"Bin stolz, wenn ich Mesut in Madrid sehe"

Von Interview: Florian Bogner
Aue-Keeper Martin Männel (22) nahm 2007 mit der deutschen U-19-Nationalmannschaft an der EM teil
© Imago

Aue-Torwart Martin Männel hat in 16 Hinrunden-Spielen nur 18 Gegentore kassiert. Im Interview mit SPOX spricht Männel über das Trainingslager in der Türkei, seine Kontakte zu alten Kollegen aus dem DFB-Team und das leidige Thema Körpergröße.

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SPOX: Martin Männel, Aue war im Trainingslager in der Türkei zu Gast. Trainer Rico Schmitt sprach vorher von einem Camp - hatte es denn Boot-Camp-Züge?

Martin Männel: Nein, letztes Jahr ging es um einiges strenger zu. Der Trainer hat uns diesmal an die längere Leine gelegt. In Aue hätten wir wegen des Schnees nur in der Halle trainieren können, in der Türkei waren die Bedingungen hingegen top. Trotzdem wurde jeder im Training ordentlich gefordert, wir mussten ordentlich ranklotzen. Außerdem sind Läufe und Torwarttraining am Strand im Sand nicht ohne.

SPOX: Auf der Vereinshomepage waren lustige Bilder zu sehen: Die Hotel-Katze als 'Experte' beim Pressetalk, Spieler beim Kamelreiten und Segway-Fahren...

Männel: Ich finde es im Prinzip eine sehr gute Idee, auch mal ein paar lustige Bilder auf die Homepage zu stellen. Den Fans hat's gefallen, glaube ich. Auf dem Kamel durfte ich leider nicht reiten, hätte ich aber gerne mitgemacht.

SPOX: Sie selbst standen 2007 bei der U-19-EM für Deutschland auf dem Platz - gemeinsam mit Spielern wie Mesut Özil, Jerome Boateng oder Sidney Sam. Haben Sie noch Kontakt?

Männel: Klar - das Internet macht das heutzutage ja auch einfacher. Vor allem zu Mesut Özil hatte ich noch viel Kontakt, bevor er nach Madrid gegangen ist. Benedikt Höwedes habe ich nach der EM noch mal im Urlaub getroffen, seitdem ist der Kontakt wieder intensiver. Und mit Arne Feick habe ich danach ja noch zusammen im Verein gespielt.

SPOX: 2008 wurde der Jahrgang nach Ihnen Europameister. Aber auch für Sie wäre 2007 in Österreich der Titel drin gewesen, oder?

Männel: Definitiv. Wir haben damals eine sehr starke Vorrunde gespielt. Leider habe ich beim Gruppenfinale gegen Serbien ein Gehörtrauma erlitten, was mich ein bisschen aus der Bahn geworfen hat. Ich musste einen Tag mit dem Training aussetzen, dann ging es wieder. Im Halbfinale gegen Griechenland haben wir uns dann sehr schwer getan, lagen zurück, haben ausgeglichen. Und dann habe ich kurz vor Schluss eine Flanke unterlaufen...

SPOX: Was leider zum entscheidenden Gegentor führte.

Männel: Ja, das war eher ein unglücklicherer Moment meiner Laufbahn. Insgesamt wäre der Titel drin gewesen, aber es sollte wohl einfach nicht sein.

SPOX: Sind Sie neidisch, wenn Sie auf die Erfolge der ehemaligen Teamkollegen blicken?

Männel: Absolut nicht! Ich bin stolz darauf, dass die Jungs sich so entwickelt haben. Ich freue mich immer sehr, wenn ich sehe, wie Mesut in Madrid gefeiert wird. Das macht mich stolz - außerdem kann ich später mal sagen, dass ich auch mal mit dem zusammengespielt habe. Das ist doch auch was.

SPOX: Kein hätte, wäre, wenn...?

