Hollywood-Schnulze auf'm Kiez

Von Andreas Lehner
Pliquett, St. Pauli
© Getty

München - Das rheinische Derby zwischen Köln und Mönchengladbach sorgte für viele Diskussionen. In die Schlaglichter des 27. Spieltags hat es das Derby trotzdem nicht geschafft.

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Frustabbau mit Milan: Wer sich noch erinnern kann, in den Schlaglichtern zum 25. Spieltag hatten wir Milan Sasic und sein ruhiges Gemüt gelobt und wie gut seine Person zum Runterkommen dient. Es scheint, als hätte der Kroate das gelesen und wollte gleich noch einen Beweis für unsere Behauptung liefern. Nachdem der FCK mal wieder ein Heimspiel verloren hatte und sich seine Spieler in die Kabine verabschieden wollten, rief sie Sasic zu sich und reihte sie vor den aufgebrachten Fans in der Westkurve auf. Sasic selbst nahm demütig Haltung an. Dann konnten die Fans mehr als fünf Minuten der Mannschaft mal so richtig den Marsch blasen. Wenn das nicht zur Entspannung dient...

So weit die Füße tragen: Was man nicht alles macht für seinen Verein! Vier Offenbach-Fans hatten letztes Jahr das Gelübde abgelegt, den Rhein hochzurudern, wenn die Kickers nicht absteigen. Nun, es wurde ein Fußmarsch ins 150 km entfernte Koblenz. Besondere Vorkommnisse? "Wir sind einmal mit Chinaböllern beschmissen worden", meinte einer der Jungs, Matthias Schmidt vom Fanklub Dick und Durstig Offenbach. Und sonst? Blasen an den Füßen, so dass sie sich während des Spiels hinsetzen mussten. Fazit: "Wir sinn platt jetzt." Vielleicht belohnt sie der Klub mit einer Stehplatzkarte.

Agritis ist kein Türker: Ein Stürmer wird an seinen Toren gemessen. So heißt es jedenfalls. Da dies auch im Falle von Anastasios Agritis gilt, war dessen Arbeitsnachweis vor dem 27. Spieltag ziemlich dürftig. 17 Einsätze, kein Tor. Im 18. Anlauf und nach 982 Minuten durften sich die Offenbacher endlich über ein Tor des Griechen freuen. Gut, dass es Suat Türker gibt.

Gespaltene Persönlichkeit: Kommen wir zum nächsten Stürmer mit der Seuche: Stefan Reisinger. Natürlich nicht in dieser Saison, auch nicht in der letzten und auch nicht in der vorvorletzten. Aber in der vorletzten. Nur blöd, dass er dort bei 1860 München spielte und dort mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt wurde. Bei den Löwen hatte er das berühmte Scheunentor nicht getroffen.

Gegen die Löwen läuft's umso besser. Zweimal schenkte er den Blauen beim 3:1 ein, den dritten Treffer bereitete er vor. Die Löwen werden ihren Ex-Stürmer gar nicht erkannt haben. Nur einmal, als er aus fünf Metern den Ball an den Pfosten semmelte, werden sie gedacht haben: "Ah, da schau her, der Reisinger spielt auch mit!"

Kann man klüger machen: Weniger klug stellte sich Reisingers Sturmpartner Cidimar an. In der 78. Minute eingewechselt, traf in der Nachspielzeit, riss sich das Trikot vom Leib (Pflichtverwarnung), kletterte zum Jubeln auf den Zaun (Pflichtverwarnung) und flog folgerichtig mit Gelb-Rot runter. Wie er das wohl Bruno Labbadia erklärt hat?

Weichei am Kiez: Bendikt Pliquett stand zum ersten Mal in der 2. Liga zwischen den Pfosten und durfte gleich ein 5:0 gegen Freiburg feiern. Beim letzten Spiel stand er noch im Fanblock. Weil dieses Erlebnis nach klassischer Hollywood-Schnulze klingt und es so schön war, stand er kurz davor "loszuheulen". Passt irgendwie gar nicht auf den Kiez.

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