"Haben bisher alle Ziele erreicht"

Von Interview: Stefan Rommel
Trainer Holger Fach führte den FC Augsburg bisher zu sieben Saisonsiegen
© Getty

Nach einem turbulenten Saisonbeginn hat sich der FC Augsburg dank einer eindrucksvollen Serie aus dem Keller ins obere Mittelfeld der Tabelle der 2. Liga gearbeitet. Trainer Holger Fach sitzt nach neun Spielen in Folge ohne Niederlage beim FCA fest im Sattel.

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Im Gespräch mit SPOX erklärt Trainer Fach die Gründe für den Umschwung, die ausgegebenen Saisonziele und räumt zudem mit typisch deutschen Diskussionen auf.

SPOX: Herr Fach, drehte sich für Sie alles um das Spiel Ihrer Mannschaft am Sonntag in Wehen oder hatten Sie auch Zeit, sich den Kracher Bayern gegen Hoffenheim anzuschauen?

Holger Fach: Es wäre ja schlimm, wenn man ständig nur Fußball denken würde. Wenn ich Lust darauf habe, schaue ich mir andere Spiele an. Wenn mir ein anderer Termin dazwischen kommt, dann eben nicht.

SPOX: Seit neun Spielen ist Augsburg ungeschlagen. Los ging die Serie mit einem 3:2-Sieg gegen St. Pauli, als Mathias Hain einen haltbaren Freistoß von Michael Thurk durch die Finger gleiten ließ. Sehen Sie diese Aktion kurz vor Schluss als eine Art Schlüsselerlebnis bzw. Wendepunkt für das, was in der Folge passiert ist?

Fach: Das wäre viel zu einfach, das jetzt als Wendepunkt zu deklarieren. Man muss vorher schon Voraussetzungen schaffen, um punkten zu können. Wenn man vorher nicht richtig gearbeitet hat, hilft einem das Glück auch nicht. Und übrigens haben wir von den acht Spielen auch fünf gewonnen. Also ist das Glas mehr als halbvoll.

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SPOX: Trotzdem lief es zu Beginn nicht gut. Sie waren sich aber auch in der schwierigen Phase immer zu 100 Prozent sicher, dass sich der Erfolg einstellen wird?

Fach: Sie haben doch die ersten Spiele der Saison gesehen und auch gesehen, gegen wen und vor allem wie wir da gespielt haben...? Das war teilweise besser als in den Spielen, die wir jetzt gewonnen haben. Und dann muss man sich vor Augen führen, welche Ziele ausgegeben wurden und welche wir erreicht haben.

SPOX: Die da wären?

Fach: Das erste Ziel in der letzten Saison war der Klassenerhalt. Das haben wir geschafft. Das zweite Ziel war die Kaderausdünnung. Auch das haben wir erreicht. Wir haben relativ kostengünstig eingekauft und kaum Ablösesummen bezahlt. Und wir haben Spieler abgegeben, die bei uns keine Rolle mehr gespielt haben. Insofern haben wir alles richtig gemacht. Und dann wollten wir besser da stehen, als in der letzten Saison. Das wird zum Ende der Hinrunde auf alle Fälle so sein. Wir haben bisher alle Ziele erreicht. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Aber ich sage auch: Man muss sich ständig selbst überprüfen.

SPOX: Die 2. Liga scheint nicht mehr so gut und hat nicht mehr die dominierenden Vereine wie noch letzte Saison, Augsburg steht im Mittelfeld. Wohin orientiert sich der Verein? Es könnte doch noch mehr gehen...

Fach: Die Liga ist genauso gut oder schlecht - ich sage so schlecht - wie letzte Saison. Es gab letzte Saison einen überragenden Verein mit Gladbach und es gibt diese Saison einen, das ist Mainz. Es kann ganz schnell drei, vier Plätze rauf oder runter gehen, ohne dass man groß besser oder schlechter gespielt hat. Das ist einfach diese Liga. Man kann Neunter sein und es sieht gut aus und ein Spiel später ist man Dreizehnter und das sieht dann nicht mehr gut aus.

SPOX: Die unruhige Liga macht vieles möglich?

Fach: Nehmen Sie Wehen. Die haben letzte Saison eine gute Rolle gespielt. Diese Saison haben sie Probleme. Oder Ahlen. Da hieß es, das wird ein richtig schweres Jahr und plötzlich spielen die eine tolle Rolle und oben mit.

SPOX: Aber es ist schon auffällig, dass sich die Bundesliga-Absteiger Nürnberg, Duisburg und Rostock bisher ungewohnt schwer tun.

Fach: Das hat aber nichts mit der Liga zu tun, sondern damit, dass man innerhalb der Vereine offenbar den einen oder anderen Fehler gemacht hat.

SPOX: Sie sind seit gut acht Monaten in Augsburg. Wie viel von Ihrer Handschrift trägt die Mannschaft mittlerweile schon?

Fach: Ich mag diesen Begriff Handschrift überhaupt nicht.

SPOX: Was finden Sie besser?

Fach: Wenn sich eine Handschrift abzeichnen soll, müsste man alle Möglichkeiten haben. Die hat der FC Augsburg, der nach langen Jahren im Amateurfußball nun im dritten Jahr in der 2. Liga spielt, nicht uneingeschränkt. Bayern München hat die vielleicht. Also ist das mit der Handschrift so eine Sache. Was man aber immer sehen sollte ist: eine gewisse Ordnung, die richtige Einstellung und einen guten Zusammenhalt.

SPOX: Haben Sie während der schwierigen Phase zu Beginn Veränderungen an Ihnen festgestellt oder sind Sie Ihrer Linie trotz der zum Teil berechtigten Kritik treu geblieben?

Fach: Wieso berechtigt?

SPOX: Die Ergebnisse haben nicht gestimmt.

Fach: Das ist eine typisch deutsche Sichtweise. Wenn man gewinnt, ist alles toll und die Leute klopfen einem auf die Schultern. Obwohl man grottenschlecht gespielt hat. Da schauen viele einfach nicht richtig hin. Ob ich mich verändert habe? Da bin ich der falsche Ansprechpartner, das müssten Sie die Spieler fragen. Aber ich hoffe nicht, dass ich mich groß verändert habe.

SPOX: Typisch deutsch ist offenbar auch die Diskussion um Führungsspieler. Brauchen Sie so jemanden in Ihrer Mannschaft und wer würde Ihrer Meinung nach beim FCA Ihr "verlängerter Arm" sein?

Fach: Da wird doch oft einfach irgendeiner genommen, der das überhaupt nicht ist. Was ist dann das Ergebnis? Die angeblichen Führungsspieler meinen dann, sie müssten in den Medien groß reden oder auf dem Platz die Kollegen zusammenscheißen, nur damit die Leute sagen: "Schau mal, der hat ne super Einstellung." Das ist völliger Blödsinn. Es gibt sicherlich den einen oder anderen Spieler, mit dem man sich bespricht. Aber das muss nicht unbedingt jemand sein, der immer spielt. Da wäre mir jemand in gehobenem Alter und mit viel Erfahrung wichtiger.

SPOX: Sind für die Winterpause noch Verstärkungen geplant oder gehen Sie mit dem Kader in seiner jetzigen Form in die Rückrunde?

Fach: Wir denken in alle Richtungen. Aber das werden wir nicht öffentlich tun. Wir setzen uns zu gegebener Zeit zusammen und treffen dann die nötigen Entscheidungen.

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