Union heimlicher Sieger des Berliner Derbys

SID
Torsten Mattuschka und Fanol Perdedaj spielten beide nicht über 90 Minuten durch
© Getty

Der 1. FC Union Berlin ist mit dem Unentschieden im ersten Berliner Stadtderby seit über 60 Jahren zufrieden. Bei Hertha BSC hadert man dagegen mit dem späten Gegentor.

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Als die enttäuschten Profis von Hertha BSC bereits die ersten Interviews gaben, wurden die Spieler von Union Berlin auch 15 Minuten nach dem Schlusspfiff noch immer von ihren Fans gefeiert.

Zwar hatte es für den couragierten Außenseiter im ersten Berliner Stadtderby zwischen den beiden Vereinen seit mehr als 60 Jahren nicht zum Sieg gereicht, doch brachte Union den Bundesliga-Absteiger an den Rand einer Niederlage - und dürfte sich trotz des 1:1 (0:1) zumindest ein bisschen als Derbysieger fühlen.

Neuhaus: "Waren am Anfang nicht cool genug"

"Es ist vieles von dem aufgegangen, was wir uns vorgenommen haben - außer eben dem Ergebnis", sagte Union-Trainer Uwe Neuhaus, der trotz des starken Auftritts seines Teams immer noch auf den ersten Saisonsieg wartet. Lediglich zwei Punkte hat sein Team derzeit auf dem Konto. "Wir waren am Anfang nicht cool genug. Wir hätten energisch, aber geduldig sein müssen."

Denn gerade mal 90 Sekunden hatte es bis zum Führungstreffer für das Team von Trainer Markus Babbel gedauert: Neuzugang Peter Niemeyer köpfte nach einem Freistoß aus kurzer Distanz völlig unbedrängt ein.

Dennoch wurde nach zuvor drei Siegen in drei Spielen aus der frühen Führung der erste Punktverlust der Saison für den Favoriten - vor allem weil die Herthaner dem unermüdlich kämpfenden und von den knapp 19.000 Zuschauern frenetisch angefeuerten Gegner nach der Anfangsphase fast nichts entgegensetzen konnten. 64 Prozent Ballbesitz für Union verdeutlichten das Übergewicht.

Hertha-Torschütze mit Kritik

"Nur mit Hacke-Spitze-eins-zwei-drei geht das nicht", kritisierte Niemeyer seine Mannschaft, die nie richtig ins Spiel fand: "Ich bin traurig, dass wir uns so die Butter vom Brot haben nehmen lassen."

Vor allem in der ersten Halbzeit hatten die Gastgeber große Chancen zum Ausgleich: John Jairo Mosquera, dessen Schuss Lewan Kobiaschwili von der Linie schlug (12.), und Karim Benyamina, der nur die Latte traf, waren Zentimeter vom Torerfolg entfernt. Erst Santi Kolk (82.) verwandelte mit seinem Tor die Alte Försterei in ein Tollhaus.

"Wir haben es nie geschafft, Dominanz aufzubauen und uns fußballerisch zu befreien", sagte Babbel: "Wir haben heute hier einen Punkt gewonnen. Damit muss man auch mal zufrieden sein."

Friedlich vor und nach dem Spiel

Zufrieden durften die Verantwortlichen auf beiden Seiten auch darüber gewesen sein, dass das emotinale Derby sportlich die Querelen im Vorfeld fast vergessen ließ. Im Lauf der Woche hatte die Stundung der Stadionmiete in Millionenhöhe für Hertha durch den Berliner Senat in der Hauptstadt für große Aufregung gesorgt. Union-Präsident Dirk Zingler hatte daraufhin offen von Wettbewerbsverzerrung gesprochen.

Ein Schlagabtausch mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit über die Medien folgte, das Thema des Derbys war gefunden. "Das war schon ein besonderes Spiel. Es war im Vorfeld sehr viel zu lesen und zu hören", sagte Neuhaus: "Jetzt ist es dann auch gut."

Friedlich blieb es auch nach dem Spiel. Wie die Berliner Polizei am Samstag mitteilte, habe es vor und nach dem Spiel keine nennenswerten Vorkommnisse gegeben. Lediglich zu Beginn der zweiten Halbzeit hatten Anhänger beider Klubs für kurzzeitige Aufregung gesorgt. Nachdem Hertha-Fans Rauchbomben gezündet hatten und aus dem Union-Block ein Knallkörper aufs Spielfeld geworfen worden war, hatte Schiedsrichter Felix Brych (München) das Spiel für wenige Minuten unterbrochen.

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