Duisburg: Neururer wird wohl Trainer

Von Daniel Börlein
Peter Neururer war zuletzt Trainer bei Hannover 96
© Getty

Hansa Rostock, der 1. FC Nürnberg und der MSV Duisburg - drei Klubs, die nach dem Abstieg an ihren Trainern festhielten, diesen mittlerweile aber ausgewechselt haben. Seitdem geht es in den Vereinen reichlich chaotisch zu. Premiere-Experte Jörg Berger nennt bei SPOX Gründe und erklärt, wie es nun weitergeht.

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Drei Trainer wurden in dieser Zweitliga-Saison bislang ausgetauscht, jedes Mal traf es den Coach eines Absteigers.

Trainerentlassungen keine Überraschung

Bereits nach zwei Partien warf Thomas von Heesen beim Club die Brocken hin, nach dem vergangenen Spieltag wurden Rudi Bommer und Frank Pagelsdorf in Duisburg bzw. Rostock entlassen.

Für Premiere-Experte Jörg Berger keine Überraschung. "Bei einem Absteiger herrscht immer eine ganz andere Erwartungshaltung. Das Umfeld, und häufig auch die Offiziellen, denken, dass man vom ersten Tag an wieder oben steht. Das ist allen drei Klubs nie gelungen", so Berger zu SPOX. "Und letztlich muss der Trainer die sportliche Misere verantworten, auch wenn es meist noch andere Gründe gibt."

Eines steht für den Zweitliga-Kenner Berger vor dem 13. Spieltag (14 Uhr im LIVE-TICKER und bei Premiere) allerdings fest: "Der Zug in Richtung Bundesliga ist noch für keinen der drei Klubs abgefahren. Das Potenzial für den Wiederaufstieg ist bei allen drei vorhanden."

Warum also wurden die Trainer gewechselt, und wie geht es in Rostock, Duisburg und Nürnberg nach den Trainerwechseln weiter?

MSV Duisburg: Neururer beerbt wohl Bommer

Warum musste der Trainer gehen? "Es tut mir menschlich leid um Rudi Bommer, der aber einen zermürbten Eindruck hinterließ, dem wir nicht mehr zutrauen konnten, unsere Ziele zu realisieren", so MSV-Boss Walter Hellmich.

Trotz monatelanger Fan-Proteste hielt die Klubführung der Zebras zum Trainer, nach der Heimniederlage gegen RW Ahlen und erneuter Anfeindungen gegen Bommer zog man denn doch die Reißleine.

"Eine derart vergiftete Atmosphäre kannte ich bislang nicht", sagte Sportdirektor Bruno Hübner zum Verhalten der Fans. Vor der Partie gegen Ahlen empfing das Publikum Bommer mit 6000 Roten Karten. Nach der Begegnung versuchten vermeintliche Anhänger den VIP-Bereich zu stürmen. "Das war der blanke Hass", so Hübner.

Wie geht es nach dem Trainerwechsel weiter? Co-Trainer Heiko Scholz übernimmt zunächst, wird das Feld aber schon bald wieder für "einen starken Mann, der unsere junge Mannschaft sicher durch diese Talsohle führt und die Zweite Liga kennt " (Hübner), räumen müssen.

Dieser Mann wird wohl Peter Neururer sein. "Es sind noch einige Vertragsdetails zu klären. Aber die Vertragslaufzeit und die Finanzen sind kein Problem. Da bin ich in drei Minuten mit fertig. Beim MSV verläuft alles sehr professionell, wir sind uns in den meisten Dingen einig. Die Mannschaft ist ambitioniert und will aufsteigen", so der 53-Jährige in der "Bild am Sonntag".

Auch MSV-Sportdirektor Bruno Hübner bestätigte den unmittelbaren Vertragsabschluss: "Wir gehen davon aus, dass wir den neuen Coach am Montagvormittag vorstellen können."

Selbst wenn Neururer doch nicht zum MSV kommen sollte, gäbe es eine Lösung. "Sollte das Gespräch mit unserem Topkandidaten scheitern, habe ich im Anschluss einen weiteren Termin mit einer ebenso interessanten Alternativlösung", so Hübner. Die letzte verbliebene Alternative wird wohl Klaus Augenthaler sein.

