"Unangebracht, vom Aufstieg zu sprechen"

Von Interview: Andreas Lehner
Frank Pagelsdorf will Hansa Rostock mit einem Kurztrainingslager wieder auf Kurs bringen
© Getty

Hansa Rostock sorgte mit einem 9:0-Sieg gegen Koblenz in der 2. Bundesliga für Furore, doch dann folgte mit drei sieglosen Spielen der Absturz. In Rostock brennt der Baum: Trainer Frank Pagelsdorf reiste mit seiner Truppe in ein Kurztrainingslager und der Vorstand traf sich mit dem Aufsichtsrat zu einer Sondersitzung - Pagelsdorf muss allerdings keine unmittelbaren Konsequenzen fürchten.

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"Wir haben die sportliche Situation gemeinsam analysiert. Die Gespräche waren konstruktiv, kritisch und sehr offen. Wir alle sind mit der momentanen Situation absolut unzufrieden", sagte Rostocks Vorstandsvorsitzender Dirk Grabow.

Er fordert gegen den VfL Osnabrück (So., 14 Uhr im LIVE-TICKER und bei Premiere) eine deutliche Leistungssteigerung. "Fakt ist, dass wir das kommende Spiel unbedingt gewinnen wollen. Wir wollen von der Mannschaft nach den zuletzt teilweise katastrophalen Leistungen ein anderes Gesicht sehen", meinte er.

Coach Pagelsdorf, der bei der Sitzung nicht dabei war, sprach mit SPOX über die Talfahrt nach dem 9:0-Kantersieg, die Probleme der großen Klubs in der 2. Liga und die angestrebten Saisonziele.

SPOX: Herr Pagelsdorf, ein 9:0-Rekordsieg gegen Koblenz und danach zwei Niederlagen und ein Unentschieden. Hat sich die Mannschaft vom Ergebnis blenden lassen?

Frank Pagelsdorf: Den Eindruck kann man nach dem Oberhausen-Spiel auf jeden Fall gewinnen.

SPOX: Gegen RWO hat man besonders die Aggressivität und das Feuer vermisst.

Pagelsdorf: Die Mannschaft hat gedacht, es mit spielerischen Möglichkeiten lösen zu können. Dazu sind wir aber momentan nicht in der Lage.

SPOX: Warum?

Pagelsdorf: Wir sind im Moment einfach noch nicht gefestigt. Und es wird auch noch einige Zeit dauern, bis sich die richtige Struktur innerhalb der Mannschaft etabliert hat.

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SPOX: Passt da auch der Rücktritt von Gledson als Kapitän nach der 2:4-Niederlage in Ingolstadt dazu?

Pagelsdorf: Ja. Die Mannschaft ist noch in der Findungsphase, was die Hierarchie anbelangt. Wir haben mit Tobias Rathgeb und Stefan Wächter zwei Spieler, die auch von der Erfahrung und vom Stellenwert innerhalb der Mannschaft in eine Führungsrolle hineinwachsen könnten. Beide sind aber verletzt und die junge Mannschaft kann das nicht so einfach kompensieren.

SPOX: Nicht zu kompensieren waren bisher auch die Abgänge von Tim Sebastian und Marc Stein.

Pagelsdorf: Es ist schon richtig, dass besonders im Abwehrbereich die Stabilität fehlt. Da macht es sich natürlich bemerkbar, dass wir mit Sebastian und Stein zwei Stammspieler verloren haben. Wir haben noch keine Idealformation gefunden und das merkt man.

SPOX: Sie haben auf die Krise mittlerweile reagiert. Die Trainingstermine werden erst kurzfristig bekanntgegeben und am Freitag ging es ins Kurztrainingslager nach Warnemünde. Was versprechen Sie sich von den Maßnahmen?

Pagelsdorf: Wir müssen aufgrund der Situation reagieren und wollen uns auf dieses Spiel ganz besonders fokussieren. Dementsprechend wollen wir uns in einer ruhigen Umgebung vorbereiten. Diese Ruhe brauchen wir - auch, um das ein oder andere Einzelgespräch zu führen.

SPOX: Kann man trotzdem weiter vom Aufstieg als Saisonziel sprechen?

Pagelsdorf: Es ist jetzt völlig unangebracht, vom Aufstieg zu sprechen. Wir müssen uns auf die kurzfristigen Ziele konzentrieren und die heißen Mannschaftsstabilisation und Verkürzen des Abstands nach oben bis zum Winter.

SPOX: Neben Rostock haben auch die anderen Absteiger Nürnberg und Duisburg Probleme in Liga 2. Woran liegt das?

Pagelsdorf: Die Ursachen sind schwer zu greifen. Es ist aber klar, dass es keinen großen Unterschied zwischen den Mannschaften aus der oberen und der unteren Tabellenhälfte mehr gibt. Das sieht man auch daran, dass wir gegen die vermeintlich kleineren Gegner erhebliche Probleme haben.

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