Männel: Diese Spieler hatten letztlich auch Vereine, die ihnen den Sprung ermöglicht haben - da hatte ich etwas weniger Glück. Wer weiß, andere Umstände hätten mir vielleicht auch einen ähnlichen Weg beschert.

SPOX: Nach der U 20 wurden sie nicht mehr vom DFB eingeladen. War die Konkurrenz danach zu stark?

Männel: Nein, das würde ich nicht sagen. Ich habe immerhin von der U 15 bis zur U 20 alle Stationen durchlaufen, da war sie ja auch noch nicht zu stark. Das Problem war, dass ich mich in der dritten Liga nicht richtig ins Blickfeld der verantwortlichen Leute spielen konnte. Da wurden in der U 21 eben die vorgezogen, die in der ersten und zweiten Liga Erfahrung gesammelt haben. Das ist aber auch irgendwo okay so.

SPOX: Für einen Torhüter haben sie mit 1,84 Meter nicht das Gardemaß. Wie oft wurden Sie schon darauf angesprochen?

Männel: Bestimmt schon eine Million Mal. Aber gut, das ist legitim. Viele Mannschaften haben große Keeper im Tor stehen. Bei manchen Trainern ist das sogar Voraussetzung. Ich denke, es gibt wichtigere Qualitäten als die Körpergröße. Es gibt ja auch 1,95 Meter große Torhüter, die schlecht sind.

SPOX: Wer sind Ihre Vorbilder?

Männel: Als Kind war ich sehr angetan von Edwin van der Sar und Stefan Klos, weil die das Spiel ähnlich interpretieren, wie ich. Sie sind sehr spielstarke Typen, können auch mit dem Ball am Fuß was anfangen, antizipieren gut. Das hat mir schon früh imponiert.

SPOX: 2008 wechselten sie von Cottbus nach Aue. Hat sich der Wechsel ausgezahlt?

Männel: Das beantwortet sich von selbst. Für mich hat sich der Wechsel nicht nur sportlich, sondern auch persönlich ausgezahlt, weil ich mich in den letzten zweieinhalb Jahren deutlich weiterentwickelt habe. Ich bin froh, dass ich hier bin und bereue den Schritt auf gar keinen Fall.

SPOX: Warum sind Sie damals weg gegangen?

Männel: In Cottbus wurde mir damals vom Trainer mitgeteilt, dass ich aufgrund meiner Körpergröße keine Perspektive hätte. Also musste ich mir was Neues suchen. Heiko Weber hatte zuvor schon die Zweite von Cottbus trainiert und ist dann nach Aue gewechselt - wir beide wussten, was wir aneinander haben. Dann kam auch schnell das Angebot.

SPOX: Sie haben in Aue noch Vertrag bis 2012. Gibt es Anfragen - vielleicht aus der Bundesliga?

Männel: Nein, bis jetzt noch nicht. Mein Berater versucht so was aber auch so gut wie möglich von mir fern zu halten, damit ich mich aufs Sportliche konzentrieren kann. Das ist wichtig, um im Kopf klar zu bleiben und nicht hohl zu drehen.

SPOX: Die große Frage bleibt: Kann Aue die grandiose Vorrunde mit 31 Punkten aus 16 Spielen wiederholen?

Männel: Es wird schwer, das noch mal zu bestätigen. In der Rückrunde unterschätzt uns sicher keiner mehr. Union stand in der Vorsaison auch nach der Hinrunde gut da und hat sich in der Folge sehr schwer getan. Aber unser Saisonziel war, 40 Punkte einzufahren und nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben - das sollte auch weiter im Fokus stehen.

SPOX: So konservativ?

Männel: Klar. Wenn wir das erreicht haben, können wir uns neue Ziele stecken. Sicher würde ich mich nicht beschweren, wenn wir am Ende mit 62 Punkten oben stehen. Und wenn wir am 33. Spieltag sechs Punkte vorne sind, können wir bestimmt auch über den großen Wurf sprechen...

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