Lizenz für Arminia akut gefährdet

SID
Bielefeld-Geschäftsführer Heinz Anders steht vor großen Problemen
© Getty

Die finanzielle Situation von Arminia Bielefeld wird immer prekärer. Bis zum 2. Juni muss der Zweitligist 12 Millionen Euro auftreiben, ansonsten droht die Verweigerung der Lizenz.

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Vor einem Jahr durfte Arminia Bielefeld als 16. der Bundesliga vom fünften Erstliga-Jahr in Folge träumen, nun kämpfen die Ostwestfalen ums nackte Überleben.

Seit Wochen jagt eine Hiobsbotschaft die nächste, scheibchenweise wurde das Ausmaß der finanziellen Notlage der Arminia bekannt. Aus einer Unterdeckung von 2,5 Millionen Euro im Februar wurde nun plötzlich ein Liquiditätsbedarf von 12 Millionen Euro.

"Diese Zahl hat uns erschlagen", sagt der designierte Präsident Wolfgang Brinkmann: "Es ist eine Minute vor zwölf. Alleine können wir die Rettung nicht schaffen." Sollten die Bielefelder das Geld nicht bis zum 2. Juni auftreiben, erhalten sie keine Lizenz. Und dies wäre, wie Geschäftsführer Heinz Anders bereits eingestand, gleichbedeutend mit der Insolvenz.

Bielefeld hofft auf städtische Hilfen

Eine Satzungsänderung soll auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Mittwoch nun den Weg frei machen für den Einstieg großer Firmen aus der Region, alle Spieler außer Giovanni Federico stehen zum Verkauf. Und Brinkmann, seit 15 Jahren Chef der Stadtwerke, fleht die Stadt um Hilfe an.

Drei Millionen kann die Arminia an Eigenleistung erbringen, drei weitere kämen nach der Satzungsänderung wohl aus der Wirtschaft, die fehlenden sechs soll die Stadt beisteueren. Dabei plagt die Kommune ein Haushaltsdefizit von 150 Millionen Euro, 40 Millionen sollen in diesem Jahr eingespart werden.

"Bielefeld wäre nicht die erste Stadt in Nordrhein-Westfalen, die zu ihrem Verein steht", sagt Brinkmann und nennt die Beispiele Gelsenkirchen und Aachen.

Bielefelder OB Clausen zu Gesprächen bereit

Oberbürgermeister Peter Clausen (SPD) signalisierte bereits Gesprächsbereitschaft, ohne jedoch Zahlen zu nennen. Denkbar wäre laut Brinkmann, dass die Stadt oder eine ihrer Tochterfirmen das Stadion oder Teile davon erwerben könnten. Die Stadt könne allerdings "nicht der alleinige Problemlöser sein", erklärte Clausen.

Dagegen kritisierte der Bund der Steuerzahler (BdSt) ein etwaiges Eingreifen der Kommune bereits im Voraus. Es sei nicht Aufgabe einer Stadt oder städtischer Unternehmen, einen Profiverein zu subventionieren, sagte BdSt-Mitglied Heinz Wirz. Clausen will jedoch die Bürger überzeugen, "dass das Geld der Stadt nicht dafür genutzt wird, Spielergehälter zu bezahlen".

Tribünenausbau verschlingt mehr Geld als geplant

Die Gründe für die unerwartete Misere liegen laut Brinkmann in der "nicht optimal gelaufenen Finanzierung der Osttribüne" - im Vorjahr für 19 statt geplanten 8 Millionen Euro ausgebaut, aber meist nahezu leer - und einer "zu optimistischen Budgetplanung für die Saison."

Doch auch der 65 Jahre alte Brinkmann, der am 6. Juni den nach 19 Jahren abdankenden Klub-Chef Hans-Hermann Schwick beerben will, ist als stellvertretender Aufsichtsrats-Vorsitzender nicht völlig unbelastet.

"Ich gebe zu, Fehler gemacht zu haben und ich gebe zu, dass man die Geschäftsführung noch härter hätte kontrollieren müssen", sagt er.

Leistungsträger stehen zum Verkauf

Doch einige Weltunternehmen aus Ostwestfalen (Gerry Weber, Schüco, Oetker) scheinen zur Hilfe bereit, Zwangs-Verkäufe von Spielern sollen mindestens zwei Millionen Euro bringen.

Im Schaufenster stehen unter anderem Leistungsträger wie Torhüter Dennis Eilhoff, Abwehrchef Andre Mijatovic oder die Stürmer Chris Katongo und Pavel Fort. Dieses Quartett soll immerhin 6,7 Millionen Euro wert sein. Um den Aufstieg spielen könnte die Arminia dann im nächsten Jahr aber wohl kaum.

Bereits in dieser Saison war Bielefeld wegen Verstoßes gegen die Lizenzbestimmungen mit dem Abzug von vier Punkten und einer Geldstrafe in Höhe von 50.000 Euro bestraft worden.

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