Ein Fall für Masochisten

Von Für SPOX in Osnabrück: Jörn Duddeck
Kaiserslautern,
© DPA

Osnabrück - "Die Lust auf den FCK ist immer noch da", betonte der neue Kaiserslauterer Vorstandsvorsitzende in spe, Stefan Kuntz, unlängst. Der immer noch beim VfL Bochum angestellte Manager hält trotz der Querelen im Lauterer Umfeld an seinen Umzugsplänen Richtung Pfalz fest. Doch am Spiel und an der Außendarstellung der Pfälzer können derzeit nur Masochisten Lust empfinden.

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Osnabrücks Präsident Dr. Dirk Rasch gab auf der Pressekonferenz im Anschluss an den 2:0-Sieg im Abstiegsgipfel an der Bremer Brücke im kurzen Zwiegespräch mit Lauterns Coach Milan Sasic Einblick in sein angespanntes Seelenleben: "Fußball wäre so ein schöner Sport, wenn da nicht immer dieser Druck wäre."

"Fußball ist doch trotzdem ein schöner Sport", entgegnete der Kroate locker eine Tasse Kaffee zu sich nehmend. Zumindest äußerlich ließ sich der ehemalige Koblenzer nicht wirklich anmerken, wie sehr ihm der desolate Auftritt seiner Teufel am Montagabend zusetzte.

Später sprach er Klartext: "Wir haben Leidenschaft, Entschlossenheit und Siegeswille komplett vermissen lassen. Ich bin sehr enttäuscht von einigen Spielern, die teilweise alibihaft gehandelt haben. Wenn wir so spielen wie heute, dann haben wir im Kampf um den Klassenerhalt keine Chance."

Kein richtiger Existenzkampf

In der Tat ließen die Pfälzer so ziemlich alle elementaren Tugenden vermissen, die im Abstiegskampf notwendig sind. An der Lauterer Spielweise war überhaupt nicht zu erkennen, dass es um die Existenz ging. Man agierte so verhalten, als sei man mit einem Punkt hochzufrieden.

Lauterns immerhin kämpferisch starker Mittelfeldmann Stefan Lexa bestätigte nach der Partie gegenüber SPOX.com: "Aus einer kompakten Grundhaltung wollten wir schnell nach vorne spielen. Das hat auch  phasenweise ganz gut geklappt. Beim ersten Gegentor lassen wir Nico Frommer einfach gewähren. Er dreht sich in den Ball rein und keiner attackiert. So etwas darf nicht passieren."

Nur lange Bälle

Der gegen seinen Ex-Verein glänzend aufgelegte Osnabrücker Linksaußen Andreas Schäfer zeigte sich dann auch ein wenig verwundert über die Lauterer Harmlosigkeit: "Die haben nur mit langen Bällen agiert. Dadurch konnten wir unsere gelegentlichen Kunstpausen gut überstehen."

Mehr Mut zur Offensive wäre aus Lauterer Sicht im Osnabrücker Hexenkessel dringend angebracht gewesen. Zwar gelten die Osnabrücker nicht gerade als Filigrankünstler, doch ohne frühzeitiges Stören und konsequentes Nachsetzen kann man wohl kaum einen Profi zu Fehlern zwingen.

Jendrisek nicht im Kader

Selbst als Sasic später die Zahl der Pfälzer Stürmer sukzessive auf drei erhöhte, brachte man das Kunststück fertig, mit allen drei Spitzen weiter in der eigenen Hälfte zu verteidigen. Was natürlich auch daran lag, dass Sascha Kotysch nach einer Stunde Gelb-Rot sah.

Zu allem Überfluss verzichteten die Roten Teufel aus disziplinarischen Gründen mit Eric Jendrisek auf den immer noch statistisch stärksten Angreifer. Die Folge war eine stete Überlastung der ohnehin nicht sattelfesten Hintermannschaft.

Ganz anders Sasics Gegenüber Claus-Dieter Wollitz, der gleich drei Spieler in den Sturm beorderte und selbst im so wichtigen Druckspiel kein Risiko scheute.  "Ich wollte mit drei Stürmern Druck entfachen. Es tut mir unheimlich leid für unseren zuletzt starken Mittelfeldspieler Henning Grieneisen, dass ich ihn der offensiven Taktik opfern musste", meinte Wollitz.

Offene Machtkämpfe

Die FCK-Fans nahmen weniger Mannschaft und Trainer, sondern vornehmlich die Vorstandsetage mit überdeutlichen "Vorstand-Raus"-Rufen ins Visier. Einen Alleinschuldigen im Lauterer Umfeld für die Misere zu finden fällt schwer. Unverkennbar ist, dass zwischen Vorstand und Aufsichtsrat seit Monaten offene Machtkämpfe ausgetragen werden.

Mit Fritz Fuchs warf kurzfristig nun auch der dritte sportliche Leiter im Laufe der Saison das Handtuch. Insider vermuten, dass Fuchs mit dem Posten des Vorstandsvorsitzenden liebäugelte und sauer darüber war, dass Aufsichtsratschef Dieter Buchholz und der aktuelle Vorstandsvorsitzende Erwin Göbel den Noch-Bochumer Kuntz, ohne Absprache mit den übrigen Vorstandsmitgliedern, kontaktierten.

Vorstandssprecher Bauckhage diplomatisch

Raum für Spe­kula­tio­nen bietet aber weiterhin Fuchs' haupt­amt­liches Enga­gement beim Unter­neh­mer Hartmut Ostermann, der seinen Mann für den Mana­ger­job frei­stellte, gleich­zei­tig aber auch als poten­ziel­ler neuer Investor am "Betze" gehandelt wird.

Vorstandssprecher Hans-Artur Bauckhage kommentierte gegenüber SPOX.com die Machtkämpfe am Betzenberg diplomatisch: "Warum soll ich mich darüber ärgern, wenn andere Leute Entscheidungen treffen? Wichtig ist, dass der Verein wieder in ruhige Fahrwasser kommt und dass Stefan Kuntz die Planung der neuen Saison angehen kann."

Training scheitert an fehlenden Schlüsseln

Einen Zusammenhang zwischen dem Fuchs-Rücktritt und den schwachen Leistungen wollte er nicht bestätigen: "Milan Sasic ist ein erfahrener Mann. Heute hätte eine Begleitung wenig genutzt."

Vielleicht hätte eine Begleitung aber vor dem Spiel genutzt, denn am Donnerstagabend fehlte der Schlüssel zum Trainingsgelände, was ein Mannschaftstraining unmöglich machte. Typisch für den FCK in diesen Tagen.

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