Anfeindungen gegen Kahn

SID
Rolf Kahn (l.) konnte sich bei der Wahl zum neuen KSC-Präsidenten nicht durchsetzen
© Getty

Paul Metzger wurde zum neuen Präsidenten des Karlsruher SC gewählt und tritt somit die Nachfolge von Hubert Raase an. Rolf Kahn musste sich bei der Wahl klar geschlagen geben.

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Als Wahlhelfer Oliver Kahn am Mittwochabend um 23.14 Uhr das Wort ergriff, konnte auch der einstige Titan die drohende Niederlage seines Vaters Rolf nicht mehr abwenden.

Nach einer turbulenten, teilweise chaotischen, fünf Stunden dauernden und am Ende abgebrochenen Mitgliederversammlung durfte sich Paul Metzger am Donnerstagmorgen um 0.32 Uhr als neuer Präsident des Karlsruher SC feiern lassen.

"Mein Vater hatte ein gutes Konzept"

"Schade, mein Vater hatte ein gutes Konzept. Ich wollte ihm unter die Arme greifen", sagte Oliver Kahn nach der Schlappe seines Vaters gegen den Oberbürgermeister der Karlsruher Nachbarstadt Bretten. Metzger erhielt 748 der 1424 gültigen Stimmen und erreichte bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit.

Auf den Karlsruher Ex-Bürgermeister Siegfried König entfielen 381 Stimmen. Rolf Kahn konnte lediglich 295 Mitglieder von sich überzeugen. Die Niederlage Kahns deutete sich schon bei der kurzen Rede seines Sohnes in der Europahalle an.

Oliver Kahn angefeindet

Der frühere KSC-Profi wurde von einem Großteil der 1534 Klubangeörigen ausgepfiffen und schrie teilweise in das Mikrofon, um die Unmutsbekundungen zu übertönen.

"Hau ab!" und "Geh zurück nach München!" schallte es dem langjährigen Bayern-Torwart vor allem von Seiten der "Supports" entgegen. Ordner mussten Kahn schützen.

Dieser hielt mit erhobener Stimme dagegen: "Mein Vater braucht meine Hilfe nicht." Er hat ein Konzept mit Herzblut vorgestellt. Ich bin hier, weil ich in diesem Verein groß geworden bin und weiß, wo ich herkomme."

Gegen 1 Uhr morgens hatte sich Kahn dann wieder beruhigt: "Bei solchen Versammlungen kochen die Emotionen eben oft hoch."

Bild eines zerrütteten Vereins

In den Stunden zuvor bot der KSC das Bild eines zerrütteten Vereins. Zunächst rührten die Klubchef-Anwärter die Werbetrommel in eigener Sache und sparten dabei nicht mit Seitenhieben auf die Konkurrenten.

Bei der anschließenden Aussprache zerfleischten sich die Lager der drei Kandidaten gegenseitig. Ein Mitglied stellte sogar den Antrag, die Medien auszuschließen, um dem KSC die befürchtete Presseschelte zu ersparen.

Anfechtung wäre möglich gewesen

Aufgrund der langen Debatte musste die Versammlung vor der Wahl der Vizepräsidenten gegen 1.00 Uhr abgebrochen werden. Da die Abstimmung voraussichtlich bis 4.00 Uhr gedauert hätte, wäre eine Anfechtung der Versammlung und ihrer Ergebnisse möglich gewesen.

Harmonie herrschte lediglich zu Beginn des Mitgliedertreffens. Der scheidende Präsident Hubert H. Raase, der sich nach sieben Jahren im Amt nicht mehr zur Wiederwahl gestellt hatte, wurde mit Standing Ovations verabschiedet. Zuvor hatte Raase ein letztes Mal die Bilanz vorgelegt.

1,94 Millionen Euro Gewinn

Demnach hat der KSC im abgelaufen Geschäftsjahr (1. Juli 2008 bis 30. Juni 2009) einen Gewinn in Höhe von 1,94 Millionen Euro gemacht. Der Klub verfügt über ein Eigenkapital in Höhe von 308.000 Euro.

Dem stehen Verbindlichkeiten von 269.000 Euro bei Banken gegenüber. Allerdings planen die Badener für die laufende Saison einen Verlust von 2,0 Millionen Euro.

Diese Zahlen sind aber nur die halbe Wahrheit. Denn über dem KSC schwebt nach wie vor das Damoklesschwert Kölmel-Vertrag. Der im Jahr 2000 aufgrund der drohende Pleite des Klubs abgeschlossene Kontrakt mit Rechtehändler Michael Kölmel sieht vor, dass Kölmels Firma MK-Medien im Gegenzug für ihre damalige Finanzhilfe eine prozentuale Beteiligung an den TV-Einnahmen des Vereins erhält.

Kölmel-Vertrag nicht anerkannt

Die bisherige Klubführung erkannte diesen Vertrag allerdings nicht an und befindet sich deshalb im Rechtsstreit mit Kölmel. Nach Angaben von Raase habe der Klub dem Rechtehändler 17 Millionen Euro angeboten, um den Vertrag sowie den Streit darum außergerichtlich zu beenden.

Laut Raase habe Kölmel dies abgelehnt. Um im Fall einer juristischen Niederlage abgesichert zu sein, hat der KSC Rücklagen in Höhe von 10,35 Millionen Euro gebildet.

Der neue Klubchef Metzger hat sich neben dem Ende der Auseinandersetzung mit Kölmel einen raschen Stadionneubau, die rapide Erhöhung der Mitgliederzahl (derzeit knapp 5000) und die Erschließung neuer Finanzquellen auf die Fahnen geschrieben.

Raase hört beim KSC auf