Assani Lukimya: Kein Mann für die zweite Reihe

Von Ronald Tenbusch
Wechselt zur neuen Saison die Rheinseite: Fortuna Düsseldorfs Assani Lukimya (vorne)
© Imago

Noch vor drei Jahren kickte Assani Lukimya-Mulongoti in der Provinz umher. Doch der 26-Jährige hat sich nach anfänglichen Schwierigkeiten bei Fortuna Düsseldorf zu einem der besten Innenverteidiger der 2. Liga gemausert. Die Belohnung: Ein Wechsel in die Bundesliga zum 1. FC Köln - doch der Traum vom Oberhaus wackelt.

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Es ist der 1. April 2009. Vierte Liga. Der FC Oberneuland begrüßt das Team von Hansa Rostock II. Die Heimmannschaft führt bereits 2:0, als der baumlange Verteidiger der Gäste nach wiederholtem Foulspiel in der 54. Minute die Gelb-Rote Karte sieht. 432 Zuschauer im Sportpark am Vinnenweg klatschen hämisch Beifall, als Assani Lukimya-Mulongoti bedröppelt vom Platz schleicht. Lukimya ist zu diesem Zeitpunkt bereits 23 Jahre alt und niemand hätte an diesem Tag wohl daran geglaubt, dass er rund drei Jahre später in der Bundesliga spielen könnte.

Doch nun steht Lukimya kurz vor dem Sprung ins Oberhaus. Bei Fortuna Düsseldorf spielt er eine starke Saison in Liga zwei - und hat damit auf sich aufmerksam gemacht. Ausgerechnet der 1. FC Köln, großer Rivale der Düsseldorfer, hat sich kürzlich zur kommenden Spielzeit die Dienste des 26-Jährigen gesichert.

Startschuss in Jena

Aber der Reihe nach: Lukimya kletterte in den vergangenen Jahren die Karriereleiter Stück für Stück nach oben. Da es in Rostock aufgrund zu geringer Spielanteile letztlich nicht mit dem Durchbruch klappte, entschied sich Lukimya für den Umweg in die 3. Liga und schloss sich Carl-Zeiss Jena an. Von da an ging es bergauf. In Jena bekam er die Einsätze, damit das Selbstvertrauen und die Anerkennung, die ihm bis dato verwehrt wurden.

"In Jena habe ich die Chance bekommen, mich zu zeigen und dadurch kamen dann auch verdienterweise die Angebote aus der 1. und 2. Liga", sagt Lukimya im Gespräch mit SPOX. Der kongolesische Nationalspieler wählte aus den Offerten nicht die erstbeste aus: "Ich wollte nicht zu einem Bundesligisten wechseln, um mich dann auf die Bank zu setzen, sondern lieber die Chance bekommen, mich als Stammspieler in der 2. Liga zu etablieren."

So ging es für den in Berlin aufgewachsenen Lukimya zur Fortuna nach Düsseldorf, die im Sommer 2010 händeringend nach einem Nachfolger für Bamba Anderson suchte. Der verabschiedete sich vom Rhein als einer der besten Zweitligainnenverteidiger Richtung Bundesliga und ging nach Gladbach - große Fußstapfen, die die klamme Fortuna versuchte, mit Nobody Lukimya auszufüllen.

Sündenbock in Düsseldorf

Doch der Start in die Saison 2010/11 misslang sowohl Lukimya als auch der Fortuna. Bereits bei der 0:2-Auftaktniederlage in Cottbus leistete sich Lukimya einige haarsträubende Fehler, so dass ihm gleich zu Beginn heftiger Gegenwind von Fans und Medien entgegen schlug. "Als es am Anfang nicht lief, wurde insbesondere bei den neuen Spielern die Schuld gesucht", erinnert sich der damalige Sündenbock, der die drei folgenden Partien auf der Bank verbrachte.

"Als ich nach Düsseldorf kam, wollte ich oft zu viel, zu viele Dinge auf einmal machen. Doch dann habe ich mich wieder darauf fokussiert, einfach zu spielen und mich auf meine Zweikämpfe zu konzentrieren", so Luki weiter.

