Samir Arabi: "Man muss uns vertrauen"

Von Interview: Kevin Bublitz / Mark Heinemann
Die Köpfe von Arminia Bielefeld: Geschäftsführer Ralf Schnitzmeier und Samir Arabi (r.)
© Imago

Ende März wurde Samir Arabi neuer sportlicher Leiter beim Zweitligaabsteiger Arminia Bielefeld. Seine Vorstellung geriet allerdings zur Farce. Angeblich waren nicht alle Vereinsgremien mit der Verpflichtung des 31-Jährigen einverstanden.

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Der ehemalige Chefscout von Alemannia Aachen machte sich für die Öffentlichkeit in den folgenden Wochen rar. Auch wenn die Lizenz für die 3. Liga noch nicht vorliegt, bastelt Arabi im Hintergrund bereits fleißig an der neuen Arminia.

SPOX: Herr Arabi, schön, dass wir Sie erreichen. Laut Pressestelle sind Sie nur noch unterwegs.

Samir Arabi: (lacht) Noch bin ich im Büro, aber gleich bin ich schon wieder weg. Das stimmt.

SPOX: Wieder auf der Jagd nach jungen Talenten für die kommende Drittligasaison?

Arabi: Wir werden sicherlich versuchen, das eine oder andere junge Talent zu bekommen. Doch es ist mittlerweile schon so, dass auch viele Zweit- und Bundesligisten in der 3. Liga nach Talenten fischen. Die Konkurrenz ist groß, aber wir bleiben dran.

SPOX: Mit Tom Schütz vom SV Babelsberg und Tim Jerat von der SpVgg Unterhaching haben Sie sich ja schon zwei Neuzugänge geangelt.

Arabi: Das sind zwei Spieler, die uns Stabilität bringen sollen. Tim Jerat hat schon viel Erfahrung in der 3. Liga gesammelt und Tom Schütz hat zuletzt in Babelsberg nahezu alle Pflichtspiele bestritten und überzeugt. Er hat zuvor beim FC Bayern München eine sehr gute Ausbildung genossen und ist mit seinen dreiundzwanzig Jahren noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung.

SPOX: Die beiden Spieler kommen, obwohl die Lizenz für die 3. Liga noch nicht sicher ist. Der Name Arminia Bielefeld scheint immer noch zu ziehen.

Arabi: Absolut. Das war schon bei der Trainerfindung so. Es gab viele Kandidaten, die mit uns in Kontakt getreten sind und Bielefeld als interessante Aufgabe sehen. Das ist auch bei den Spielern so.

SPOX: Dann haben Sie keine Probleme, die Spieler vom neuen Bielefelder Weg zu überzeugen?

Arabi: Die aktuelle Situation ist natürlich ein Thema in den Gesprächen. Aber wir vertrauen auf unseren Geschäftsführer Ralf Schnitzmeier und sind in einem engen Austausch. Wir gehen davon aus, dass wir das hinbekommen. Die Spieler müssen in diesem Punkt einfach Vertrauen in unsere Arbeit haben. Das geht mal gut - wie bei Tim Jerat und Tom Schütz - und mal nicht. Wir sind aber aktuell auch noch in einer Transferphase, in der gepokert wird. Viele Spieler hoffen noch auf ein besseres Angebot. Derzeit mache ich mir aber keine Sorgen.

SPOX: Wichtig war sicherlich auch, sich mit Markus von Ahlen früh für einen neuen Trainer zu entscheiden. Es ist seine erste Trainerstation im Profibereich. Ist das kein Risiko?

Arabi: Es gibt genug Beispiele aus dem Profifußball, bei denen genau das funktioniert hat. Nehmen Sie nur einen Thomas Tuchel in Mainz oder aber einen Mike Büskens in Fürth. Wir trauen Markus von Ahlen absolut zu, dass er die Mannschaft weiterentwickelt und die entsprechenden Ergebnisse liefert.

SPOX: Die jüngsten vier Punkte aus zwei Spielen haben die Fans wieder versöhnt. Wie groß ist jetzt der Druck, gleich erfolgreich in die 3. Liga starten zu müssen?

Arabi: Wir brauchen die Unterstützung der Fans, genauso wie sie beim letzten Heimspiel war. Wir müssen von der Mannschaft fordern, dass sie immer alles gibt und sich das Vertrauen der Fans erarbeitet. Dann habe ich unsere Anhänger so kennen gelernt, dass sie dem Team eine Chance geben und auch mal Fehler verzeihen.