Die Duisburger wollen dem neuen Trainer jedoch nur einen Vertrag bis zum Saisonende geben. "Wir haben unsere klaren Vorstellungen, bei denen die Kandidaten, mit denen wir verhandelt haben, alle schlucken mussten," sagte der MSV-Sportdirektor.

MSV Duisburg: Zur Presseschau

Hansa Rostock: Kandidatenliste ist lang

Warum musste der Trainer gehen? "Die Entscheidung ist aufgrund der sportlichen Entwicklung in den letzten Wochen gefallen, mit der wir absolut nicht zufrieden sind", so Vorstands-Boss Dirk Grabow.

Seit vier Spielen gelang Hansa kein Dreier. "Wir haben bis zuletzt die Hoffnung gehabt, mit Pagelsdorf die Kurve zu kriegen", betont Grabow. Berger hat da allerdings eine andere Meinung: "In Rostock ist der Trainer förmlich demontiert worden. Was einige aus dem Vorstand dort von sich gegeben haben, war unter der Gürtellinie."

Wie geht es nach dem Trainerwechsel weiter? Zunächst übernimmt Urgestein Juri Schlünz. "Er ist aber definitiv nur eine Übergangslösung", stellt Grabow klar. Es wird ein Trainer gesucht, der "teamfähig und kommunikationsstark" (Grabow) ist und zudem das Nachwuchskonzept des Vereins mitträgt.

Als aussichtsreichster Kandidat gilt derzeit Thomas Doll. Der 42-Jährige erklärte schon vor Wochen, auch einen ambitionierten Zweitligisten übernehmen zu wollen. "Das ist sicher ein sehr bekannter Name", sagt Grabow dazu nur. "Doll kennt sich in Rostock gut aus, er hat dort gespielt, er weiß um die Verhältnisse dort. Es würde passen", so Ex-Hansa-Coach Berger. Auch Uwe Rösler (derzeit Viking Stavanger) und Falko Götz werden Chancen eingeräumt.

Ins Gespräch bringt sich auch ein weiterer ehemaliger Hansa-Profi. "Ich bin jederzeit bereit, in verantwortlicher Position zu Hansa zurückzukehren. Dann aber mit entsprechenden Kompetenzen", so Stefan Beinlich, der aber zu einem Posten im Management tendiert.

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1. FC Nürnberg: Effekt des Trainerwechsels verpufft

Warum musste der Trainer gehen? "Thomas von Heesen hatte sich bei den Fans und den Medien schon längst alles verscherzt", erklärte Präsident Michael A. Roth die Hauptgründe des Scheiterns.

Hinzu kam das interne Aufbegehren einiger Leistungsträger gegen Entscheidungen des Trainers, der seinem Team nicht die harte Realität der Zweiten Liga vermitteln konnte.

"Häufig setzen sich Spieler, die abgestiegen sind, gar nicht richtig mit der 2. Liga auseinander. Viele kennen die Liga gar nicht", erklärt Berger.

1. FC Nürnberg: Zur Presseschau

Wie ging es nach dem Trainerwechsel weiter? Erst im sechsten Spiel unter von Heesen-Nachfolger Michael Oenning gelang den Franken der erste Sieg, nur ein weiterer gelang in den vier folgenden Partien.

Nachdem der Trainer bereits einmal ausgetauscht wurde, soll es nun den Spielern an den Kragen gehen. "Wir sehen uns nach Alternativen um. Wenn es die Arrivierten nicht schaffen, dann müssen wir es mit anderen versuchen", so Manager Martin Bader.

Hinter den Kulissen tobt ein offener Machtkampf. Präsident Michael A. Roth attackierte öffentlich Manager Bader und Teile des Präsidiums und steht nun seinerseits unter Beschuss. Der nach einer außerplanmäßigen Präsidiumssitzung beschlossene Burgfriede steht wohl auf eher wackeligen Beinen und birgt weiteres Konfliktpotenzial.

Kein gutes Zeichen für Berger, der warnt: "Das hat es schon immer gegeben, dass eine Mannschaft in den Abstiegskampf reingerutscht ist, mit der man nicht gerechnet hat. Wenn man mal in einen Strudel hineingeraten ist, dann kann es ganz gefährlich werden."

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