Der Vielgescholtene erhielt jedoch bald eine zweite Chance - und nutzte sie. Seine Leistungen stabilisierten sich von Spiel zu Spiel, an der Seite von Kapitän Jens Langeneke formte er sich allmählich zu einem konkurrenzfähigen Innenverteidiger, der zusammen mit seinen Abwehrkollegen den Grundstein für eine tolle Rest-Spielzeit legte. Weitere Folge: Lukis einst katastrophales Standing bei Fans und Medien verbesserte sich nachhaltig.

Lukimya: Anfangs nur Stürmer

Der endgültige Durchbruch sollte dem 26-Jährigen dann in der aktuellen Saison gelingen. Düsseldorfs Kern-Mannschaft wurde gehalten und punktuell ergänzt.

Neben Shootingstar Maximilian Beister oder Oldie-Torjäger Sascha Rösler entwickelte sich Lukimya zum absoluten Fixpunkt im Spiel der Fortuna. Er avancierte nach 17 Partien über die volle Spielzeit nicht nur zum Dauerbrenner der besten Hinrundenmannschaft der Zweitligageschichte, sondern auch zu einem der stabilsten und zweikampfstärksten Defensivspieler der Liga.

Kurios dabei: Lukimya wurde erst in der A-Jugend zum Abwehrspieler umgeschult. "Bei Tasmania 73 spielte er zu Beginn als Stürmer. Im spielerischen und technischen Bereich hatte er zu dieser Zeit noch erhebliche Defizite. Es war relativ schnell klar, dass seine Stärken im defensiven Bereich liegen. Davon war er zuerst nur schwer zu überzeugen, weil er unbedingt Stürmer sein wollte", verrät Mario Reichel, Lukis ehemaliger Jugendtrainer, im Gespräch mit SPOX.

Starkes Spiel gegen BVB

Mittlerweile hat es Lukimya geschafft, sein hohes Niveau zu halten und dabei fair zu agieren. Trotz seines von physischer Präsenz bestimmten Spiels erhielt er nur vier Gelbe Karten in 59 Zweitligaspielen für Düsseldorf.

Hinzu kam sein Glanzauftritt im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Borussia Dortmund, als er Robert Lewandowski abkochte und sich so auch auf einer weiteren Bühne exzellent präsentierte.

Angeheizt durch seinen auslaufenden Vertrag rankten sich schon wenig später erste Gerüchte um einen Wechsel in die Bundesliga. Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund und auch Teams aus der Premier League hatten ihre Fühler ausgestreckt. Auch die Fortuna, die bis heute noch Chancen auf baldige Erstklassigkeit besitzt, machte sich bis zuletzt Hoffnung, Lukimya einen Verbleib schmackhaft machen zu können.

Aufstieg bleibt das größte Ziel

Am Ende stand die Überraschung: Lukimya wechselt zur neuen Spielzeit die Rheinseite und schließt sich dem Düsseldorfer Rivalen aus Köln an - und der FC hat den Klassenerhalt noch längst nicht geschafft.

"Ich bin zu ehrgeizig, um zu einem Verein zu wechseln, der schon in den Gesprächen sagt, dass er mich nur als dritten Mann verpflichten will. Es bringt mir nichts, zu einem Champions-League-Verein zu wechseln und mich hinten anzustellen. Ich muss mich jetzt in der Bundesliga durchsetzen und in Köln errechne ich mir die besten Chancen auf einen Stammplatz", begründet Luki seine Entscheidung.

Und die könnte nebst aller Brisanz noch ein weiteres Schmankerl beinhalten: Und zwar im Fall, sollte der FC ein durchaus mögliches Relegationsspiel gegen die Fortuna bestreiten und Lukimya in zwei Entscheidungspartien gegen seine eigene Zukunft antreten.

Ein Gedanke, den Lukimya derzeit noch weit von sich schiebt: "Natürlich schaue ich auch nach Köln, aber ich kann dort im Moment eh nicht eingreifen. Daher konzentriere mich voll auf Düsseldorf. Wir haben die Chance, aufzusteigen - das ist im Moment mein größtes Ziel." Es bleibt also dabei: Lukimyas Traum von der Bundesliga lebt.

Assani Lukimya-Mulongoti im Steckbrief

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