Sprachpäbste und Schuhflicker

Von Oliver Wittenburg
Klaus-Dieter, Wollitz
© Imago

München - Am 22. Spieltag ging es in die Vollen. Es gab Sprachunterricht, Modetipps, Imagekorrekturen und entwaffnend ehrliche Statements. Steht alles in den Schlaglichtern.

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Voll ironisch: Dass Pele Wollitz früher einen feinen Ball gespielt hat, das lernen die Kinder hierzulande ja schon in der Grundschule. Nicht umsonst wurde ja schließlich Brasiliens bester Fußballer ever nach dem gebürtigen Brakeler benannt. Dass Wollitz aber auch sprachlich eine feine Klinge führt, ist noch nicht in den Lehrplan eingegangen. Sollte aber. Kritikern in und um Osnabrück hielt er entgegen: "Entschuldigung, dass wir nach mehreren Jahren in der Champions League nur guten Zweiligafußball spielen." Klasse Konter gegen die Nörgler. Auswendig lernen!

Voll umständlich: Felix Zwayer ist ein Mann aus der neuen Schiedsrichter-Generation, 26 Jahre erst alt, mit Interesse an Modischem, kein alter Griesgram-Sack von Hintermwald. Am Sonntag pfiff er in München. 1860 gegen Aachen. Aber ehe es losgehen konnte, hatte Herr Zwayer ästhetische Bedenken gegen Löwen-Torhüter Tschauner bzw. dessen Oberbekleidung. Das hellblaue Shirt tat's nicht. Hellblau trägt ja ein jeder. Schwarz? Zu trist. Gelb? Gott bewahre. Am Ende spielte Tschauner in Grün. Zwayer gefiel's, Tschauner hielt zu Null und der Rest ist kalter Kaffee.

Voll ehrlich: Ardian Djokaj ist ein Schelm. Ehe er zum 1:0 für Koblenz gegen Jena traf, spielte er den Ball - wenn auch sehr geschickt und im Sinne der Sache sehr nützlich - regelwidrig mit der Hand. Das ist böse, weiß jeder. Als veritabler Finstermann wäre der Montenegriner in die Geschichte des Spieltags gegangen, hätte er anschließend gesagt: "I don't know. I have to watch the scene on TV first. I'm not sure. Maybe it was hand, maybe not." Djokaj sagte aber: "Yeah, it was hand. Sorry, but this is football - sometimes you have to do something."

Voll praktisch: Gesegnet ist, wer nicht zwei linke Hände hat, sondern zwei, die in der Lage sind, sinnstiftend zusammen zu arbeiten - wie etwa der Schuhflicker von Aue. Tomasz Kos war im Spiel in Gladbach bei einem Pressschlag der Schlappen total verreckt. Wo jetzt bei den Großkopferten jemand aus dem Stab mit einer ganzen Kollektion von Ersatzschuhen anrückt, kommt beim FC Erzgebirge der Schuhflicker. Ordentlich Tape um den maladen Stiefel, weiter geht's. Wer kann, der kann eben...

Voll krass: St. Paulis Alexander Ludwig nahm billigend eine Verletzung seines Offenbacher Berufskollegen Moses Sichone in Kauf, als er diesem auf den Oberschenkel sprang. So heißt das immer. Möglich auch, dass Ludwig gar nichts billigend in Kauf nahm, sondern einfach nur durchgedreht ist. Wer weiß das schon?

Voll böse: Der Reisinger aus Fürth gilt nun nicht gerade als eine der schillerndsten Figuren des Fußballs hierzulande. Doch sein Image hat sich am Wochenende krass gewandelt. Seine bösen Blicke in Richtung seines Chefs Bruno Labbadia beim Torjubel - das war schon gehobenes Bad-Boy-Format. Das erkannte auch der Klub und bat den Revoluzzer zur Kasse: 2000 Euro, aber man muss auch mal Geld in die Hand nehmen, um seinen Marktwert zu steigern.

Voll normal: Die Löwen treffen nie ins Tor und Suat Türker immer. Oder etwas genauer: Zum achten Mal in den letzten elf Spielen erzielte 1860 in der Liga kein Tor. Offenbachs Türker traf dagegen im siebten Spiel hintereinander, womit er seinen eigenen, letzte Woche aufgestellten Saisonrekord ausbaute. To be continued...

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