Streit um Stadionmiete überschattet Derby

SID
Markus Babbel (r.) startete mit der Hertha mit drei Siegen in die Zweitligasaison
© Getty

Viel Brisanz birgt das Berliner Zweitliga-Derby zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC. Dabei spielt auch die Politik eine gewichtige Rolle. Hauptstreitpunkt ist das Thema Stadionmiete.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Ein ausverkauftes Stadion, riesiges Medieninteresse und Zoff um 2,55 Millionen Euro: Das erste Liga-Derby zwischen Union Berlin und Hertha BSC seit 60 Jahren am Freitag (17.45 Uhr im LIVE-TICKER) sorgt in der Hauptstadt bis in die Politik hinein für gehörig Furore.

Auslöser war die Stundung von 2,55 Millionen Euro Stadionmiete für Zweitliga-Krösus Hertha BSC durch den Berliner Senat. Dies nahm Unions Präsident Dirk Zingler zum Anlass, um die Ost-West-Problematik zum Hauptthema des Fußballspiels zwischen den Westberlinern aus Charlottenburg und den Ostberlinern aus Köpenick zu machen.

"Das macht mich nur noch ärgerlicher und bestätigt das Misstrauen vieler Bürger aus dem ehemaligen Ost-Berlin, dass immer noch mit zweierlei Maß gemessen wird", sagte Zingler und hatte die Entscheidung kritisiert. Die Politik agiere, so der Präsident, 20 Jahre nach dem Mauerfall immer noch wie ein West-Berliner Senat.

Wowereit verteidigt Senats-Entscheidung

Letztendlich sah sich sogar der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit genötigt, die Entscheidung des Senats zu verteidigen - was in einem täglichen Schlagabtausch über die Medien mit Zingler mündete und dem Thema weitere Aufmerksamkeit bescherte.

Union-Teammanager Christian Beeck versuchte zwar die Wogen zu glätten ("Man sollte es bei der Ost-West-Problematik auch nicht übertreiben"), wies den Verein aber dennoch eine Sprachrohrfunktion zu: "Wichtig ist doch, dass man das anspricht, wenn einem bestimmte Dinge nicht gefallen. Wenn man die Plattform besitzt - und die besitzen wir. Eine 78 Jahre alte Dame, die in einem Plattenbau wohnt, wird nie eine Plattform erhalten."

Hertha-Trainer Markus Babbel und sein Gegenüber Uwe Neuhaus reagierten auf die öffentlichen Diskussionen gelassen, versuchten ihre Spieler aber von dem ganzen Trubel abzuschirmen. Beide ließen die letzten Trainingseinheiten vor dem Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit absolvieren.

Noch kein Sieg: Neuhaus unter Druck

Dabei birgt auch ohne das gesamte Drumherum, das naturgemäß zu einem Derby dazugehört, genug Potenzial für spannungsreiche 90 Minuten.

Nach nur einem Pünktchen aus den ersten drei Spielen und Tabellenplatz 15 hat Union den Start in die neue Saison verpatzt. Zeit also besonders für Trainer Uwe Neuhaus, endlich den ersten Sieg einzufahren.

Dagegen herrscht bei den Herthanern nach drei Siegen aus drei Spielen eitel Sonnenschein. Mit einem Sieg könnte die alte Dame zumindest vorübergehend die Tabellenspitze übernehmen.

500 Polizisten sollen das Spiel sichern

Die Verantwortlichen hatten sogar genug Zeit, sich über die Verkehrsproblematik an der Alten Försterei Gedanken zu machen und entschieden, bereits nach dem Abschlusstraining am Donnerstag ins etwa 30 Kilometer entfernte Köpenick anzureisen.

Relativ entspannt sieht auch die Berliner Polizei dem Derby entgegen. Rund 500 Polizisten sollen das Spiel sichern, dazu kommen noch 300 Ordner - zum Vergleich: Bei den Spielen zwischen Union und Dynamo Dresden oder Hansa Rostock waren mehr als 1000 Polizeibeamte im Einsatz.

"Alle unsere Erkenntnisse im Vorfeld lassen uns sehr optimistisch an die Partie herangehen", sagte Polizeisprecher Martin Otter der Berliner Zeitung. Auch wenn das Spiel als Risikospiel eingeordnet ist, darf deshalb beispielsweise Bier mit Alkohol ausgeschenkt werden, auch auf eine große Pufferzone zwischen beiden Fanlagern wird verzichtet.

Klaus Wowereit verteidigt Hilfe für Hertha