"Hoffentlich räumt Kuntz die Bude auf"

Von Interview: Torsten Nenner
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© Imago

Kaiserslautern - Für beide war es im Nachhinein betrachtet der richtige Schritt: Vom damals noch großen Bundesligisten Kaiserslautern in die Regionalliga-Provinz nach Hoffenheim.

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Die Rückkehr von Jochen Seitz (im Bild links) und des noch verletzten Selim Teber am vergangenen Wochenende mit 1899 an den Betzenberg wird wohl einmalig bleiben. Denn für beide Klubs scheint die 2. Liga nur eine Durchgangsstation zu sein.

Während der FCK nach der 0:2-Heimniederlage in Richtung 3. Liga taumelt, stehen die beiden Ex-Lauterer mit dem Aufsteiger vor dem Durchmarsch in die Bundesliga.

Im Interview mit SPOX.com äußert sich das Duo über das Chaos in der Pfalz und das angenehme Fußballer-Leben in Hoffenheim.

SPOX: Herr Seitz, Sie haben mit ihrem Wechsel vom FCK nach Hoffenheim alles richtig gemacht.

Jochen Seitz: Damals war es für mich unter Wolfgang Wolf, der nicht mehr mit mir plante, eine blöde Situation. Ich habe gewusst, dass es in Hoffenheim eine hervorragende Perspektive gibt. Dass es dann so schnell geht, daran war nicht zu denken. Umgekehrt konnte man nicht damit rechnen, dass es mit Lautern so schnell runter geht.

SPOX: Haben Sie Mitleid?

Seitz: Schon. Aber es hat mich geärgert, wie mich Wolf damals abserviert hat.

Selim Teber: Ich hatte hier zwei schöne Jahre, meine erste Profierfahrungen gesammelt und viel gelernt. Natürlich tut es einem Leid, wenn solch ein Traditionsverein mit den Zuschauern und diesem Stadion ziemlich tief im Dreck steckt.

SPOX: Beobachten Sie noch, was in Lautern vor sich geht?

Teber: Es ist richtig schade. Ich hoffe, dass Stefan Kuntz die Bude richtig aufräumt.

Seitz: Ich drücke dem FCK trotzdem die Daumen, dass Sie die kleine Chance nutzen werden, um in der 2. Liga zu bleiben. Es wäre schade, wenn so ein Traditionsverein absteigt.

SPOX: Ging es zu Ihrer Zeit ähnlich chaotisch zu wie jetzt?

Seitz: Damals standen wir unter Kurt Jara in der Bundesliga auf dem achten Platz. Das war auf einmal auch nicht mehr gut genug und er wurde entlassen. Da muss man schon auf dem Teppich bleiben.

Teber: Während meiner Zeit mussten sich verdiente Spieler wie Harry Koch, Georg Koch oder Mario Basler traurig verabschieden. Als ich mal drei Monate weg war, kannte ich anschließend noch zwei Spieler aus dem Vorjahr. Und so ging es weiter. Wenn jedes Jahr eine neue Mannschaft aufläuft, ist es schwierig eine Einheit zu bilden.

SPOX: Lautern hätte gerne den sportlichen Erfolg und den finanziellen Hintergrund wie Hoffenheim. Gibt es etwas, was Sie gerne vom FCK hätten?

Teber: Lautern hat eine riesige Tradition und ein schönes Stadion. Das bekommen wir jetzt auch. Und die Fans werden bei dem Fußball, den wir spielen, dann auch kommen. Davon bin ich überzeugt. Ich glaube, dass dann eher Lautern etwas von uns wollen würde als umgekehrt.

Seitz: Wir hätten mit Sicherheit gerne die Tradition, das Stadion und die vielen Fans, die trotz der schlechten Situation auch weiter zu den Spielen kommen.

SPOX: Ist es als Spieler eher beruhigend zu wissen, dass die Mannschaft nächstes Jahr noch stärker wird, weil Geld genug vorhanden ist. Oder bangt man um seinen eigenen Platz?

Seitz: Der finanzielle Hintergrund ist eine sehr interessante Sache. Aber natürlich muss man abwarten, wie der Kader zusammengestellt wird und wie die persönliche Perspektive aussieht.

Teber: Wenn man den Kader anschaut, denke ich nicht, dass sinnlos Geld ausgegeben wurde. Wir wurden punktuell verstärkt. Von der Konkurrenz profitieren alle Spieler. Ich habe nichts dagegen, wenn gute neue Leute kommen.

SPOX: Käme der Aufstieg zu früh?

Seitz: Zu früh ist ein Aufstieg nie. Durch den finanziellen Hintergrund, den wir haben und das neue Stadion, das gebaut wird ist alles darauf ausgerichtet, dass wir in der 1. Liga gut mitspielen können.

SPOX: Wie ist es, wenn man als Abwehrspieler dem starken Offensivquartett Copado, Carlos Eduardo, Ba und Obasi beim Spielen zuschauen kann?

Seitz: Wir haben hervorragende Leute geholt. Wir sind individuell so stark, dass wir immer ein Tor schießen können. Aber auch die Abwehr ist nicht total blind. Schließlich haben wir in der Rückrunde sieben Mal zu Null gespielt.

SPOX: Was macht den derzeit den Erfolg aus?

Teber: Wir haben zu einer Einheit gefunden und haben einen ausgeglichenen Kader, der Ausfälle wegstecken kann. Man hilft sich gegenseitig.

Seitz: Wir profitieren von der mannschaftlichen Geschlossenheit und dem Selbstbewusstsein, dass wir jeden Gegner schlagen können.

SPOX: Schauen Sie auf die Ergebnisse der anderen Teams?

Seitz: Das müssen wir gar nicht. Wir sind Zweiter und so lange wir unsere Aufgaben erfüllen, ist das nicht interessant.

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