"Ich bin nicht auf dem Weg zum ewigen Talent"

Von Interview: Kevin Bublitz / Mark Heinemann
Aachens Daniel Brinkmann (r.) im Duell mit Alexander Voigt von der SpVgg Greuther Fürth
© Getty

Daniel Brinkmann machte bereits 2004 als 18-Jähriger im Dress des damals noch in der 2. Liga spielenden SC Paderborn 07 auf sich aufmerksam. In der Winterpause der Spielzeit 2007/2008 wechselte er zu Alemannia Aachen und kämpft aktuell um den Aufstieg in die Bundesliga. Im SPOX-Interview wehrt sich der Mittelfeldspieler gegen den Vorwurf, ein ewiges Talent zu werden, und spricht über den Umbau des Tivoli sowie die Aachener Aufstiegschancen. 

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SPOX: Herr Brinkmann, Sie sind gerne an Orten, mit denen Sie positive Erinnerungen verbinden. Fahren Sie ab und an einfach mal so an den Mainzer Bruchweg?

Daniel Brinkmann: Dort treffe ich ganz gerne, das stimmt schon (Anmerkung der Redaktion: Brinkmann schoss dort am 25. Spieltag seine bislang einzigen beiden Saisontore). Aber es geht nicht um ein Stadion. Man ist doch generell gerne an Orten, an die man positive Erinnerungen hat. Sie motivieren.

SPOX: Das klingt nach Psychologie...

Brinkmann:  Naja, ich habe schon einiges über die mentale Stärke und das positive Denken gelesen und mir daraus die für mich richtigen Aspekte zusammengebastelt. Aber fixiert bin ich darauf jetzt nicht.

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SPOX: Positives Denken brauchten Sie schon. Ihr Start in die Saison war doch eher holprig, oder?

Brinkmann: Ich habe das erste Saisonspiel von Beginn an gemacht, aber meine Chance leider nicht so wirklich genutzt, obwohl wir gewonnen haben. Danach kamen lange Zeit nur noch Kurzeinsätze, wodurch es für mich schwierig wurde, wieder in die Startelf zurückzukommen. Ich bin schon eher der Spieler, der von Anfang an spielen muss, um sich in eine Partie hineinzuarbeiten.

SPOX: Sie sind erst 23. Sind da Leistungsschwankungen über eine Saison gesehen nicht normal?

Brinkmann: Schon, aber eine konstante Leistung bekommt man letztendlich nur, wenn man regelmäßig spielt, am besten über die volle Distanz. Derzeit habe ich die Chance dazu und denke, dass ich diese in der Rückrunde besser genutzt habe. Ich versuche mich im Training immer wieder anzubieten und mich zu verbessern.

SPOX: Sie denken also von Halbserie zu Halbserie?

Brinkmann: Das kann nicht mein Anspruch sein. Ich möchte auch mal 40 bis 50 Spiele hintereinander von Beginn an auf dem Platz stehen.

SPOX: Sie wurden schon zu Ihren Zweitligazeiten in Paderborn als großes Talent gehandelt, in Aachen dann ebenfalls, kamen aber zunächst nicht so gut zurecht. Haben Sie Angst, dass man Sie jetzt langsam in die Schublade des ewigen Talents schiebt?

Brinkmann: Nein, wieso? Ich habe mit 23 Jahren schon an die 90 Zweitligaspiele absolviert, war in den letzten vier Jahren immer in der Liga im Einsatz und bin aktuell bei einem der Topvereine der 2. Bundesliga. Ich bin sicher nicht auf dem Weg zum ewigen Talent.

SPOX: Und was ist mit dem Weg in die 1. Bundesliga?

Brinkmann: Das wäre der nächste Schritt. Den möchte ich natürlich schaffen.

SPOX: Bei welchem Verein?

Brinkmann: Ich spiele für die Alemannia, habe einen Vertrag bis 2010 und sehe sehr realistische Chancen, dass Aachen in naher Zukunft in der 1. Bundesliga spielen wird.

SPOX: Es sieht ja auch nicht unbedingt schlecht aus. Drei Punkte ist Aachen hinter einem Relegationsplatz. Warum läuft es wieder so gut?

Brinkmann: Wir waren zu lange zu unkonstant. Warum diese Formschwankungen jetzt nicht mehr da sind, ist schwer zu sagen. Generell kommen wir derzeit mit unserer defensiveren Grundausrichtung besser in die Spiele. Zudem sind wir hinten raus sehr stark und haben gezeigt, dass wir gerade im zweiten Spielabschnitt noch Partien entscheiden können.

SPOX: Ist auch das Team enger zusammengerückt?

Brinkmann: Das würde ich so nicht sagen. Ich bin jetzt seit eineinhalb Jahren in Aachen und ich habe es bislang nicht erlebt, dass die Mannschaft nicht miteinander klar kommt oder dass irgendwelche Spieler untereinander Probleme gehabt hätten. Wir sind ein homogenes Team, das über alles spricht und auch Probleme, wenn sie denn mal da sind, offen angeht. Das läuft sehr gut.

SPOX: Die Fans hatten schon Probleme mit der kleinen Niederlagenserie im März.

Brinkmann: Es ist doch klar, dass man auch mal auf die Schnauze bekommt, wenn man verliert. Auf der anderen Seite werden wir ja auch bejubelt, wenn wir gut spielen.

SPOX: Sie verstehen die Fans also.

Brinkmann: In der Phase haben wir keine guten Leistungen abgeliefert. Es ist es klar, dass die Fans sich bemerkbar machen. Wir Spieler waren selbst unzufrieden.

SPOX: Mögen Sie die Fankultur in Aachen trotzdem?

Brinkmann: Wir haben viele positiv verrückte Fans. Das finde ich gut. Die stellen sich auch im Regen auf die Tribüne und peitschen uns nach vorne. Dazu kommt der ehrwürdige Tivoli.....

SPOX: ... der in seiner Art aber bald Geschichte ist.

Brinkmann: Wir Spieler sehen das auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits ist das neue Stadion für den Verein wirtschaftlich wichtig, weil es insgesamt mehr Sitzplätze gibt und Logen dazu kommen. Das ist für den modernen Fußball heutzutage halt einfach nötig. Andererseits ist der Tivoli mitsamt seiner Geschichte einfach legendär.

SPOX: Was sagen Sie zu Ihrem Restprogramm Osnabrück, Kaiserslautern, 1860 und Augsburg?

Brinkmann: Es ist eine Phrase, aber wir fahren am besten, wenn wir von Spiel zu Spiel schauen. Da steht jetzt erst einmal Osnabrück auf dem Programm. Irgendwelche Rechnungen oder permanent zu schauen, wie das Restprogramm von Nürnberg, Fürth oder Mainz aussieht, bringen uns nicht weiter. Wenn wir unsere Spiele gewinnen, sieht es gut für uns aus.

Aachens Saisonverlauf im Überblick