"Ein Aufstieg kann nie zu früh kommen"

Von Interview: Jochen Tittmar
Andreas "Lumpi" Lambertz ist Kapitän von Zweitliga-Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf
© Imago

Andreas Lambertz, genannt "Lumpi", ist der Dauerbrenner bei Zweitliga-Zweiten Fortuna Düsseldorf. Im Interview spricht der 27-Jährige über den Höhenflug der Fortuna und das anstehende Pokalspiel gegen Borussia Dortmund. Außerdem erklärt er, warum er dem Verein immer die Treue gehalten hat.

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SPOX: Herr Lambertz, wieso "Lumpi"? Sagt überhaupt noch jemand "Andreas"?

Andreas Lambertz: Meine Eltern nennen mich nur 'Andi'. Den Spitznamen 'Lumpi' gibt es seit der Vorbereitung auf mein erstes Oberligajahr. Zuerst wurde ich 'Lampe' genannt, bis mein Mitspieler Michael Rösele daraus 'Lumpi' gemacht hat. Warum auch immer...

SPOX: Lumpi und die Fortuna sind seit 2003 unzertrennlich. Stimmt es, dass Sie zu Beginn Ihrer Zeit nur dank eines Benefizspiels in Düsseldorf gehalten werden konnten?

Lambertz: Im Grunde genommen schon. Denn im Mai 2003 spielte unter dem Motto "Mythos Fortuna" die Oberligamannschaft von 1993, die seinerzeit den Durchmarsch in die Bundesliga geschafft hatte, gegen unser damaliges Team. Die Einnahmen wurden dazu verwendet, um meinen A-Junioren-Kollegen Julius Steegmann und mich in den Seniorenbereich aufnehmen zu können.

SPOX: Mittlerweile sind Sie in Ihrem achten Jahr bei der Fortuna und hatten noch nie einen Vertrag bei einem anderen Klub. Woher rührt diese Vereinstreue?

Lambertz: Da spielt auch immer der Charakter eines Spielers eine Rolle. Es gab früher, als wir noch drittklassig waren, immer mal wieder Anfragen aus der 2. Liga. Und ich gebe schon zu, das eine oder andere Mal überlegt zu haben, ob ich mich verändern möchte. Aber letztlich habe ich mich in Düsseldorf stets so wohl gefühlt, dass ich nie wirklich an einen Wechsel gedacht habe. Ich wurde hier immer gefördert und unterstützt, auch wenn es einmal nicht so lief. Hinzu kommt, dass ich mich mit meiner Familie hier niedergelassen habe.

SPOX: Kommt es hin und wieder mal vor, dass Sie daran denken, wie Sie sich bei einem anderen Verein schlagen würden?

Lambertz: Eigentlich nicht. Auf einen Tapetenwechsel dieser Art habe ich keine wirkliche Lust. Ich habe bei der Fortuna immer eine Perspektive gesehen und bin froh, dass ich dem Verein die Treue gehalten habe - und umgekehrt.

SPOX: Ihr Vertrag läuft am Saisonende aus. Welcher Verein müsste anklopfen, damit Sie Fortuna Düsseldorf einmal verlassen?

Lambertz: Bisher hat noch keiner angeklopft (lacht). Die Bundesliga ist der Traum eines jeden Spielers, aber ich sehe auch hier in Düsseldorf die Möglichkeit, diesen Traum irgendwann zu verwirklichen.

SPOX: Die Fortuna hat aktuell einen sagenhaften Lauf und steht auf einem Aufstiegsplatz. Die Rolle des unbeachteten Geheimfavoriten können Sie jetzt zumindest vergessen.

Lambertz: Ja, wahrscheinlich schon (lacht). Das ist halt jetzt so, aber wir haben uns diese neue Rolle auch erarbeitet. Wichtig ist, dass wir unsere Grundtugenden nicht vergessen und weiterhin über den Kampf ins Spiel finden. Wir müssen jetzt nicht meinen, dass wir nun alle Mannschaften spielerisch aus dem Stadion hauen.

SPOX: Einige Vereine haben die Fortuna anfangs wohl noch etwas unterschätzt. Finden Sie, dass sich das mit dem Höhenflug geändert hat?

Lambertz: Die Dresdner standen letztens richtig gut in der Defensive. Das werden in Zukunft wohl noch ein paar andere Teams gegen uns machen. Wenn wir aber mit der gleichen Mentalität wie bisher in die Partien gehen, bin ich davon überzeugt, dass wir weiterhin gute Ergebnisse erzielen.

SPOX: Was wäre wichtiger für den Verein: Der baldige Aufstieg in die Bundesliga oder die dauerhafte Etablierung in Liga zwei?

Lambertz: Wir als Spieler wollen alle immer gewinnen. Wenn wir das tun, dann stehen wir am Ende ganz oben. Es ist doch ein Traum eines jeden Spielers, mit seiner Mannschaft aufzusteigen. Diesen Traum sollte aktuell auch jeder Düsseldorfer in sich tragen. Ein Aufstieg kann nie zu früh kommen.

SPOX: Ob es letztlich klappt oder nicht: Ist es nicht auch wichtig, dass eine Stadt wie Düsseldorf zumindest mittelfristig den Angriff auf die Bundesliga startet?

Lambertz: Absolut. Die Stadt und das Publikum hätten sich das schon längst verdient. Fans und Arena sind erstligatauglich. Unser Etat ist natürlich im Vergleich mit anderen Vereinen eher bescheiden, aber dennoch muss es das Ziel sein, die Fortuna mittelfristig in der Bundesliga spielen zu sehen.

SPOX: Welchen Anteil am Erfolg hat Trainer Norbert Meier?

Lambertz: Einen sehr großen. Er findet meist die richtigen Worte an die Mannschaft und weiß, wie er mit ihr umgehen muss. Man kann mit jedem Problem zu ihm gehen, was für einen Spieler unheimlich wertvoll ist. Zudem beweist er ein gutes Händchen bei der Förderung von Spielern. Schauen Sie sich nur Maximilian Beister an. Der Junge hat sich bei uns sensationell entwickelt.

SPOX: Beister wird die Fortuna aber ziemlich sicher verlassen. Manager Wolf Werner soll ja schon die Anweisung zum Lottospielen gegeben haben.

Lambertz: Ich habe keine Ahnung, wie das Vertragswerk bei Maxi genau aussieht und ob er selbst über einen Verbleib entscheiden kann. Das ist alles Sache der sportlichen Leitung. Der Verein wird alles unternehmen, um ihn zu halten. Wenn das nicht gelingt, wird man einen Ersatz finden. So läuft es eben im Fußballgeschäft, das lässt sich nicht ändern.

SPOX: Im Pokalspiel gegen den BVB Ende des Jahres wird er aber noch dabei sein. Fortuna hat in diesem Wettbewerb noch nie gegen Dortmund verloren, die Borussia ist dort zudem immer mal für einen Ausrutscher gut. Da ist die nächste Runde machbar, oder?

Lambertz: Schön wär's (lacht). Dortmund ist schon noch mal ein ganz anderes Kaliber. Wenn man Spielern wie Mario Götze, Shinji Kagawa oder Mats Hummels zusieht, muss man schon mit der Zunge schnalzen. Angst macht mir das aber nicht. Das Gute ist doch: Wir haben überhaupt nichts zu verlieren. Wenn wir verlieren, würden die meisten das doch für normal halten.

Andreas Lambertz im Steckbrief