Aue: Understatement trotz Aufstiegsplatz

SID
Rene Klingbeil (r.) von Erzgebirge Aue führte sein Team als Kapitän auf die Aufstiegsränge
© Getty

Erzgebirge Aue klopft ans Tor zum Fußball-Oberhaus, redet aber weiterhin nur vom Klassenerhalt: Die Überraschungself der 2. Liga hält nach dem Höhenflug der letzten Wochen den Ball flach.

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Obwohl der Aufsteiger vor dem Duell am Freitag gegen Fortuna Düsseldorf (18.45 Uhr im LIVE-TICKER) auf Rang zwei platziert ist, will man im Erzgebirge vom Durchmarsch in Liga eins nichts wissen.

"Den Klassenerhalt hat man erst mit 42 Punkten geschafft. Und die haben wir noch lange nicht erreicht. Es kann noch so viel passieren", sagte Geschäftsführer Günther Großmann und warnte vor zu großen Erwartungen, die die Veilchen durch ihren imposanten Zwischenspurt geweckt haben könnten.

Vier Millionen Etat

Das Team aus dem Erzgebirge steht mit 23 Punkten nur noch drei Zähler hinter Ligakrösus und Tabellenführer Hertha BSC, weist aber den deutlich geringeren Etat aus. Während der Hauptstadt-Klub mit 35 Millionen Euro jonglieren kann, muss Aue gerade mal mit vier Millionen Euro auskommen. Besser ist die Diskrepanz zwischen Arm und Reich in Liga zwei kaum zu verdeutlichen.

Trotz der geringen finanziellen Mittel stellt der FC Erzgebirge momentan das erfolgreichste Profiteam im Osten Deutschlands und wird schon jetzt als das "Mainz der 2. Liga" bezeichnet. "Wir spielen einen ähnlichen Fußball wie Mainz, attackieren den Gegner früh. Aber in der ersten Liga ist das natürlich noch mal eine andere Qualität", sagte Aues Mittelfeldspieler Marc Hensel.

Schmitt will vom Vergleich nichts wissen

Trainer Rico Schmitt will davon allerdings nichts hören: "Jeder Verein hat seine eigene Historie. Ich halte nichts von diesen Vergleichen", sagte Schmitt. Ähnlichkeiten zwischen dem 42-Jährigen und Mainz-Trainer Thomas Tuchel muss sich Schmitt jedoch gefallen lassen. Beide haben die Angewohnheit, ihren Spielern einen so genannten "Matchplan" mitzugeben. Damit erhält jeder Profi ein Profil mit Stärken und Schwächen des jeweiligen Gegenspielers.

Auch Großmann erkennt gewisse Parallelen zwischen den beiden Fußballlehrern. "Schmitt und Tuchel sind beide junge Trainer, die erst vor kurzem ihren Lehrschein gemacht haben. Beide arbeiten sehr akribisch, korrekt und gewissenhaft."

Die Akribie des Trainers ist nur ein Grund, warum der dreimalige DDR-Meister momentan derart erfolgreich ist. "Selbst nach einem guten Spiel zeigt der Trainer uns nie die guten Szenen auf, sondern die eine, die nicht funktioniert hat", sagt Hensel über den Coach.

Verbesserung der Infrastruktur

Doch neben dem guten Personal hat sich auch die Infrastruktur des Klubs deutlich verbessert. Dem Nachwuchsleistungszentrum ist ein Internat angeschlossen.

So lockt Aue regelmäßig die besten Nachwuchskicker der Region. Die aktuelle Mannschaft vereint Routiniers wie den 36 Jahre alten Abwehrhaudegen Tomasz Kos und junge Spieler wie den 22 Jahre alten Torwart Martin Männel.

Vor allem die Abwehr um den erfahrenen Kapitän Rene Klingbeil, ehemals für Bundesligist Hamburger SV aktiv, ragt heraus.

Zuletzt hatte es trotz der Erfolgsserie Wirbel im Klub gegeben, als bekannt wurde, dass die Aufstiegsprämie aus der vergangenen Saison noch immer nicht an die Spieler ausgezahlt sei. Großmann: "Es gibt eine Vereinbarung mit den Spielern, dass die Prämien immer erst in der darauffolgenden Saison ausgezahlt werden."

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