Der Kampf mit der Gegenwart

Von Frank Oschwald / Haruka Gruber
Jos Luhukay sollte eigentlich erst ab dem 1. Juli das Traineramt bei Augsburg übernehmen
© Getty

Mit dem FC Augsburg und dem FC Ingolstadt kämpfen derzeit zwei ambitionierte Klubs um den Klassenerhalt in Liga zwei. Noch zählt bei beiden Vereinen die Gegenwart, auch wenn Augsburger wie Ingolstädter auf die Zukunft setzen.

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Greuther Fürth gehört schon zum Inventar der zweiten Liga, der TSV 1860 München ist seit sechs Jahren am Stück dabei und der 1. FC Nürnberg schaut auch immer mal wieder vorbei. An bayerischen Derbys mangelt es in Liga zwei nicht.

Erst recht nicht, seit der FC Augsburg und zu Beginn dieser Saison auch der FC Ingolstadt noch mit von der Partie sind. Mit durchstrukturierter Planung schafften beide Klubs innerhalb von wenigen Jahren den Durchmarsch von der Bayernliga bis ins Bundesliga-Unterhaus.

Ziel ist die erste Bundesliga

Statt Partien in der Fußball-Provinz präsentieren Augsburger wie Ingolstäder ihren Fans mit Spielern wie Vratislav Lokvenc, Michael Thurk, Imre Szabics oder Zecke Neuendorf mittlerweile zahlreiche Profis mit Bundesliga-Erfahrung. Zudem werden in beiden Städten neue, moderne Arenen gebaut.

Das Ziel ist klar: Sich auf lange Sicht in der Liga etablieren und irgendwann den Sprung nach ganz oben schaffen. Bei einem Traditionsverein wie Augsburg und den vom Automobilkonzern Audi unterstützten Ingolstädtern auch kein aussichtsloser Wunsch.

Die Realität heißt Abstiegskampf

Die Realität sieht allerdings anders aus: Aktuell findet man weder den FCA noch den FCI unter den Aufstiegskandidaten in Liga zwei. Während Augsburg mit sechs Punkten Vorsprung zumindest noch etwas Luft auf die Abstiegsplätze hat, hängt Ingolstadt ganz tief drin im Tabellenkeller - derzeit sind es sechs Zähler Rückstand auf Rang 15. Das Spiel in Nürnberg ist schon eine Vorentscheidung.

Nach elf Spielen ohne Sieg wurde vor zwei Wochen Aufstiegstrainer Thorsten Fink entlassen. Ähnlich wie Klinsmann beim FC Bayern, versuchte der so genannte Projekt-Trainer Fink mit neuen Trainingsmethoden sowie Yoga und Pilates sein Konzept vom schnellen Fußball umzusetzen.

Auf den Ex-Bayern-Spieler Fink folgt nun der ehemalige Gladbach-Coach Horst Köppel. Ein Feuerwehrmann, der den FCI mit seiner Erfahrung und der nötigen Ruhe noch retten soll.

Köppel: "Jetzt ist nicht die Zeit für Konzepte"

"Ich habe das 3:4 gegen Mainz von der Tribüne aus gesehen. In der Mannschaft steckt Substanz", sagt Köppel im Gespräch mit SPOX. "Die Fehler, die die Spieler machen, sind vor allem mental zu erklären. Ich bin als Psychologe gefragt."

Für Köppel zählt nun zuallererst der kurzfristige Erfolg. "Wir haben fünf Endspiele, das ist nicht die Zeit für Konzepte", so der 60-Jährige. Der Nicht-Abstieg hat oberste Priorität. Alles wird dem Verbleib in Liga zwei untergeordnet.

Beim Konkurrenten aus Augsburg herrscht eine ähnliche, wenn auch nicht ganz so dramatische, Situation. Holger Fach, der den Verein am Ende der Saison ohnehin verlassen hätte, musste vorzeitig gehen. Zu angespannt war am Ende das Verhältnis zum Vorstand und zu den Fans.

Jos Luhukay, der eigentlich erst zur kommenden Spielzeit übernehmen sollte, musste somit etwas früher ran. Dass dies nicht die Ideal-Konstellation ist, gibt der Niederländer gegenüber SPOX zu: "Ich bin noch nicht richtig angekommen in Augsburg. Es wird noch Zeit brauchen, aber das darf uns nicht ablenken."

Luhukay: Augsburg mit großer Zukunft

Auch in Augsburg zählt im Moment nur der Verbleib in Liga zwei. "Wir müssen so schnell wie möglich die nötigen Punkte für den Klassenerhalt einfahren", sagt Luhukay.

Ist dies geschafft, will der FCA schnell neue und größere Aufgaben anpacken. "Nach dem Klassenerhalt widmen wir unsere Gedanken komplett der Zukunft. Die Strukturen passen, das Konzept stimmt", so Luhukay. "Augsburg hat eine große Zukunft vor sich. Man muss aber geduldig sein."

Auch beim Nachbarn in Ingolstadt will man mehr als Abstiegskampf, was sich bei den Verhandlungen mit möglichen Fink-Nachfolgern zeigte. Neben Köppel waren auch andere gestandene Bundesliga-Trainer wie Klaus Toppmöller oder Rudi Bommer im Gespräch.

Vor der Zukunft muss man sich also weder in Ingolstadt noch in Augsburg fürchten - solange sie die Gegenwart erfolgreich meistern.

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