Nach zwei turbulenten Wochen stand am Mittwoch fest, dass der FC Hansa die laufende Saison zu Ende spielen und für den schweren Weg gegen den Abstieg neue Spieler verpflichten kann. Doch die Zukunft des einstigen "Leuchtturms des Ostens" bleibt unklar, denn den Tabellenvorletzten drücken weiterhin knapp 16 Millionen Euro Schulden.
Zu 4,5 Millionen Euro Steuernachzahlung hatte der Bundesfinanzhof (BFH) den Traditionsverein zu Jahresbeginn verdonnert. Diese für den Traditionsverein "tödliche" Summe haben die Gläubiger - das Land Mecklenburg-Vorpommern und die Stadt Rostock - bis zum 30. Juni dieses Jahres gestundet. Wie es dann weitergeht, weiß niemand.
Trainer Wolf will zwei neue Spieler
"Der Verein hat von Anfang an mit offenen Karten gespielt. Mir wurde frühzeitig gesagt, dass so etwas passieren könnte", sagt Coach Wolfgang Wolf. Gleichzeitig bekräftigt er: "Ich brauche schon noch ein, zwei neue Spieler."
Zu den Kandidaten sollen der Ex-Kölner Wilfried Sanou (27 Jahre) und der senegalesische Angreifer Diafra Sakho (22) vom französischen Zweitligisten FC Metz zählen. Mit Freddy Borg (27) hat sich seit Mitte vergangener Woche ein schwedischer Angreifer in Rostock vorgestellt. Ins Trainingslager ist er allerdings nicht mitgeflogen.
Hoffen auf Erlass der Steuerschuld
Immerhin: Mit der Stundung der Nachforderungen, die aus den Jahren 1999 bis 2001 (1. Bundesliga) resultieren, ist den Rostockern eine Gnadenfrist eingeräumt worden. Zwar hatten sie die 4,5 Millionen als Rückstellung im laufenden Etat verbucht, jedoch ohne dass liquide Mittel zur Verfügung stünden. Daran wird sich am Ende des Geschäftsjahres nichts geändert haben.
Denkbar sind bis zum 30. Juni mehrere Lösungen: ein teilweiser Erlass der Steuerschuld oder Bürgschaften und Darlehen von Land und Stadt. Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling hatte jüngst einen Fünf-Millionen-Einkauf der Hansestadt in die vereinseigene Stadion-Gesellschaft ins Spiel gebracht, stieß damit aber in der Bürgerschaft auf Ablehnung. Hintergrund: Der Schuldenberg der Stadt beläuft sich auf rund 200 Millionen Euro.
Hansa-Chef erwartet Testspieler
Das alles passt in Hansas Katastrophen-Saison mit sportlicher Talfahrt, Trainerwechsel, Randale und Geisterspiel. Trotz des überraschenden 3:0 gegen den ersatzgeschwächten Bundesliga-Fünften Werder Bremen steht ein torgefährlicher Angreifer ganz oben auf der Wunschliste.
"Wir gehen davon aus, dass in Spanien der eine oder andere Kandidat zur Mannschaft stoßen wird", sagte Hansa-Chef Bernd Hofmann der Nachrichtenagentur dapd. Dass die Deutsche Fußball-Liga jedem Transfer zustimmen muss, sieht er lediglich als Formalie.