"Jürgen fragt mich um Rat"

Von Interview: Haruka Gruber
Klinsmann, Peters
© Getty

München - Hoffenheim in aller Munde: Als Aufsteiger auf dem Weg in die Bundesliga, als möglicher Kooperationspartner des FC Bayern, als Paradebeispiel für erfolgreiche Jugendarbeit in Deutschland.

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Im Interview mit SPOX.com spricht Bernhard Peters (48), bei 1899 Direktor für Sport- und Nachwuchsförderung, über die Zusammenarbeit mit den Bayern, Verbindungen zum zukünftigen FCB-Coach Jürgen Klinsmann sowie sein Verhältnis zum Ex-Konkurrenten Matthias Sammer.

SPOX: Wann wechselt Lukas Podolski nach Hoffenheim?

Bernhard Peters: Warum?

SPOX: Weil Klub-Mäzen Dietmar Hopp zuletzt mit den Worten zitiert worden war: "Ich könnte mir vorstellen, mit Jürgen Klismann und dem FC Bayern zu kooperieren. Zum Beispiel bei Ausleihgeschäften."

Peters: Nein, an Ausleihgeschäfte oder ähnliches ist nicht gedacht. Wie sollte es auch funktionieren? 1899 ist im Verhältnis zum FCB zwar ein kleiner Verein, wir stehen aber dennoch im gegenseitigen Wettbewerb. Wenn es zu einer Zusammenarbeit kommt, dann nur auf informeller Ebene.

SPOX: Das bedeutet?

Peters: Jürgen Klinsmann ist  intelligent genug, andere - wie auch mich - nach einem Ratschlag zu fragen. Genauso bin ich mir sicher nicht zu schade, von anderen Leuten etwas zu lernen. Solche Gespräche haben aber nichts mit irgendwelchen Kooperationsverträgen zu tun.

SPOX: Auch ohne Vertrag: Klinsmann und Sie stehen noch immer im engen Kontakt?

Peters: Wir verstehen uns sehr freundschaftlich, treffen uns manchmal, telefonieren über viele Dinge, tauschen uns aus. Zum Beispiel über seine Ideen, die er ab dem Sommer bei den Bayern umsetzen will.

SPOX: Setzt sich Klinsmann bei seiner ersten Station als Vereinstrainer durch?

Peters: Davon bin ich überzeugt. Er wird tolle Voraussetzungen vorfinden und mit sehr viel Akribie seine Philosophie vorantreiben. Natürlich muss bei einigen im Klub ein Umdenken in Gang gesetzt werden, aber Jürgen wird es mit seiner positiven Sturheit schon schaffen.

SPOX: Wird Klinsmann wie ein Tornado über den FC Bayern hinwegfegen? Ähnlich wie bei der Nationalmannschaft?

Peters: Die Ausgangspositionen kann man  nicht vergleichen. Das DFB-Team war in einem eher mäßigen Zustand, als Jürgen kam. Das kann man von den Bayern ja wahrlich nicht behaupten. Zumal auch klar ist, dass sich Jürgen in vielen Dingen umstellen muss, wenn er für eine Vereinsmannschaft arbeitet.

SPOX: Das bedeutet, dass er seine Forderungen nicht mehr ganz so offensiv formuliert? Müssen sich Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigges nicht warm anziehen?

Peters: Das wird die Zeit zeigen. Am besten, Sie fragen ihn selbst. Generell schlägt Jürgen immer ein hohes Tempo an, und da werden sich einige sicherlich noch wundern...

SPOX: Hoffenheim und die Bayern sind freundschaftlich verbunden. Sie mit Klinsmann oder Hopp mit Franz Beckenbauer. Dabei gilt 1899 dank seiner strukturellen Voraussetzungen langfristig als einzig wahrer Konkurrent für den FCB...

Peters:  Ach, das ist unheimlich weit hergeholt. Wir sind in der 2. Liga und bemühen uns, aufzusteigen. Die Bayern sind hingegen 21-maliger Meister. Wir sollten daher die Kirche im Dorf lassen, bescheiden bleiben und in Ruhe unsere Ideen weiterentwickeln. Vielleicht können wir in ein paar Jahren noch  einmal über das Thema reden.

Video: 1899-Mäzen Dietmar Hopp über sein Lebensprojekt!

SPOX: Demnach verspüren Sie von Bayern-Seite aus keine Animositäten bezüglich Hopps finanziellen Aufwendungen?

Peters: Überhaupt nicht. Es gibt andere Bundesligisten, die mit einem gewissen Neid zu uns blicken, der FC Bayern ist aber mit Sicherheit nicht dabei.

SPOX: Harmonisch geht es offenbar auch zwischen Ihnen und Matthias Sammer zu. Dabei hatte sich Klinsmann vor zwei Jahren vehement für Sie als DFB-Sportdirektor eingesetzt und gegen Sammer votiert, wie Sie in Ihrem jetzt erschienenen Buch "Führungs-Spiel" erzählen.

Peters: Es klingt vielleicht überraschend, aber es ist so, dass wir uns beide gut verstehen. Wir hatten nie ein persönliches Problem. Matthias Sammer hat genauso wenig wie ich gewollt, in der Öffentlichkeit als Duellanten dargestellt zu werden.

Im zweiten Teil des Interviews: Peters über Probleme in der 1899-Jugendarbeit, die Folgen des absurden Ducks und Differenzen mit Trainer Ralf Rangnick.

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