Nervöse Herthaner mit großer Klappe

SID
Hertha BSC Berlin verlor vier der letzten fünf Spiele
© Getty

Hertha BSC Berlin steht vor dem Spitzenspiel gegen Aue gehörig unter Druck. Die Spieler versuchen, die Situation mit großer Klappe zu überspielen.

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Hauptstadt gegen Provinz, Etatkönig gegen "Armenhaus": Eigentlich sollten die Rollen beim Spitzenspiel der 2. Liga zwischen Hertha BSC Berlin und Erzgebirge Aue klar verteilt sein. Eigentlich.

Denn Aue reist am Sonntag (13.15 Uhr im LIVE-TICKER) als Spitzenreiter nach Berlin, wo Trainer Markus Babbel nach drei Niederlagen in Folge gewaltig unter Druck steht.

Zecke soll Hertha aus der Patsche helfen

Beim souverän in die Saison gestarteten Bundesliga-Absteiger zieht plötzlich Nervosität ein - und die Spieler überspielen diese mit großer Klappe.

"Wir müssen so viel Gas geben, dass Aue mit null Punkten nach Hause fährt und denkt: Hertha ist der absolute Favorit für den Aufstieg. Hertha marschiert in der zweiten Liga einfach durch", sagt Andreas Neuendorf.

Der 35-Jährige steht beispielhaft für Herthas Not. Denn eigentlich sollte Neuendorf bei den Amateuren seine Karriere ausklingen lassen, jetzt soll Zecke den Profis aus der Patsche helfen. Von Fans und Medien wird der Oldie als Heilsbringer und Kult-Kicker gefeiert.

Außerdem wurde eine Plakataktion gestartet, in der Hertha mit seinem Zuschauerschnitt von 40.000 Fans über das nur 17.500 Einwohner große Aue spottet. "Wir haben mehr Fans als ihr Einwohner" ist überall in der Stadt zu lesen. In Aue findet man das nur lustig.

Zumindest lenkt die Aktion ein wenig von Herthas Problemen ab. Neben den drei Niederlagen in Serie hat die Mannschaft seit 291 Minuten das Tor nicht mehr getroffen, zudem fallen in Maikel Aerts (verletzt) und Marco Sejna (gesperrt) die Torhüter Nummer eins und zwei aus.

Gegen Aue hütet Sascha Burchert den Kasten. Der erlangte zwischenzeitlich Bekanntheit, weil er 2009 gegen den Hamburger SV zweimal per Flugkopfball klärte und die Bälle dann postwendend im Tor landeten.

Hertha unter Druck - Aufstieg ist Pflicht

Für Babbel spielt das keine Rolle. "Er ist ein richtig guter Keeper. Ich habe überhaupt kein Problem damit, dass er in den Kasten muss", sagt der Trainer. Der 38-Jährige gibt sich auch angesichts der sportlichen Situation und der immensen Erwartungshaltung der Berliner gelassen: "Ich habe von Anfang an betont, dass wir nicht durch die zweite Liga spazieren werden."

Mit Babbels Politik der ruhigen Hand dürfte es spätestens nach einer Niederlage gegen Aue vorbei sein. Der Aufstieg ist für Hertha Pflicht, allein schon wegen des veranschlagten Etats von geschätzten 35 Millionen Euro.

Der Verein wird nicht lange zögern und den Trainer vor die Tür setzen, bevor das Ziel Aufstieg völlig aus den Augen verloren wird.

In Aue ist der Blick nach wie vor auf den Klassenerhalt gerichtet, noch neun Zähler fehlen zur 40-Punkte-Marke.

Aues Saison finanziell gerettet

Der unerwartete Erfolg hat im beschaulichen Lößnitztal für Aufregung gesorgt. Jedoch nicht, weil dort nun jeder von der Bundesliga träumt, sondern weil der mit einem Etat von mickrigen vier Millionen Euro ausgestattete Klub daran fast pleite gegangen wäre.

Die Punktprämien leerten die Kassen rapide, nur mit Müh und Not trieb der Vorstand bei den Sponsoren weitere 500.000 Euro ein.

Die Saison sei nun gesichert, auch wenn Aue 60 Punkte hole, hieß es. Zum Spiel gegen Hertha wird sich fast die ganze Stadt auf den Weg in die Hauptstadt machen. 15.000 Veilchen-Fans werden angeblich erwartet.

Der komplette Spielplan der 2. Liga