"Das Ziel Aufstieg wäre vermessen"

Von Interview: Florian Bogner
Seit April 2008 ist Ex-Nationalspieler Stefan Kuntz Vorstandsvorsitzender beim FCK
© Imago

Der 1. FC Kaiserslautern kämpft nach dem 1:1 gegen Mainz 05 nach wie vor um den Wiederaufstieg in die Bundesliga. Seit Stefan Kuntz den Vorstand bei den Roten Teufeln übernommen hat, geht es wieder aufwärts für den viermaligen deutschen Meister. Kuntz hat den Verein dort gepackt, wo sein größtes Potential liegt: An der Basis - bei den Fans.

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Im Interview mit SPOX spricht Kuntz über den schwierigen Weg, den 1. FC Kaiserslautern aus einem viele Jahre andauernden Dilemma zu befreien.

SPOX: Herr Kuntz, fünf Neuzugänge im Winter - ist das ein Zeichen dafür, dass man den Aufstieg jetzt offensiv und mit aller Macht angeht?

Stefan Kuntz: Grundsätzlich ist die Planung für beide Ligen die gleiche, da wir auf alle Fälle unsere Strukturen verbessern müssen. Unser ursprüngliches Saisonziel, schnellstmöglich 40 Punkte zu erreichen, haben wir revidiert, aber dennoch wäre es vermessen, den Aufstieg als Ziel auszugeben. Durch unsere hervorragende Hinrunde sind wir nun in der Lage, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen. Aber wir versprechen keine Wunder. Bislang haben wir ganz gut daran getan, realistisch von Spiel zu Spiel zu denken. Das werden wir auch in Zukunft so halten. Alles andere ergibt sich von selbst.

SPOX: SPOX hatte Milan Sasic vor der Saison gefragt, ob der Aufstieg für Kaiserslautern machbar ist. Seine Antwort war, ob wir unseren Realitätssinn verloren hätten. Selbe Frage nun an Sie.

Kuntz: Milans Antwort erscheint mir auch heute noch realistisch...

SPOX: Wie würden Sie Milan Sasic charakterisieren? Warum ist er für die Bundesliga nie ein Thema gewesen?

Kuntz: Durch seine große Lebenserfahrung erkennt er genau, welche Eigenschaften die Spieler einbringen können. Einerseits ist er unerbittlich und fordert hohe Disziplin, andererseits erkennen die Spieler aber auch, dass Milan Sasic ihnen nichts Böses will, sondern sie mit Respekt und Achtung  zu Höchstleistungen anspornt. Er lebt das vor, was er von den Spielern einfordert - und denkt jede Minute nur an den FCK.

SPOX: Ihren Schritt von Bochum zu Kaiserslautern haben viele skeptisch gesehen. Hatten Sie auch Zweifel? Was denken Sie heute?

Kuntz: Ich bin im richtigen Moment am richtigen Ort, denn hier kommen meine Entfaltungsmöglichkeit zu 100 Prozent zur Geltung. Es ist eine intensive, aber auch wunderschöne Arbeit, denn wir arbeiten gemeinsam strategisch daran, wie sich der FCK in den nächsten Jahren aufstellt.

SPOX: Ist Ihnen bewusst, dass Sie sich im Schatten der Zweiten Liga zu einem der begehrtesten Manager des Landes entwickelt haben?

Kuntz: Ich weiß aus meiner langjährigen Erfahrung als Spieler und Trainer, wie schnelllebig unser Geschäft ist und kann deshalb auch mit diesen Beschreibungen ganz gut umgehen. Wichtig ist mir, dem Vertrauen der Partner und Fans mit Offenheit und Ehrlichkeit zu begegnen.

SPOX: Als Sie für Kaiserlautern gespielt haben, kamen viele Spieler aus der Region. Es gab regelmäßige Treffen mit den Fans. Gibt es dieses Gefühl noch - oder gar wieder?

Kuntz: Jeder weiß, dass wir neben der sportlichen Entwicklung vor allem im finanziellen und organisatorischen Bereich zahlreiche Veränderungen vornehmen mussten. Dieser Prozess ist längst nicht abgeschlossen. Für uns stand aber zudem im Fokus, Trainingsplätze, Fanshop bzw. Service-Center wieder zum Betzenberg zu holen. Die Fans und Spieler sollen wieder dort zusammen kommen, wo das Herz des FCK schlägt: Auf dem Betze. Zudem haben wir mit der Herzblut-Kampagne einen enormen emotionalen Schub durch die FCK-Fans gehen lassen können, den die Mannschaft voll mitgegangen ist.

SPOX: "Ich lebe und sterbe für diesen Verein." Gibt es noch Spieler beim FCK, die so denken?

Kuntz: Was den Einsatz unserer Spieler für den FCK angeht, können wir uns wahrlich nicht beschweren. Sie arbeiten hart an sich und mit Milan Sasic. Demgegenüber macht es aber keinen Sinn, alten Zeiten nachzutrauern. Die heutige Spielergeneration ist ein völlig andere. Allein den medialen Druck kann man nicht vergleichen.

SPOX: Was muss eigentlich an Abläufen, Infrastruktur, Trainingsmöglichkeiten noch verbessert werden?

Kuntz: Wir müssen noch überall besser werden, sind aber sicherlich in unserer Lizenzspielerabteilung am weitesten vorangekommen. Wir sind insgesamt vielleicht bei 60 Prozent und haben noch einen weiten Weg vor uns.

SPOX: Wie sehr schleppt der FCK noch "Altlasten" mit sich rum und wie lange wird das noch so bleiben?

Kuntz: Wirtschaftlich müssen wir uns noch eine ganze Zeit strecken. Wir tragen schwer an den alten Problemen. Aber uns sind die Stellschrauben bewusst und wir haben schon einiges bewegt. Jetzt müssen wir am Ball bleiben und konsequent die wichtigen strukturellen Veränderungen durchbringen.

SPOX: Abschließende Frage, Herr Kuntz: Wer steigt in die Bundesliga auf?

Kuntz: Ich denke, Mainz, Freiburg und Nürnberg haben die besten Chancen.

Der aktuelle Kader des 1. FC Kaiserslautern