf zwei Millionen Euro gedrückt. Eine Klasse tiefer wären dann noch eine Million Euro pro Jahr fällig.

Soweit ist es aber noch nicht. "Wir werden den Teufel tun und jetzt aufgeben", sagt Aussem. Ein Sieg gegen den um fünf Punkte besseren Tabellen-16. Karlsruher SC ist Pflicht, gleiches gilt für das letzte Spiel bei 1860 München. Außerdem dürfte der KSC nicht gegen Frankfurt gewinnen und Hansa Rostock müsste auch noch patzen. Viele Unwägbarkeiten also, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Und wenn es schiefgeht? Der Letzte knipst das Licht aus.

Erik Meijer im Steckbrief

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