Heiße Kiste am Rheinufer

Von Daniel Paczulla
Stefan Effenberg, Toni Polster
© Imago

München - Auf diese Spiele warten die Fans jede Saison. Keine anderen Partien elektrisieren die Anhänger mehr. In Köln ist es jetzt wieder so weit. Es ist Derby-Zeit!  

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Im RheinEnergie Stadion steht das 89. Rheinische Duell zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach auf dem Programm (20.15 Uhr im SPOX-TICKER und bei Premiere). 

Doch diesmal bezieht das Derby seinen Reiz nicht nur aus der Rivalität der Klubs. "Es ist nicht nur wichtig für die Fans und die Tradition", betont Kölns Keeper Faryd Mondragon, "sondern auch für unseren weiteren Weg." Und der soll in die Bundesliga führen.

Köln belegt aktuell den vierten Platz (45 Punkte) und kann mit einem Erfolg auf einen Aufstiegsplatz springen. Dort stehen die Gladbacher bereits und wollen ihre Tabellenführung (51 Punkte) mit einem Dreier untermauern. 

Die Historie des Rheinischen Derbys in Bildern

Mal wieder ein sportlicher Aspekt

Derby hin, Derby her, der ganz besondere Flair der Vergangenheit fehlt dennoch ein wenig. Damals als eine Niederlage für Fans wie Spieler noch einer Katastrophe gleich kamen. Damals als Günter Netzer (Gladbach) und Wolfgang Overath (Köln) noch um nationale und internationale Titel kämpften.

SPOX blickt neben den brisantesten Derbys auch auf das traurigste zurück.

Netzer gegen Overath: Das Derby war zehn Jahre lang auch das Duell zweier Spielmacher. Auf Seiten der Kölner führte Wolfgang Overath (1963 - 1977) Regie, auf Gladbacher Seite war es Günter Netzer (1963 - 1973).

Doch die Rivalität der Vereine übertrug sich nicht auf die private Ebene der beiden Protagonisten. Netzer und Overath verstanden sich außerhalb des Platzes sehr gut. So lud Netzer beispielsweise seinen Nationalmannschaftskollegen zur Eröffnung seiner Diskothek "Lovers" 1971 ein.

Das erste Mal in der Bundesliga: Am 20. November 1965 trafen die beiden Rivalen in der neugegründeten Bundesliga erstmals aufeinander. Am 13. Spieltag gastierten die Kölner in Gladbach und holten einen 3:2-Auswärtssieg. Christian Müller, Hennes Löhr und Karl-Heinz Thielen schossen den Erfolg heraus.

Das erste Duell auf europäischen Parkett: Doch nicht nur in der Liga kam es zu direkten Aufeinandertreffen. Im Achtelfinale des UEFA-Cups 1972/73 spielten die Teams gegeneinander. Im Hinspiel trennten sich die Kontrahenten noch torlos.

Doch im Rückspiel erlebten die Kölner ein Debakel. Gladbach erteilte dem Rivalen eine schmerzliche 5:0-Abfuhr. Henning Jensen (2), Christian Kulik, Berti Vogts und Bernd Rupp ließen die Fohlen jubeln.

Netzers große Stunde: Und auch im DFB-Pokal kreuzten sich ihre Wege. Wie im dramatischen Finale von 1973, das als eines der kuriosesten der Geschichte einging. Günter Netzer schmorte 90 Minuten auf der Ersatzbank, weil Gladbachs Trainer Hennes Weisweiler über dessen Wechsel zu Real Madrid verärgert war.

Nach der regulären Spielzeit stand es 1:1. Und in der Verlängerung verlor Netzer die Nerven und wechselte sich selber ein. Keine drei Minuten später erzielte er das 2:1. Mit seiner einmaligen Aktion bescherte Netzer den Fohlen den Pokalsieg. 

Die missglückte Revanche: Eine Möglichkeit zur Revanche hatten die Kölner dann im UEFA-Cup-Halbfinale. In der Saison 1974/75 kam es erneut zum Duell zwischen den Rivalen auf europäischer Bühne. Die Geißböcke allerdings zogen erneut den Kürzeren.

Gladbach fuhr schon im Hinspiel einen 3:1-Auswärtserfolg ein und machte im Rückspiel (1:0) die Endspielteilnahme perfekt. Einen knappen Monat später holten sich die Fohlen erstmals den UEFA-Cup.

Der dramatische Titelkampf: 1978 hatten die Kölner dann allerdings das bessere Ende für sich. Im Kampf um die Deutsche Meisterschaft lieferten sich beide Vereine ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Köln ging nur durch das bessere Torverhältnis als Tabellenführer in den letzten Spieltag. Gladbach musste zehn Tore aufholen und war auf dem besten Weg dahin.

Mit dem höchsten Bundesliga-Sieg der Geschichte deklassierten die Fohlen Borussia Dortmund mit 12:0. Am Ende reichte es aber nicht zum Titel, da Köln in Hamburg mit 5:0 gewann.

Verlorener Glanz: Mit Gründung der Bundesliga zählten beide Teams bis in die 80er Jahre zu den Top-Teams in Deutschland und Europa. Zusammen holten sie acht Meisterschaften, sechs Pokalsiege und zwei UEFA-Cup-Titel.

In den 90ern ging der Anschluss an die Spitze allerdings verloren. Der negative Höhepunkt für beide Vereine war der jeweilige Abstieg in die 2. Liga. Köln erwischte es 1998, Gladbach ein Jahr später.

Das traurigste Derby: Durch die Abstiege fand die Partie 1999 erstmals in der Derby-Geschichte nicht in der höchsten deutschen Spielklasse statt. Die Fohlen empfingen die Kölner am 27. September in der 2. Liga. Die Borussia gewann mit 3:1.

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