DFL vermeidet Gerichts-Marathon mit Koblenz

SID

Frankfurt/Main - Gerichts-Marathon verhindert, lautstarke Kritik eingehandelt: Der Vergleich mit dem Zweitligisten TuS Koblenz hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) vor einem monatelangen juristischen Hürdenlauf bewahrt, dafür aber heftige Reaktionen bei einigen betroffenen Vereinen ausgelöst.

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Vor allem die nach der Reduzierung der Strafe fast sicher abgestiegenen Clubs SC Paderborn und FC Erzgebirge Aue (beide 30 Punkte) nahmen den geschlossenen Vergleich, wonach Koblenz in der laufenden Spielzeit statt acht nur sechs und dafür in der kommenden Saison noch einmal drei Zähler abgezogen werden, mit Unverständnis auf.

Verschiebung der Punkte-Strafe ist möglich 

"Wir lassen das juristisch prüfen. Wie wir dann weiter vorgehen, werden wir in der kommenden Woche entscheiden", sagte Paderborns Hauptgeschäftsführer Martin Hornberger.

Aues Vizepräsident Bertram Höfer wetterte: "Wenn Koblenz bei der Abgabe der Lizenzierungsunterlagen nicht korrekt gehandelt hat, dann muss in der laufenden Saison bestraft werden.

Dass das Urteil jetzt zwar auf neun Punkte Abzug erhöht wurde, jedoch auf diese und die nächste Saison verteilt, ist lächerlich. Es widerspricht der bisherigen Argumentation." Beide Teams haben durch die Entscheidung statt fünf nun sechs Zähler Rückstand zum rettenden Ufer und kaum noch Hoffnung auf den Ligaverbleib.

Liga-Präsident Reinhard Rauball ist sich aufgrund dieser Konstellation und vor allem wegen nicht vorhandener Regeln der Brisanz des Falles bewusst, verteidigte aber die getroffene Vereinbarung.

"Die Verschiebung von drei Punkten Strafe in die neue Saison ist laut den Statuten ausdrücklich möglich." Der Hauptgrund für die Reduzierung des Punkte-Abzuges in der laufenden Spielzeit liegt jedoch darin, dass die DFL eine gerichtliche Überprüfung des von der Geschäftsführung gefällten Urteils vermeiden wollte.

Koblenzer wollen klare Verhältnisse

"Wir hätten die Möglichkeit gehabt, das ständige Schiedsgericht anzurufen, um die Bemessungsgrundlage der Strafe prüfen zu lassen. Das wäre eine never ending story geworden, denn die Bemessung der Strafe ist schwierig, weil es bis heute keine Messlatte oder Skala gibt. So etwas wäre auch schwer einzuführen, denn es gibt 40 verschiedene Fälle, die im Lizenzierungsverfahren eintreten könnten", sagte TuS-Aufsichtsratschef Walterpeter Twer.

Weil die Koblenzer (37) im Abstiegskampf klare Verhältnisse wollten, wählten sie das aus ihrer Sicht kleinere Übel.

"Das ist ein Pyrrhus-Sieg. Die zwei Punkte helfen uns im Moment natürlich weiter. Der Abzug von drei Zählern für die kommende Saison trifft uns aber sehr hart", sagte Trainer Uwe Rapolder. Auch Geschäftsführer Wolfgang Loos schwankte in seiner Bewertung: "Die Entscheidung ist nicht so ausgefallen, wie wir uns das erhofft haben. Aber wir müssen und können damit leben."

 Unterschiedliche Rektionen bei der Konkurrenz

Überrascht von der Wendung zeigten sich die Verantwortlichen von Kickers Offenbach (37). "Ich hätte eigentlich gedacht, dass das erste Urteil Bestand hat", sagte Sportmanager Michael Dämgen. Moderate Töne kamen dagegen aus Kaiserslautern (35), obwohl sich die Chancen der Pfälzer auf den Klassenerhalt über Nacht verschlechtert haben.

"Wir wollen sportlich die Klasse halten und nicht am Grünen Tisch in der Liga bleiben. Deshalb begrüße ich das Urteil. Vor allem ist wichtig, dass jetzt Klarheit herrscht", sagte Trainer Milan Sasic.