SPOX: Wie wichtig wäre es dann auch, erfahrene Kräfte wie beispielsweise einen Rüdiger Kauf oder einen Markus Schulerzu halten?

Arabi: Es wäre naiv zu glauben, dass wir nur mit Spielern aus der U-19-Bundesliga bestehen können. In der 3. Liga geht es richtig zur Sache. Das ist eine hohe körperliche Belastung, für die wir natürlich auch Spieler mit Erfahrung brauchen. Wir sind mit beiden in Gesprächen, aber es ist noch nicht sicher, in welche Richtung es geht.

SPOX: Sie suchen aber für alle Positionen?

Arabi: Klar. Es ist auch schon einiges beschlossen, aber eben noch nicht alles unterschrieben. So lange geben wir nichts nach außen.

SPOX: Und Sie meinen ernsthaft, dass es in Bielefeld klappt, etwas geheim zu halten?

Arabi: Ich will die Vergangenheit nicht bewerten, das ist nicht meine Baustelle. So ist meine Art zu arbeiten und das habe ich zu Beginn klar kommuniziert. Dass Dinge in die Öffentlichkeit geraten, müssen wir verhindern. Wir führen intern ordentliche Streitgespräche, aber wenn wir nach außen treten, müssen wir eine Meinung haben.

SPOX: Während Ihrer Vorstellung als neuer sportlicher Leiter hatte das noch nicht geklappt. Da hieß es plötzlich, dass Teile der Vereinsgremien gegen Sie seien. Hatten Sie zu dem Zeitpunkt Zweifel?

Arabi: Nein. An der Entscheidung für Arminia habe ich nie gezweifelt. Vor der Verpflichtung von Markus von Ahlen und den beiden neuen Spielern gab es keine Spekulationen. Das ist der Weg, den wir jetzt weitergehen wollen. Ich hoffe, dass es dann dazu führt, dass wir wirklich Ruhe hinein bekommen.

SPOX: Wie unruhig sind Sie, wenn der Nachbar SC Paderborn 07 als Zweitligist kommt und Spieler von Ihnen haben will?

Arabi: Ich bleibe ganz ruhig. So ist das Geschäft, die Paderborner machen ihren Job. Wir haben zu meiner Zeit in Aachen auch geschaut, welcher Verein absteigt und wen man aus dem Team vielleicht sogar ablösefrei holen kann. Ein Verein, der das nicht macht, handelt fahrlässig. Fakt ist, wir wollen einen Diego Demme halten und werden alles dafür tun. Er wäre ein wichtiger Spieler für die 3. Liga.

SPOX: In Bielefeld hofft man, dass Sie ähnliche Talente entdecken wie einen Zoltan Stieber in Aachen. Wie stolz macht Sie seine Entwicklung?

Arabi: Es freut mich sehr, aber das Scouting ist ein Gesamtprojekt. Ich war in Aachen natürlich der Chefscout, aber es sind immer mehrere Leute involviert. So arbeite ich hier auch. Klar, Zoltan Stieber ist ein Vorzeigemodell und ein Ausnahmespieler. Es freut mich, dass er nun mit dem Wechsel zum FSV Mainz 05 in die Bundesliga den nächsten Schritt macht, weil er auch charakterlich ein richtig guter Typ ist. Aachen bekommt eine Ablösesumme und kann zufrieden sein.

SPOX: Wann ist ein Spieler ein Talent?

Arabi: Das hängt von der Position ab. Dafür sind jeweils bestimmte Fähigkeiten nötig. Eine Offensivkraft braucht beispielsweise ein gutes Tempo, den Zug zum Tor und Torgefahr. Handlungsschnelligkeit ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Generell ist es mir noch wichtig, neben den fußballerischen Fähigkeiten auch die charakterlichen Eigenschaften zu sehen. Ich muss den Jungs einfach anmerken, dass sie sich weiterentwickeln und nach oben kommen wollen. Das gilt besonders für die Spieler, die in der kommenden Saison für Arminia Bielefeld auflaufen.

SPOX: Was schwebt Ihnen für eine Kadergröße vor?

Arabi: Rund 20 Spieler werden es wohl werden. Man darf auch nicht vergessen, dass wir noch ein paar gute Jungs in der Reserve und im Jugendbereich haben. Der Kader ist mit dem Trainingsstart noch nicht zu. Wir haben ein offenes Transferfenster bis Ende August. Da ist noch so viel möglich.

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