Hertha im Freudentaumel: "Nie mehr 2. Liga!"

SID
Roman Hubnik (l.) umarmt Torschütze Raffael, der seine Freude in die Bochumer Nacht schreit
© Getty

Sieben Punkte Vorsprung auf Platz drei bei noch fünf Spielen: Nach dem 2:0-Sieg beim direkten Konkurrenten VfL Bochum hakt Hertha BSC Berlin die 2. Liga als Betriebsunfall ab.

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Markus Babbel überlegte einen Augenblick, ob er nach dem Meisterstück seiner Mannschaft noch einmal tiefstapeln sollte.

Beim direkten Konkurrenten VfL Bochum souverän mit 2:0 (1:0) gewonnen, sieben Punkte Vorsprung auf Platz drei, nur noch fünf Spiele zu spielen - Babbel entschied sich dagegen. "Jetzt müssen wir den Sack einfach zumachen", sagte der Trainer von Hertha BSC Berlin. Er wusste, dass er in der Rolle des Bedenkenträgers nach diesem Sieg doch eher komisch gewirkt hätte.

Aufstieg nur noch Formsache

Der direkte Wiederaufstieg scheint nur noch Formsache. In Bochum bewies die Hertha wohl bisher am eindrucksvollsten in dieser Saison, dass der Absturz in die 2. Fußball-Bundesliga nicht mehr gewesen war als ein Betriebsunfall.

Angesichts der Führung und der dominanten Spielweise ihres Teams bei einem Gegner, der zuvor eine Serie mit 12 Siegen und 3 Unentschieden hingelegt hatte, sangen die Hertha-Fans schon lange vor dem Abpfiff das obligatorische "Nie mehr 2. Liga!".

Dem Bochumer Trainer Friedhelm Funkel, mit dem die Hertha abgestiegen war, gaben sie noch ein süffisantes "Siehst Du, Funkel, so wird das gemacht" mit auf dem Weg.

Chancenlose Bochumer

Der VfL-Coach nahm es locker und gratulierte seinem Ex-Klub zum Aufstieg, obwohl er vorgab, es nicht zu tun: "Berlin ist uneinholbar vorne. Ich werde nicht zum Aufstieg gratulieren, weil ich weiß, dass das die Verantwortlichen nicht gerne hören. Aber ich bin hundertprozentig überzeugt, dass die Hertha durch ist."

Bochum war im wahrsten Sinne des Wortes chancenlos gewesen. Nach dem frühen 1:0 durch Peter Niemeyer (24.) gestatteten die exzellent sortierten Gäste dem VfL bis zum Ende keine einzige hochkarätige Möglichkeit. Nach der Pause hatten sie sogar noch Pech, dass Raffael zweimal nur den Pfosten traf, bevor er das 2:0 erzielte (87.).

Ottl, Lauth oder Ochs?

Auch Manager Michael Preetz legte alle Zurückhaltung ab und forderte die Fans auf, "ausgiebig zu feiern". Auf die Frage, ob nun verstärkte Erstligaplanungen beginnen würden, sagte der Ex-Profi: "Ja, wir werden jetzt mit einem Auge dahin schauen." Andreas Ottl (Bayern München), Benjamin Lauth (1860 München) und Patrick Ochs (Eintracht Frankfurt) sind nur drei von vielen Namen, die in der Hauptstadt die Runde machen.

Doch schon die Mannschaft, die in Bochum gewann, erweckte durchaus den Eindruck, auch eine Liga höher bestehen zu können. Hertha spielte wie aus einem Guss, auch weil Babbel mit einem riskanten Manöver richtig gelegen hatte. Raffael, den wohl besten Zweitligaspieler, ließ er aus taktischen Gründen zunächst auf der Bank und vertraute lieber der "Doppel-Sechs" Niemeyer und Fabian Lustenberger.

Gemeinsam mit der exzellenten Viererabwehrkette sorgte vor allem das Duo dafür, dass der VfL auf verlorenem Posten stand.

Azaouagh mit Bänderriss

Nun soll alles wie von selbst laufen. "Fünf Spiele, davon drei zu Hause - ich gehe davon aus, dass wir aufsteigen", sagte Abwehrspieler Andre Mijatovic.

Für die Bochumer verlief der Montagabend doppelt und dreifach bitter. Spielmacher Mimoun Azaouagh, bis zu seiner Auswechslung kurz vor der Pause bester Bochumer, fällt nach einem üblen Tritt von Lewan Kobiaschwili mit einem Bänderriss im Knöchel wohl für den Rest der Saison aus. Zudem verlor der VfL noch Linksverteidiger Matthias Ostrzolek nach einer Gelb-Roten Karte (86.).

Bochum vor der Relegation?

"Wir haben eine gute Mannschaft und können die Ausfälle verkraften", sagte Funkel. Man habe als Tabellendritter ein Auge auf den vierten SpVgg Greuther Fürth, der vier Punkte zurückliegt. Aber auch der Zweite FC Augsburg, der drei Punkte Vorsprung hat, sollte sich laut Funkel "nicht allzu sicher sein".

Dennoch scheint für den VfL nach fünf direkten Wiederaufstiegen diesmal der Relegationsplatz reserviert zu sein. Das mulmige Gefühl, das die Fans beschleicht, formulierte Torwart Andreas Luthe aus: "Was sich in der ersten Liga gerade um den 16. Platz herumtummelt, hat mit dem VfL Bochum nicht viel zu tun."

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