Höchste Strafe im Profifußball

Von SPOX
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© Getty

München - Der brutale Punktabzug für die TuS Koblenz erregt immer noch die Gemüter: Acht Zähler aufgrund von Verstößen gegen die Lizenzauflagen. Und das ausgerchenet in der Schlussphase einer laufenden Saison - Koblenz steckt plötzlich mitten im Abstiegskampf.

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Doch wie sehen eigentlich die Hintergründe zu den Verstößen aus? Und welche Möglichkeiten hat Koblenz nun, Einspruch gegen die Sanktion zu erheben? SPOX.com bringt Licht ins Dunkel.

1. Was genau wirft die DFL den Rheinländern vor?

Die Verstöße gegen die Lizenzauflagen betreffen die Transferverträge der beiden Spieler Marko Lomic und Branimir Bajic, die im vergangenen Sommer von Partizan Belgrad nach Koblenz kamen.

Nachdem die TuS zu Beginn der Saison die entsprechenden Verträge der angeblich ablösefreien Spieler der DFL vorlegte, reiste der ehemalige Geschäftsführer Hermann Gläsner im September nochmals nach Belgrad. Und nach Angaben des aktuellen Geschäftsführers Wolfgang Loos überwies Koblenz  - hinter dem Rücken der DFL - tatsächlich rund zwei Millionen Euro an Partizan. Ein Verstoß gegen die Lizenzauflagen.

Erst nach Gläsners fristloser Kündigung Ende vergangenen Jahres entdeckt wurden die entsprechenden Verträge angeblich entdeckt. Und so kam die DFL ihrem allgemeinen Grundsatz nach, Konsequenzen für Verfehlungen in Sachen Lizenzauflagen noch in derselben Saison zu bestrafen.

2. Wie kommt die Strafe zustande?

Grundsätzlich bieten sich dem Lizenzierungs-Ausschuss der DFL vier verschiedene Möglichkeiten, Klubs zu bestrafen, die gegen die Richtlinien des Lizenzierungsverfahrens verstoßen. Neben dem Verhängen von Geldstrafen und Punktabzug kann der Ausschuss einem Klub auch die Lizenz für die kommende Saison verweigern oder für die laufende Spielzeit entziehen.

Durch Verstöße gegen die Ligastatuten hat die DFL die Rheinländer bekanntermaßen mit einem sofortigen Abzug von acht Punkten und einer Geldstrafe von 200.000 Euro bestraft. Allerdings wirft die TuS der DFL eine gewisse Intransparenz der Entscheidung vor. Trotz offensichtlicher Mängel und Verstöße seien Klubs in der Vergangenheit vergleichsweise harmlos bestraft worden.

(Uwe Rapolder im Interview mit SPOX.com: "Die DFL schickt uns in die dritte Liga")

Mit dem 8-Punkte-Abzug bleibt die DFL im Koblenzer Fall nur einen Punkt unter dem in den Statuten vorgesehenen Höchstmaß. Noch nie hat es in der Geschichte des Profifußballs einen derart gravierenden Punktabzug gegeben.

Eine explizite Erklärung der DFL über das Zustandekommen des Strafmaßes gibt es bis dato allerdings nicht. "Wir halten das für sehr drastisch", sagte Loos, denn "die Strafe steht in keinem Verhältnis zum Vergehen."

3. Welche Schritte kann die TuS nun einleiten?

Loos kündigt einen Einspruch bei der DFL an: "Wir haben acht Tage Zeit, dagegen Beschwerde einzulegen. Man kann davon ausgehen, dass wir diesen Schritt gehen werden."

Beauftragt hat die TuS nun den renommierten Rechtsanwalt Christoph Schickhardt. Der Jurist bringt seine Einschätzung zum Strafmaß der DFL deutlich zum Ausdruck: "Diese Entscheidung lässt jedes Maß vermissen. Sie ist nicht haltbar und wird keinen Bestand haben."

Sollte die Beschwerde bei der DFL nicht von Erfolg gekrönt werden, kann der Verein noch den Vorstand des Ligaverbands als zweite Instanz anrufen. Zusätzlich erwägt die TuS eine Schadensersatzklage gegen den ehemaligen Geschäftsführer Hermann Gläsner, denn laut Aufsichtsrats-Vorsitzendem Walterpeter Twer sind nicht nur die DFL, sondern auch der Aufsichtsrat, die Spieler und die Fans getäuscht worden

4: Kommt die Sanktionierung für die TuS Koblenz völlig überraschend?

Natürlich ist das Ausmaß der Strafe äußerst heftig. Natürlich sieht sich die TuS zu Unrecht derart hart bestraft. Und natürlich hat die Sanktion zur Folge, dass es in den Fanforen der Rheinländer zu ersten Verschwörungstheorien gekommen ist.

Doch wie kann es in einem professionell geführten Klub dazu kommen, dass die internen Kontrollen zu Spielerverträgen nicht greifen? Auch in einem anderen Fall steht die TuS schon seit längerem im Visier der Staatsanwaltschaft Koblenz. Konkret soll es um ein Ermittlungsverfahren wegen Steuerhinterziehung gehen, das im Februar gegen zwei ehemalige Mitglieder des Vorstands eingeleitet wurde.

Es bleibt also festzuhalten, dass sicher auch auf Koblenzer Seite Fehler begangen wurden und sich der Klub nach dem Aufstieg in die Regionalliga 2004 womöglich finanziell übernommen hat. Zu einem ähnlichen Eingeständnis kommt auch der aktuelle TuS-Präsident Dr. Rüdiger Sterzenbach: "Hier konnten die Strukturen nicht mit dem rasanten sportlichen Aufstieg mithalten."

Schafft die TuS nach dem Punkteabzug noch den Klassenerhalt?