Federico: "Das war ein Jahr zum Wegwerfen"

Von Interview: Jochen Tittmar
Giovanni Federico erzielte an bisher sieben Spieltagen schon sieben Tore
© Getty

Giovanni Federico ist der Mann der Stunde in der 2. Liga: Sieben Spiele, sieben Tore stehen für den Bielefelder zu Buche. Vor seiner Rückkehr mit der Arminia zu seinem Ex-Verein nach Karlsruhe (20.15 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY) spricht der 29-Jährige über das neue Bielefeld, Probleme in Dortmund und Freunde mit Dauerkarte.

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SPOX: Herr Federico, Sie werden sicherlich gerade von einem Interviewtermin zum anderen hetzen.

Giovanni Federico: So sieht's aus.

SPOX: Ihnen ist aber klar, dass Sie sich das in Ihrer aktuellen Form selbst eingebrockt haben.

Federico: Schon. Ich versuche einfach, meinen Job gut zu machen. Der Rest - wie Interviews - kommt dann eben von alleine.

SPOX: Sie machen Ihren Job derzeit nicht nur gut, sondern exzellent. Ihr Image als gescheiterter Bundesligaspieler, der nur in der 2. Liga aufblüht, erhält dadurch aber noch mehr Nahrung.

Federico: Was heißt schon gescheitert? Mein erstes Jahr in der Bundesliga war lehrreich. Es gab gute und schlechte Tage. Im zweiten Jahr lief es dann nicht so, wie sich das alle vorgestellt haben. Das war dann auch ein Jahr zum Wegwerfen.

SPOX: In Bielefeld genießen Sie nun wieder die volle Rückendeckung. Präsident Hans-Hermann Schwick, sonst eher immer etwas zurückhaltend, meinte, Sie wären ein Glücksfall für den Verein.

Federico: Es ist schön, dass der Präsident so etwas sagt. Das steigert wirklich das Selbstbewusstsein. Aber auch wenn es sich blöd anhört: Ich bewerte das nicht über und bin nur ein Teil der Mannschaft. Wer weiß, was wäre, wenn die anderen zehn Jungs nicht mit mir auf dem Platz stehen würden?

SPOX: Aber irgendwo müssen doch die Gründe dafür liegen, dass es bei Ihnen im Oberhaus weniger gut und in der 2. Liga ausgezeichnet läuft?

Federico: Wenn ich das wüsste, hätte ich es damals sofort geändert. Das ist für mich schwer zu beantworten. Ich bin jetzt 29 und kann nur hoffen, dass mein Weg noch einmal in die Bundesliga führt und ich mich dort noch einmal beweisen darf. Am besten mit der Arminia.

SPOX: Apropos Arminia: Hat Sie der Abstieg, die chaotische Jahreshauptversammlung und die Tatsache, dass erst in letzter Sekunde ein Trainer verpflichtet wurde, bei Ihrer Entscheidung nicht abgeschreckt?

Federico: Überhaupt nicht. Als ich von Karlsruhe wieder nach Dortmund zurückkehrte, wurde mir gesagt, dass man nicht mehr mit mir plant. Das war mir zwar schon längst klar, aber ich musste mich dann eben umsehen.

SPOX: Das hat die Frage aber nicht vollends beantwortet.

Federico: Bielefeld gehörte schon von Anfang an zu meinen Favoriten. Nachdem ich dann mit dem Trainer gesprochen hatte, war ich komplett davon überzeugt, dass das passen wird.

SPOX: Als Trainer ist Thomas Gerstner noch ein relativ unbeschriebenes Blatt. Können Sie ihn uns etwas näher bringen?

Federico: Er ist ein sehr umgänglicher und lockerer Typ. Auf dem Trainingsplatz ist er sehr akribisch. Er unterbricht und spricht es immer wieder direkt an, wenn wir etwas verbessern müssen. Die Mischung aus den Typen im Kader und dem Trainer passt optimal.

SPOX: Das sieht man momentan auch auf dem Platz. Dabei dachte man, dass sich Bielefeld schwer tun würde, nach fünf Jahren Bundesliga wieder das selbst Spiel machen zu müssen.

Federico: In der Bundesliga lag der Fokus natürlich immer nur auf dem Klassenerhalt. Aber mit dem neuen Trainer und seiner Philosophie, das Spiel sowohl auswärts als auch zu Hause bestimmen zu wollen, weht jetzt ein frischer Wind. Diesen Wechsel müssen wir nun verinnerlichen und ich denke, wir haben von unserem Potential her gute Chancen.

SPOX: Im Pokal gab's allerdings das Aus gegen Trier. Der Trainer hatte das Team auf sieben Positionen verändert. War er Schuld am Ausscheiden?

Federico: Da ist vieles zusammengekommen. Wir haben immerhin 2:0 geführt. Da hätten wir auch mit elf Veränderungen gewinnen müssen. Trier hatte ja nicht einmal eine richtige Torchance und schießt dann zwei Tore. Typisch Pokal eben, mit dem schlechten Ende für uns.

SPOX: Sie haben vorher Ihre Zeit in Dortmund angesprochen. Dort hat man Ihnen in der Vorbereitung - obwohl Sie noch Vertrag hatten - nicht mal eine Rückennummer gegeben und ließ Sie nicht mit auf das Mannschaftsfoto. So etwas habe ich noch nie gehört.

Federico: Das war auch sehr bitter für mich. Ich habe versucht, weiterhin im Training Gas zu geben, auch um fit zu sein, wenn es zu einem Vereinswechsel kommt. Es war nicht schön, so behandelt zu werden. Das hätte man anders handhaben können. Ich kann mir jedenfalls nichts vorwerfen.

SPOX: Wie hat Ihnen denn BVB-Coach Jürgen Klopp verkauft, dass er auf andere Spielertypen setzt?

Federico: Er hat das nicht so verkauft, sondern ich. Ich habe gesagt, dass ich nicht der Spielertyp bin, den Klopp in seinem System haben will. Neben mir sind ja auch zwei, drei andere, mir ähnliche Leute verkauft worden. Ein Spieler muss eben die Philosophie eines Trainers akzeptieren - oder gehen.

SPOX: Sie haben sich für Bielefeld entschieden und müssen am Montag nun zum KSC, Ihrem Ex-Klub. Wie viele Karten mussten Sie denn besorgen?

Federico: Nicht eine einzige. Die Bekannten, die ich dort noch habe, besitzen alle eine Dauerkarte (lacht). Ich verfolge aber die Entwicklung in Karlsruhe. Der Abstieg im Vorjahr war absolut unnötig. Mittlerweile haben sie sich ja wieder etwas gefangen.

SPOX: Letzte Frage: Als Fußballer gab es bei Ihnen einige Aufs und Abs. Wie würden Sie Ihre eigene Karriere beschreiben: Mit was sind Sie zufrieden und mit was nicht?

Federico: Es gibt Dinge, mit denen bin ich immer zufrieden und Dinge, mit denen bin ich nie zufrieden.

SPOX: Und die wären?

Federico: Meine Jahre in der Bundesliga habe ich mir natürlich anders vorgestellt. Wenn ich dort aber 15 Tore geschossen hätte und abgestiegen wäre, wäre ich auch nicht erfreut. Man darf nie mit sich selbst zufrieden sein. Man lebt ja, um sich ständig weiter zu entwickeln. Deswegen kann man mit seinem Leben nie komplett zufrieden sein.

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