Beflügelt vom Druck

Von Interview: Kevin Bublitz / Mark Heinemann
Thomas Reichenberger (l.) wurde im Hinspiel erst in der 85. Minute eingewechselt
© Getty

Für den VfL Osnabrück geht es im Relegations-Rückspiel gegen den SC Paderborn um die Existenz im Profi-Fußball (15.15 Uhr im LIVE-TICKER). Torjäger Thomas Reichenberger über die 0:1-Hypothek, seine Schwächen und die Unmut der Fans.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Obwohl er mit sieben Treffern in dieser Saison Osnabrücks bester Torschütze ist, saß Thomas Reichenberger im Relegations-Hinspiel beim SC Paderborn 07 lange Zeit nur auf der Bank. Erst in der 85. Minute wechselte in Trainer Claus-Dieter Wollitz ein.

SPOX erreichte den leidenschaftlichen Pokerspieler, der sich 2007 für die World Poker Series qualifizieren konnte, Sonntagmittag im Kurztrainingslager in Marienfeld in entspannter Runde mit einigen Mannschaftskollegen. Die Stimmung war bestens.

Im Gespräch verriet der ehemalige Akteur von Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt, warum er mit der späten Einwechslung in Paderborn kein Problem hat und der VfL trotz der 0:1-Hinspielniederlage die Klasse hält.

SPOX: Sie sind ein begnadeter Pokerspieler. Was für ein Blatt haben Sie vor dem Rückspiel in der Hand?

Thomas Reichenberger: Das ist eine gute Frage. Ich habe in den letzten Wochen gar nicht mehr gepokert, weil ich mich nur noch auf den Fußball konzentriert habe. Wir haben bestimmt ein Pärchen in der Hand. Die Chancen stehen 50:50.

SPOX: Also haben Sie noch alle Chancen, die richtigen Karten auszuspielen?

Reichenberger: Auf jeden Fall.

SPOX: Haben Sie die 0:1-Hinspielniederlage in Paderborn schon verdaut?

Reichenberger: Natürlich. Wir haben das Spiel abgehakt. Die erste Halbzeit ist gespielt, allzu viel passiert ist noch nicht. Jetzt haben wir alles selbst in der Hand.

SPOX: Das liegt aber auch daran, dass der SCP seine Chancen gegen Ende nicht genutzt hat.

Reichenberger: Sicherlich hatten die Jungs noch die eine oder andere Chance auf dem Fuß. Auf der anderen Seite hätte das Spiel auch gut 0:0 ausgehen können, denn wir haben bis zum Gegentor gut gestanden.

SPOX: War das auch Ihre Taktik?

Reichenberger: Wir wollten nicht ins offene Messer laufen und das ist uns bis zum 0:1 gelungen. Es ist doch klar, dass die Paderborner zu Hause drauf gehen.

SPOX: Dann haben Sie auch kein Problem damit, dass Sie lange Zeit auf der Bank saßen?

Reichenberger: Es war taktisch so mit dem Trainer abgesprochen, daher kann ich damit leben. Ich bin sicherlich nicht die größte Hilfe, wenn die taktische Marschroute sehr defensiv ist. Ich hoffe, dass ich dafür jetzt zu Hause umso stärker angreife.

SPOX: Was erwarten Sie für ein Spiel?

Reichenberger: Das Ergebnis spielt den Paderbornern natürlich in die Hände, weil sie erst einmal kontern können und auswärts immer für ein Tor gut sind. Darauf sind wir eingestellt. Wir nehmen Sie nicht auf die leichte Schulter und müssen kontrolliert nach vorne spielen.

SPOX: Druck gibt es von Seiten der Fans, die ihr Team in Paderborn ausgepfiffen haben.

Reichenberger: Der Funke muss jetzt von uns überspringen. Wir wollen alles geben, alles versuchen und dann werden die Fans auch als zwölfter Mann hinter uns stehen. Das Zeichen muss aber von uns kommen und das wird es auch.

SPOX: Hat Trainer Pele Wollitz die Köpfe der Spieler freibekommen?

Reichenberger: Wir sind zu hundert Prozent da und ich bin mir sicher, dass wir einen erfolgreichen Heimauftritt hinlegen werden. Wir sind immer schon stark genug gewesen, in solchen Drucksituation alles abrufen zu können.

SPOX: Was macht Wollitz aus?

Reichenberger: Er fordert und fördert uns immer wieder. Ich denke aber, dass man vor dem Spiel nicht eine Person besonders herausheben sollte. Wir sind eine Gemeinschaft. Er gibt vor und wir ziehen nach.

SPOX: Trotz aller Zuversicht: Was würde passieren, wenn der Verein absteigen sollte?

Reichenberger: Ein Abstieg ist nie gut. Aber damit befassen wir uns nicht. Nicht weil wir blauäugig sind, sondern weil wir davon überzeugt sind, dass wir in die 2. Liga gehören. Ich bin mir daher auch sicher, dass wir das Ruder herumreißen können. Es wird weitergehen.

Thomas Reichenberger im Steckbrief