FSV Frankfurt: Bei Sieg Ballermann

Von Susanne Schranner
Erstmals seit 1962 gibt es wieder ein Pflichtspielderby zwischen dem FSV und Eintracht Frankfurt
© Imago

Erstmals seit Januar 1962 kommt es in Frankfurt mal wieder zu einem Pflichtspielderby zwischen der Eintracht und dem FSV. Auf beiden Seiten hadern die Trainer - Armin Veh mit der mangelnden Stabilität, Hans-Jürgen Boysen mit dem fehlenden Torinstinkt. Gewinnt der FSV, winkt ein Trip nach Mallorca.

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Über die alte Rivalität zwischen beiden Vereinen wissen nur noch die älteren Semester etwas zu berichten. Zeiten, in denen von einer blau-schwarzen und einer rot-schwarzen Seite des Bürgersteigs die Rede war.

Dennoch gibt Eintracht-Legende Egon Loy, Teil der Siegermannschaft beim letzten Stadtderby von 1962, zu: "Das brisantere Derby war das gegen die Kickers. Die Spiele gegen die Offenbacher schätzte ich höher ein." Daran hat sich auch bis heute nichts geändert. Unterstützung erhält Loy von SGE-Verteidiger Sebastian Jung, der ein Match gegen Offenbach als "richtiges Derby" bezeichnet.

FSV mietet Eintracht-Stadion

Dass die Brisanz des Spiels abgenommen hat, liegt natürlich vordergründig daran, dass beide Teams schon lange nicht mehr in einem Punktspiel aufeinander trafen. Der Vorfreude auf die Neuauflage am Sonntag (13.30 Uhr im LIVE-TICKER) tut dies aber keinen Abbruch.

"Wir freuen uns wahnsinnig auf diese Begegnung", sagte FSV-Trainer Hans-Jürgen Boysen unter der Woche und verwies auf das deutlich größere Publikum als bei sonstigen Heimspielen des FSV.

Dieses Publikum wird allerdings zu großen Teilen aus Eintracht-Fans bestehen. Die stehen nämlich, obwohl das Spiel offiziell als Auswärtsspiel notiert ist, in ihrer eigenen Fankurve der Commerzbank-Arena.

Weil man befürchtete, dass das Volksbank Stadion dem großen Andrang nicht gewachsen sein wird, mietet der FSV für die Partie das Stadion des Stadtrivalen an. Was den Kartenvorverkauf angeht, eine richtige Entscheidung: Mit bereits 35.000 verkauften Tickets ist die Begegnung für den Außenseiter aus Bornheim finanziell vorab schon ein Erfolg.

Veh wartet auf die Stabilität

Sportlich läuft es für beide Mannschaften derzeit unterschiedlich. Die Eintracht wusste spielerisch bislang nur selten zu überzeugen, hat aber letztlich auch noch kein Spiel verloren. Trainer Armin Veh sieht die Mannschaft - vor allem die Abstimmung in defensiven Abläufen - weiterhin in der Findungsphase: "Ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis wir wirklich stabil sind, aber wir werden es hinkriegen."

Veh hält den Kader immer noch für zu dünn besetzt. "Wenn hinten einer ausfällt, gebe ich den Favoriten-Schild ab", sagt Veh. Doch auch am Ausfall von Sechser Pirmin Schwegler, der gegen Düsseldorf (1:1) wegen Rückenproblemen fehlte, konnte man sehen, wie fragil das SGE-Defensivgerüst noch ist und welche Lücken entstehen, wenn der Kapitän den Verbund nicht zusammenhält.

Am Wochenende ist Schwegler allerdings wieder einsatzbereit. Gleiches gilt für Bamba Anderson, der sich am Montag eine Ellenbogenverletzung zuzog und dank einer Spezialschiene auflaufen wird. Top-Torjäger Alexander Meier wird nach seiner umstrittenen Gelb-Roten Karte (Veh: "Ein Witz") definitiv nicht dabei sein können. Für ihn dürfte Caio in die Startformation rücken.

FSV trifft das Tor zu selten

Sorgen, die der FSV gerne hätte. Noch immer wartet das Team auf den ersten Dreier der neuen Saison. Laut Boysen fehle der Truppe dafür nicht mehr viel, es hapere lediglich am Abschluss - zwei Törchen aus vier Spielen belegen diese Schwäche.

Seit Sascha Mölders den Verein in Richtung Augsburg verlassen hat, fehlt die Kaltschnäuzigkeit vor dem Kasten. Beim Spiel in Ingolstadt (1:1) ließ man mehr als zehn Großchancen ungenutzt. im Derby werden es sicherlich weniger werden. "Da müssen wir aus drei Chancen ein Tor machen", sagt Boysen.

Reisig mit Störfeuer

Hört man sich in der Mainmetropole um, erkennt man schnell, dass das Comeback des Stadtderbys ganz im Zeichen der Sympathie steht. So betont Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen: "Es gibt keine Feinde im Fußball - nur sportliche Rivalen." Auch die Mehrzahl der Fans sehen der Partie gelassen entgegen und gönnen sich abgesehen vom kommenden Wochenende gegenseitig die Punkte.

Nur der ehemalige FSV-Manager Bernd Reisig heizt die Partie vorab ein wenig an. In der "Bild" stichelte er gegen Bruchhagen und kritisierte die Eintracht für ihre mangelnde Bereitschaft zu einer Kooperation beider Vereine. Auch Freundschaftsspiele seien mit fadenscheinigen Begründungen abgesagt worden. "Das zeigt die Haltung und die Überheblichkeit", so Reisig.

Gewinnt der FSV das Derby, verspricht Reisig der Mannschaft eine Party auf Mallorca. Für die Spieler wohl besser als ein Freundschaftsspiel.

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