Alle Macht dem Trainer

Von Florian Bogner
Kjetil Rekdal, Kaiserslautern
© Imago

München - Am Ende sind es also doch vier geworden. Vier Neue am Betze. Nur die Panikmacher aus Aue haben im Winter kräftiger zugeschlagen, dort tummeln sich fünf neue Spieler beim Training.

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Allein ob es reichen wird, weiß man beim FCK nicht. Der Verein ist arm wie eine Kirchenmaus, das weiß man, deswegen sind es auch nicht die Henrys und Benzemas dieser Welt geworden, sondern Weigelt, Iacob, Lamprecht, Mandjeck.

Man darf gespannt sein, wie sich Kaiserslautern zum Rückrundenauftakt bei Borussia Mönchengladbach (18 Uhr im LIVE-TICKER und bei Premiere) schlagen wird. 

Vor der Winterpause herrschte Chaos - auf dem Platz (2:3 gegen Jena) und in der Chef-Etage. Toppmöller rein. Der soll neue Spieler holen. Toppmöller raus, weil kein Geld für neue Spieler da ist.

Jetzt muss man mit dem auskommen, was woanders abfiel: Benjamin Weigelts Vertrag wurde in Aachen aufgelöst, Christopher Lamprecht hatte bei gefühlten 25 neuen Spielern keine Perspektive mehr in Wolfsburg, Georges Mandjeck durfte beim VfB Stuttgart nicht in der Regionalliga-Mannschaft ran, weil er keinen Pass aus der EU besitzt.

Ganze Region bangt

Nur Victoras Iacob hat viel Geld gekostet, 500.000 Euro um genau zu sein. Die konnte der FCK nur auftreiben, weil das Missverständnis Esben Hansen glimpflich gelöst wurde - von den 650.000 Euro Sommer-Ablöse zahlte Odense BK einfach 400.000 zurück und nahm Hansen gleich wieder mit.

Die sportliche Verantwortung trägt Kjetil Andre Rekdal nun alleine auf seinen Schultern. Vor dem Winter fast schon geschasst, ist der Trainer jetzt der starke Mann. Dahinter, als Sportdirektor, steht der ehemalige Spieler Fritz Fuchs. Ehrenamtlich, versteht sich.

Fuchs weiß, um was es geht, welch Kollateralschaden der FCK, die ganze Region nehmen würde, wenn am Ende der Saison nicht ein Platz unter den ersten 14 herausspringt. "Es geht um die Existenz des Klubs", erzählt er jedem, der das gern oder ungern hören will."

"Sonst ist es aus, sonst steigen wir ab!" 

"In den nächsten vier Monaten müssen alle mit Herz und Seele dabei sein, alles geben. Sonst ist es aus, sonst steigen wir ab!" Fuchs ist hemdsärmelig, einer der anpackt. So einen brauchen sie jetzt auch auf dem Platz.

Doch wer soll das sein? Die Kaderliste liest sich - mit Verlaub gesagt - wie ein Regionalliga-Kader. Kein Wunder, mehr als die Hälfte der Rasselbande, die Rekdal befehligt, spielte bis vor kurzem noch in der zweiten Mannschaft des FCK oder in der A-Jugend.

Die zweite Mannschaft stieg im vergangenen Jahr ohne Sieg aus der Regionalliga ab. Die Verunsicherung der jungen Wilden war in der Hinrunde beinahe greifbar, die Planlosigkeit vor dem Tor teilweise erschütternd.

Hoffnungen ruhen auf Iacob

Ob die neuen sofort helfen können, ist fraglich. Lamprecht zog sich beim ersten Testspiel nach einem Probetraining gleich einen Kapselriss zu, Weigelt ("Ich habe Führungsqualitäten") ist normalerweise keiner, der den Kahn alleine rumreißt. Mandjeck ist talentiert, keine Frage, muss sich aber im offensiven Mittelfeld mit großen Erwartungen rumplagen, an denen Sommer-Neuzugang Patrice Bernier (auch ein guter, technisch versierter) schon zerbröckelt ist.

Bleibt nur Iacob, der mit Champions-League-Erfahrung von Steaua Bukarest gekommen ist, bereits 44 Ligatore in Rumänien vorzuweisen hat und mit 27 Lenzen durchaus als erfahrener Mann gesehen werden kann. Der meiste Druck wird jedoch auf Rekdal lasten.

Schweres Auftaktprogramm 

Auf ihn wird sich die Presse einschießen, ihm wird das fehlende Selbstvertrauen und die fehlende Durchschlagskraft angelastet werden, wenn die Ergebnisse wieder nicht stimmen - es ist ja sonst keiner da, dem man es ankreiden könnte. Beim Auftaktprogramm Gladbach (A), 1860 München (H) und Fürth (A) kein utopisches Szenario.

Auch Fuchs sagt: "Der Trainer hat die Verantwortung. Er muss Punkte holen." Die ersten drei Spiele werden wichtig, für die Außendarstellung, für die Richtung, in die es gehen soll.

Für Rekdal nicht. "Die entscheidenden Spiele um den Klassenerhalt kommen später. Und die musst du gewinnen." Damit hat der Norweger durchaus Recht. Aber vielleicht ist es dann auch schon fast wieder viel zu spät.