Die Domstadt riecht nach Kölsch

Von Florian Bogner / Torsten Nenner
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© Getty

München - Köln, 15.48 Uhr. Startschuss zu einer einzigen Party. Der 1. FC Köln ist 740 Tage nach dem Bundesliga-Abstieg wieder erstklassig - und der Jubel kennt keine Grenzen.

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Zehntausende Fans stürmen das Spielfeld, die Spieler übergießen sich mit Bier, werfen ihre Betreuer wahllos in den Pool und feiern mit Sektflaschen und Zigarren bewaffnet im Ermüdungsbecken feuchtfröhlich den Aufstieg.

Die besten Bilder der Aufstiegsfeier!

"Das wird eine geile Woche", verspricht Thomas Broich direkt nach dem 2:0 über den FSV Mainz 05. "Wir haben hier Vollgas gegeben, jetzt wollen wir auch zeigen, dass wir anderswo auch Vollgas geben können." Der Pfingstmontag wird ein Katertag in Köln.

Daum lässt Zukunft offen 

In mitten des Trubels: ein äußerlich aufgeräumter Christoph Daum. Nur die Augen lassen nach innen blicken. Feucht sind sie, lassen erahnen wie es um die Gefühlswelt des Trainers bestimmt ist. "Ich kann auf einige Erfolge - Meisterschaften, Pokalsiege - zurückblicken. Aber dieser Aufstieg ist etwas ganz besonderes. Von daher ordne ich diesen Erfolg ganz weit vorne mit ein", meint er.

Ob er bleibt? Jeder hofft es, keiner weiß es. Daum diplomatisch: "Wie meine Zukunft aussieht, werde ich in den nächsten Tagen mit den Verantwortlichen des Vereins besprechen. Ich möchte jetzt nicht im Überschwang der Gefühle eine Entscheidung bekannt geben." Und: "Diese Stimmung macht mir meine Entscheidung noch schwieriger."

Die Mannschaft sieht das anders. Broichs perfider Plan: "Wir warten jetzt bis der richtig besoffen ist, dann legen wir ihm einen neuen Vertrag hin." Daum winkt ab: "Ich habe einen laufenden Vertrag, deswegen brauche ich nichts zu unterschreiben." Fortsetzung folgt.

Hoffenheim fehlen neun Minuten

Offenbach. Hoffenheim war bis neun Minuten vor Schluss aufgestiegen, dann sorgte ein umstrittener Handelfmeter für den Ausgleich der Kickers - Aufstiegsparty verschoben. "Der Ball kommt mit 100 km/h, da ist gar keine Absicht dabei, da kann man mir nichts vorwerfen", meint Unglücksrabe Zsolt Löw.

1899-Coach Ralf Rangnick wirkt angeschlagen. "Wenn man bis zur 81. Minute führt und das Spiel komplett im Griff hat, dann ist man natürlich enttäuscht, wenn man noch mal eine Woche den Druck aushalten muss." Aber: "Jetzt ist Showdown am letzten Spieltag. Im eigenen Stadion den Aufstieg zu feiern - das ist das, worum es jetzt geht."

Torwart Ramazan Özcan sieht das gegenüber SPOX.com ähnlich: "Ab morgen werden wir alle Kräfte mobilisieren für das Spiel gegen Fürth. Wir werden moralisch in Topform sein. Ich habe keine Zweifel am Aufstieg." Hoffenheim hat Selbstvertrauen.

Freiburg bleibt in Lauerstellung 

Mönchengladbach. Die Borussia gönnt sich als sicherer Aufsteiger eine Pause, Freiburg siegt 3:2 und ist auf Platz fünf mit zwei Punkten und acht Toren Rückstand auf Hoffenheim noch nicht aus dem Rennen. Trainer Robin Dutt trocken: "Wir wollten nicht das Party-Programm von Gladbach sein."

Am letzten Spieltag kommt der SV Wehen in den Breisgau. Siegen und dann mal sehen. "Ich hoffe, dass es diesmal uns trifft", meint Ali Günes.

Klopp bleibt Optimist

Zurück nach Köln, die andere Kabine. Enttäuschte Mainzer müssen sich die Aufstiegsfeier des Gegners anschauen, haben vor dem letzten Spiel zwei Punkte Rückstand auf Hoffenheim. Die Hoffnung lebt. "Die Chance ist nicht minimal, sie ist da, sie ist greifbar. Dazu müssen wir den Löwenanteil beisteuern und einfach unser Heimspiel gegen St. Pauli gewinnen", fordert Jürgen Klopp.

Dessen Zukunft ist genauso ungewiss wie Daums. Steigt Mainz nicht auf, ist er weg. Wohin? Dortmund, Hamburg, vielleicht sogar Köln. Die Gerüchteküche rumort. In den Jubel der Kölner hinein meint Klopp: "Ich habe mir ein paar Bilder abgespeichert und bin nicht völlig hoffnungslos, dass wir das nicht nächste Woche auch noch haben werden." Klopp ist Optimist.

St. Pauli schlagen und auf Fürth in Hoffenheim hoffen ist die Devise für nächsten Samstag. "Wir hatten mit Fürth ja schon öfter Probleme sportlicher Natur. Ich glaube, die haben neun von zehn Spielen gegen uns gewonnen. Vielleicht helfen sie uns jetzt mal ein bisschen", sagt Manager Christian Heidel. Das Prinzip Hoffnung regiert.

Kritischer Overath - Wehmut bei Helmes

Bei den Kölner ist mittlerweile Präsident Wolfgang Overath in die Feierlichkeiten involviert, streut aber durchaus kritische Töne.

"Wir haben keine überragende Saison gespielt, es gab immer ein Auf und Ab. Der Teamgeist hat uns in entscheidenden Augenblicken vorher gefehlt, war aber einer der Gründe, wieso wir es zum Schluss doch geschafft haben."

Bei Patrick Helmes mischt sich derweil Wehmut in die Bierlaune. "Ich habe mein erstes Heimspiel im FC-Dress gegen Mainz bestritten, heute mein letztes. Das heutige Match war allerdings ein ganzes Stück wichtiger", sagt der nach Leverkusen wechselnde Stürmer.

"Man kann nicht schöner gehen. Ich habe dem Verein viel zu verdanken, ich liebe den Verein über alles. Ich bin froh, dass ich einen Teil dazu beitragen konnte, dass der FC wieder dahin kam, wo er hingehört: in die erste Liga." Sprach's und schloss sich seinen feiernden Kollegen an.

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