"Sonst wäre ich wohl an die Decke gegangen"

Von Interview: Falk Landahl
Andreas Görlitz wechselte im Sommer 2010 vom FC Bayern München zum FC Ingolstadt
© Imago

Nach drei Jahren beim FC Bayern München, die vor allem durch langfristige Verletzungen geprägt waren, wechselte Andreas Görlitz 2010 zum Zweitliga-Aufsteiger FC Ingolstadt. Im Interview mit SPOX spricht der 29-Jährige über seinen Karriereverlauf, die Musik als Ablekung vom Fußball und den Auftritt als Gitarrist vor 30.000 Leuten.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

SPOX: Andi Görlitz, Sie treten mit Ihrer Band vor über 30.000 Menschen beim Audi RockPop Festival auf. Überwiegt die Vorfreude oder sind Sie doch nervös?

Andreas Görlitz: Da überwiegt auf jeden Fall die Vorfreude. Wir hatten jetzt vier Wochen Urlaub und es ist schön, dass alles wieder losgeht, der Fußball ja auch. Da kann man sich doppelt freuen.

SPOX: Backstage werden Sie bestimmt mal den anderen Bands wie Roxette, Culcha Candela oder Ich + Ich über den Weg laufen. Ist es trotz Ihrer Erfahrung beim FC Bayern München ein aufregendes Gefühl, berühmte Musiker zu treffen?

Görlitz: Es wird bestimmt lustig, die anderen Bands zu sehen. Auch wenn wir da unsere eigenen Kabinen haben, werden wir den einen oder anderen sicher kennenlernen. Trotzdem verspüre ich keine große Nervosität.

SPOX: Ist das Gefühl vor so einem großen Auftritt vergleichbar mit dem ersten Champions-League-Spiel in der Allianz Arena für die Bayern?

Görlitz: Da war ich ja noch deutlich jünger und hatte kaum etwas erlebt, da war ich sicherlich noch mal viel aufgeregter. Daran kann ich mich sogar noch sehr gut erinnern. Die ersten Spiele in der Bundesliga oder in der Nationalmannschaft waren schon noch etwas anderes.

SPOX: Ihr Trainer Benno Möhlmann hat Ihnen sogar für ein Testspiel freigegeben, damit Sie beim Festival dabei sein können. Wie wichtig ist die Unterstützung aus dem Verein?

Görlitz: Klar, die Unterstützung ist sehr wichtig für mich. Aber es ist ja so, dass wir am Freitag und Samstag zwei Testspiele hintereinander haben. Es war schon so geplant, dass in der ersten Partie andere Leute als im zweiten spielen sollten. Ich werde dann am Freitag wohl etwas länger spielen und Samstagvormittag noch trainieren, aber nachmittags geht es dann gleich zum Festivalgelände. So gesehen hab ich nur einen halben Tag frei bekommen. (lacht)

SPOX: Ihre Band Room77 haben Sie kurz nach ihrem Kreuzbandriss Ende 2007 gegründet. Insgesamt mussten sie sogar fast zwei Jahre verletzt pausieren. Wie wichtig war die Musik in dieser Zeit?

Görlitz: Für mich war die Musik in dieser Phase sehr wichtig. Hätte ich nicht eine Ablenkung von der Reha gehabt, wäre ich wahrscheinlich an die Decke gegangen. Man erleidet immer wieder Rückschläge und sieht die anderen Jungs auf dem Platz herumspringen, da braucht man einfach einen guten Ausgleich. Und das war die Musik für mich. Aber ich glaube, dass es für jeden Menschen wichtig ist, etwas zu haben, was einem Spaß macht. Und Reha macht mal absolut keinen Spaß.

SPOX: Haben Sie zwischendurch auch mal dran gedacht, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen, um sich vielleicht mehr auf die Musik zu konzentrieren?

Görlitz: So extrem war es bei mir nicht ganz. Natürlich frustrieren einen die ständigen Schmerzen und man denkt zwischendurch: "Warum geht es mit der Reha nicht voran?". Die Musik war für mich immer nur Ausgleich zum Fußball, einfach ein Hobby von mir.

SPOX: Die Musik ist dann auch ein Thema für die Zeit nach der aktiven Karriere anstatt eines Postens bei einem Verein?

Görlitz: Schwierig. Man weiß nie, wo der Weg hinführt. Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, später in der Fußballbranche zu arbeiten. Der Fußball begleitet mich schon sehr lang und hat mir viel Spaß bereitet. Auch die Arbeit als Trainer im Jugendbereich wäre sehr reizvoll für mich.

SPOX: Rockmusikern wird nachgesagt, dass sie einen sehr lockeren Lebensstil pflegen. Wie ist das mit dem Leistungssport vereinbar?

Görlitz: Ich bin nicht anderes gewohnt, als als Profifußballer zu leben. Natürlich trinkt man am Wochenende auch mal ein Bierchen oder zwei, aber man will auch einfach auf seinen Körper achten. Man muss schauen, dass man vor einem Spiel genügend Schlaf hat, damit man auch fit auf dem Platz steht. Schließlich will man die bestmögliche Leistung abliefern.

SPOX: Auf Ihrer Internetseite ist zu lesen, dass Sie großer Fan von U2 und Green Day sind. Mit AC/DC standen Sie sogar schon auf der Bühne.

Görlitz: Es wäre natürlich ein Traum, mit den eigenen Lieblingsbands auf der Bühne zu stehen. Bei AC/DC waren wir nur die Vorband, aber das war schon ein riesiges Gefühl. Wir wissen aber auch, dass uns von der Qualität her noch ein ganzes Stück zu diesen Bands fehlt. Dafür dass wir die Musik nur in unserer Freizeit machen, finde ich uns gar nicht mal schlecht.

Seite 2: Görlitz über die langen Verletzungspausen und warum er beim FCI gelandet ist

Artikel und Videos zum Thema